pollakiV oun allote ton logon
en thi scolhi proballomenon
ekklinaV atrema
kai parelqwn
enancoV upo twn uiwn elhfqhn
xenoiV tisi sumfilotimoumenwn
ouV euquV ek Delfwn apairein
mellontaV ouk hn
euprepeV
paragein oude
paraiteisqai
pantwV akousai ti proqumoumenouV
Oft nun, wenn mir ein anderes Mal diese Frage in der Schule vorgelegt
wurde,
habe ich leise abgelenkt und bin darüber hinweggegangen,
wurde neulich aber von meinen Söhnen auf das Thema festgelegt,
die gerade mit einigen Fremden sich darum bemühten,
und da diese im Begriffe waren, alsbald von Delphi abzureisen, so war
es nicht schicklich,
die Sache hinzuziehen oder nein zu sagen,
da sie durchaus etwas darüber hören wollten.
wV de kaqisaV para ton newn
ta men autoV hrxamhn zhtein
ta d'
ekeinouV erwtan
upo tou topou kai twn logwn
autwn [anemnhsqhn]
a palai pote kaq'
on kairon epedhmei Nerwn
hkousamen Ammwniou kai tinwn
allwn diexiontwn
entauqa thV authV aporiaV
omoiwV empesoushV
Als wir uns nun beim Tempel niedersetzten
und ich anfing, teils selbst zu forschen, teils sie zu fragen,
wurde ich durch den Ort und durch das Gespräch selbst an das erinnert,
was ich vor langer Zeit einmal, als gerade Nero in Griechenland war,
Ammonios und einige andere sagen hörte,
als hier dieselbe Frage in gleicher Weise aufgetaucht war.
2.
oti men gar ouc htton o qeoV
filosofoV h mantiV edokei
pasin orqwV
proV touto twn onomatwn ekaston
AmmwnioV tiqesqai kai didaskein
wV PuqioV men esti toiV arcomenoiV
manqanein kai diapunqanesqai
DhlioV de kai FanaioV oiV
hdh ti dhloutai kai upofainetai thV alhqeiaV
IsmhnioV de toiV ecousi thn
episthmhn
kai LeschnorioV otan energwsi
kai apolauwsi
crwmenoi twi dialegesqai
kai filosofein proV allhlouV
Daß nämlich der Gott nicht weniger Philosoph als Seher sei,
schien allen ganz richtig
durch den Hinweis auf einen jeden seiner Namen Ammonios aufzuzeigen
und zu beweisen,
daß er nämlich Pythios heiße für diejenigen,
die erst anfingen zu lernen und zu fragen,
Delios und Phanaios für die, denen schon etwas von der Wahrheit
deutlich und offenbar wird,
Ismenios für die, welche das Wissen besitzen,
und Leschenorios, wenn sie es betätigen und genießen,
indem sie miteinander disputieren und philosophieren.
"epei
de tou filosofein"
efh "twi
zhtein
<arch tou
de zhtein> to qaumazein kai aporein
eikotwV ta polla twn peri
ton qeon oiken aigmasi katakekrufqai
[kai] logon tina poqounta
dia ti kai didaskalian thV aitiaV
oion epi tou puroV tou aqanatou
to kaiesqai monon autoqi
twn xulwn elathn kai
dafnhn epiqumiasqai
kai to duo MoiraV idrusqai
pantacou triwn nomizomenwn
kai to mhdemiai gunaiki proV
to crhsthrioneinai proselqein
kai to tou tripodoV kai osa
toiauta
toiV mh pantapasinalogoiV
kai ayucoiV ufeimena deleazei
kai parakalei proV to skopein
ti kai akouein kai dialegesqai peri autwn
«Da nun», fuhr Ammonios fort «der Anfang des Philosophierens
das Suchen,
der Anfang des Suchens aber das Staunen und Fragen ist,
so scheint begreiflicherweise das meiste, was den Gott betrifft, in
Rätsel eingehüllt
und verlangt eine Antwort auf die Frage "Warum?" und eine Belehrung
über die Ursache;
zum Beispiel bei dem ewigen Feuer,
daß nur Tannenholz gebrannt und nur mit Lorbeer geräuchert
wird,
und daß hier nur zwei Moiren Verehrung genießen, wo überall
sonst drei angenommen werden,
und daß keiner Frau die Befragung des Orakels gestattet ist,
und die Sache mit dem Dreifuß, und was es sonst dergleichen gibt,
das wirkt auf alle, die nicht ganz ohne Sinn und Verstand sind, wie
ein ausgelegter Köder
und fordert sie auf, zu fragen, zu hören und darüber zu sprechen.
ora de kai tauti ta programmata
to "gnwqi
sauton"
kai to "mhden
agan"
osaV zhthseiV kekinhke filosofoiV
kai oson logwn plhqoV af'
ekastou kaqaper apo spermatoV anapefuken
wn oudenoV htton oimai gonimon
logwn einai to nun zhtoumenon"
Sieh doch auch diese Aufschriften,
das 'Erkenne dich selbst' und das 'Nichts im Übermaß',
zu wie vielen Untersuchungen sie die Philosophen angeregt haben,
und welche Fülle an Schriften aus beiden wie aus einem Samenkorn
emporgesproßt ist,
deren keiner meiner Meinung nach die Frage unterlegen ist, die wir
hier untersuchen.»
3.
eipontoV de tauta ou Ammwniou
LampriaV o adelfoV eipe
"kai
mhn on hmeiV akhkoamen logon aplouV tiV esti kai komidhi bracuV
Nachdem Ammonios dies gesagt hatte,
nahm mein Bruder Lamprias das Wort und sagte:
«Die Deutung, die ich gehört habe, ist einfach und ganz
kurz.
legousi gar ekeinouV touV
sofouV up'
eniwn de sofistaV prosagoreuqentaV
men einai pente
Cilwna kai Qalhn kai Solwna
kai Bianta kai Pittakon
Man sagt nämlich, jene sieben Weisen, die von einigen auch Sophisten
genannt worden sind,
seien eigentlich nur fünf gewesen,
Chilon, Thales, Solon, Bias und Pittakos.
epei de KleibouloV o Lindiwn
turannoV eita PeriandroV
o KorinqoV
ouden autoiV arethV meton
oude sofiaV
alla dunamei kai filoiV kai
carisi katabiazomenoi thn doxan
eneballon eiV tounoma twn
sofwn kai tinaV
gnwmaV kai logouV exepempon
kai diespeiron eiV thn ellada
toiV up'
ekeinwn legomenoiV omoiouV
dusceranantaV ara touV andraV
exelencein men ouk eqelein
thn alazoneian
oude fanerwV uper doxhV apecqanesqai
kai diamacesqai
proV anqrwpouV mega dunamenouV
Als nun Kleobulos, der Tyrann von Lindos, und dann Periandros von Korinth,
die nichts mit Tugend und Weisheit zu tun hatten,
sondern nur durch Macht, Freunde und Gefälligkeiten die öffentliche
Meinung vergewaltigten,
sich den Namen der Weisen anmaßten und einige Sprüche und
Sätze von sich gaben,
und durch ganz Griechenland Worte aussäten, die denen jener ähnlich
waren,
da hätten sich die Männer zwar sehr geärgert,
sich aber nicht getraut, die Prahlerei zu brandmarken
und öffentlich um des Ruhmes willen sich zu verfeinden und in
einen Kampf einzulassen
mit derart mächtigen Männern.
entauqa de sunelqontaV autouV
kaq'
autouV kai dialecqentaV
allhloiV
anaqeinai twn grammatwn o
thi te taxei pempton esti kai
tou ariqmou ta pente dhloi
marturomenouV men uper autwn
proston qeon oti pent'
eisi
ton d'
ebdomhn kai ton ekton apopoioumenouV
kai apoballontaV wV ou proshkontaV
autoiV
Sie seien daher hier unter sich zusammengekommen, hätten sich
miteinander besprochen
und den Buchstaben geweiht, der in der Reihe der fünfte ist und
auch als Zahl die Fünf bedeutet,
um so vor dem Gott Zeugnis abzulegen, daß ihrer nur fünf
seien,
indem sie den siebenten und den sechsten abwiesen
und ausschlossen als nicht zu ihnen gehörig.
oti d'
ouk apo skopou tauta legetai
gnoih tiV an akousaV
twn kata to ieron
to men crusoun Ei LibiaV
thV gaisaroV kunaikoV onomazontwn
to de calkoun Aqhnaiwn
to de prwton kai palaiotaton
thi d'
ousiai xulinon eti nun twn sofwn kalousin
wV ouc enoV alla koinon anaqhma
pantwn genomenon"
Daß diese Erklärung nicht ganz verfehlt ist,
davon kann man sich überzeugen, wenn man hört, daß
die Priester
das goldene E das der Livia, der Gemahlin des Augustus, nennen,
und das eherne das der Athener;
das erste und älteste aber, das aus Holz besteht, nennen sie noch
jetzt das der Weisen
als gemeinsame Stiftung aller Weisen, nicht eines.»
4.
o men oun AmmwnioV hsuch
diemeidiasen uponohsaV
idiai ton Lamprian doxhi
kecrhsqai plattesqai
d'
istorian
kai akohn eterwn proV to
anupeuqunon
Ammonios lächelte ein wenig und vermutete wohl,
daß Lamprias nur seine eigene Meinung vorgetragen und die Geschichte
und das Hörensagen von Dritten nur erfunden habe, um sie nicht
verteidigen zu müssen.
eteroV de tiV efh twn parontwn
wV omoia taut'
estin oiV prwihn
o CaldaioV efluarei xenoV
epta de touV kinhsin autotelh
kai asundeton en ouranwi
kinoumenouV asteraV
einai de thi taxei deuteron
to t'
ei twn fwnhentwn ap'
archV
kai ton hlion apo selhnhV
twn planhtwn
hliwi d'
Apollwna ton auton wV epoV eipein pantaV EllhnaV nomizein
Ein anderer der Anwesenden sagte,
dies gleiche ja dem, was vor einiger Zeit ein chaldäischer Fremder
dahergeredet habe:
es gebe sieben Buchstaben, die einen Selbstlaut enthielten,
und sieben Sterne, die eine selbständige und ungebundene Bewegung
am Himmel vollzögen,
und es sei das E der zweite von vorn in der Reihe der Vokale
und die Sonne der zweite in der Reihe der Planeten nach dem Monde;
daß aber Apollon sozusagen mit der Sonne identisch sei, das glaubten
alle Hellenen.
"alla
tauti men"
efh "pantapasin
ek pinakoV kai pulaiaV"
«Doch dies», sagte er, «sind ja allgemeine und allbekannte
Dinge.»
o de LampriaV elaqen wV eoike
touV af'
ierouV kinhsaV epi ton autou logon
Lamprias hatte aber, wie es scheint, den Hintergedanken gehabt,
die Leute des Heiligtums zu einer Äußerung gegen seine Deutung
zu reizen.
a men gar ekeinoV eipen
oudeiV egignwske Delfwn
thn de koinhn kai perihghtikhn
doxan eiV to meson prohgon
oute thn oyin axiounteV oute
ton fqongon
alla tounoma monon tou grammatoV
ecein ti sumbolon
Denn was er gesagt hatte, davon wußte keiner etwas in Delphi,
und so führten sie denn die landläufige, von den Fremdenführern
vorgetragene Deutung ins Feld,
wonach nicht die Form noch der Klang,
sondern allein din Wortbedeutung des Buchstabens einen Symbolgehalt
hat.
5.
"esti
gar"
wV upolambanousi Delfoi
kai tote prohgorwn elege
NikandroV o iereuV
"schma
kai morfh thV proV ton qeon enteuxewV
kai taxin hgemonikhn
en toiV erwthmasin ecei twn crwmenwn
ekastote diapunqanomenwn
'ei'
nikhsousin 'ei'
gamhsousin
'ei'
sumferei plein 'ei'
gewrgein 'ei'
apodhmein
«Es ist nämlich», wie die Delphier annehmen
und als ihr damaliger Wortführer der Priester Nikandros sagte,
«das E die Form und Fassung der Anrede an den Gott,
und es hat die Anfangsstellung in den Fragen der jeweils Orakelsuchenden,
wenn sie erfragen,
ob sie siegen werden, ob sie heiraten sollen,
ob es Nutzen bringt, zur See zu fahren, den Acker zu bestellen,
eine Reise anzutreten.
toiV de dialektikoiV cairein
elege sofoV wn o qeoV
ouden oiomenoiV ek tou 'Ei'
moriou
kai tou met'
autou <tacqentoV> axiwmatoV pragma gignesqai
pasaV taV erwthseiV upotetagmenaV
toutwi kai nown wV pragmata kai prosiemenoV
Den Dialektikern aber hat eine Absage erteilt der Gott, weise wie er
ist,
denen, die da meinen, daß nichts mit der Partikel ob
und dem mit ihr konstruierten Satz zustandegebracht werde;
denn er versteht alle in diesem Satz einbegriffenen Fragen als wirklich
gestellt und nimmt sie an.
epei d'
idion to erwtan wV mantin estin hmin
kai to eucesqai koinon wV
proV qeon
ouc htton oiontai thV peustikhV
thn euktikhn to gramma periecein dunamin
Da es ferner nicht nur uns eigen ist, ihn als Seher zu fragen,
sondern auch ihm Wünsche vorzutragen allgemeiner Brauch ist, ihm
als Gott nämlich,
so glaubt man, daß der Buchstabe ebenso wie den Fragesinn auch
den Wunschsinn enthalte.
'ei
gar'
[wfelon] fhsin ekastoV twn eucomenwn
kai ArcilocoV
6.
tauta tou Nikandrou dielqontoV
oisqa gar dh Qewna ton etairon
hreto ton Ammwnion
ei dialektikhi parrhsiaV
metestin
outw periubrismenhi
<kai kakwV> akhkouiai
Nach dieser Erklärung des Nikandros
richtete unser Freund Theon, du kennst ihn ja, an Ammonios die Frage,
ob der Dialektik offen zu reden erlaubt sei,
wo sie doch so übel angegriffen und schlecht gemacht worden sei.
tou d'
Ammwniou legein parakeleuomenou kai bohqein
"all
oti men"
efh "dialektikwtatoV
o qeoV estin oi
polloi twn crhsmwn dhlousin
tou gar autou dhpouqen esti
kai luein kai poiein amfiboliaV
Da Ammonios ihn aufforderte zu reden und ihr beizustehen, sagte er:
«Daß der Gott der größte Dialektiker ist, beweisen
die meisten seiner Orakelsprüche.
Denn es ist wohl Sache desselben, Zweideutigkeiten zu lösen wie
sie hervorzurufen.
eti d'
wsper Platwn elege
crhsmou doqentoV opwV ton
en Dhlwi bwmon diplasiaswsin
o thV akraV exewV peri gewmetrian
ergon estin
ou touto prostattein ton
qeon alla gewmetrein diakeleuesqai toiV Ellhsin
outwV ara crhsmouV amfibolouV
ekferwn o qeoV auxei kai
sunisthsi dialektikhn
wV anankaian toiV mellousin
orqwV orqwV autou sunhsein
Wie schon Platon gesagt hat,
als das Orakel verkündet worden war, sie sollten den Altar in
Delos verzwiefachen
– was eine Leistung außerordentlichen geometrischen Könnens
ist –,
es sei nicht dies, was der Gott verlange, sondern er mahne die Hellenen,
Geometrie zu treiben,
so will er, wenn er zweideutige Orakel gibt, die Dialektik fördern
und empfehlen
als eine Notwendigkeit für die, die ihn richtig verstehen wollen.
en de dialektikhi dhpou megisthn
ecei dunamin o sunaptikoV outosi sundesmoV
ate dh to logikwtaton schmatizwn
axiwma
In der Dialektik aber hat doch dieses Bindewort (wenn) die größte
Bedeutung,
da es ja den dem Denken gemäßesten Satz bildet.
pwV gar ou toiouto to sunhmmenon
ei ge thV men uparxewV twn
pragmatwn ecei kai ta qhria gnwsin
akolouqou de qewrian kai
krisin anqrwpwi monwi paradedwken h fusiV
Denn wie sollte der so gebildete Satz nicht von dieser Art sein,
da doch von der Existenz der Dinge auch die Tiere eine Erkenntnis haben,
Betrachtung und Beurteilung der Folge aber allein dem Menschen von
Natur verliehen ist.
hoti men gar 'hêmera' kai 'phôs'
estin
aisthanontai dêpou kai lukoi kai kunes
kai ornithes
oti men gar 'hmera'
kai 'fwV'
estin
aisqanontai dhpou kai lukoi
kai kuneV kai orniqeV
Denn daß es 'Tag' und daß es 'Licht' ist,
das nehmen doch wohl auch die Wölfe und die Hunde und die Vögel
wahr.
oti d'
"ei
hmera fwV estin"
ouden allo sunihsi plhn anqrwpoV
hgoumenou kai lhgontoV emfasewV
te kai sunarthsewV toutwn proV allhla
kai scesewV kai diaforaV
monoV ecwn ennoian
ex wn ai apodeixeiV thn kuriwtathn
archn lambanousin
Aber den Satz «wenn es Tag ist, ist Licht» versteht kein
anderes Lebewesen als der Mensch,
da nur er allein einen Begriff von Vordersatz und Schlußsatz
und ihrer Verbindung miteinander,
und Verhältnis und Unterschied derjenigen Elemente zueinander
hat,
aus der die Beweise ihre eigentliche Grundlage beziehen.
epei toinun filosofia men
peri alhqeian estin
alhqeiaV de foV apodeixiV
apodeixewV d'
arch to sunhmmenon
ekotwV h touto sunecousa
kai poiousa dunamiV
upo sofwn andrwn
twi malista thn alhqeian hgaphkoti
qewi kaqierwqh
Da nun die Philosophie sich auf die Wahrheit richtet,
das Licht der Wahrheit aber der Beweis,
Ursprung des Beweises aber die Satzverbindung ist,
so ist begreiflicherweise das Wort, das diese Verbindung schafft und
hervorbringt,
von weisen Männern dem Gotte, der die Wahrheit am meisten liebt,
geweiht worden.
kai mantiV men o qeoV
mantikh de tecnh
peri to mellon ek twn parontwn
h parwichmenwn
Ein Seher ist der Gott,
und die Seherkunst ist die Kunst,
die sich auf das Zukünftige richtet aufgrund des Gegenwärtigen
oder Vergangenen.
oudenoV gar out'
anaitioV h genesiV out'
alogoV h prognwsiV
all epei panta toiV <te>
gegonosi ta gignomena
ta te genhsomena toiV gignomenoiV
epetai
kai sunhrthtai kata diexodon
ap'
archV eiV teloV perainousan
o taV aitiaV eiV tauto sundein
te proV allhla kai sumplekein fusikwV epistamenoV
oide kai prolegei
Denn bei der Zerlegung der Zahlen in gleiche Teile zerfällt die
gerade Zahl ganz
und hinterläßt gleichsam in sich einen empfängnisfähigen
Schoß, einen Freiraum;
bei der gleichen Operation mit der ungeraden Zahl
bleibt immer in der Mitte der Teilung ein Glied zurück,
wonach sie also zeugungskräftiger ist als die andere.
kai mignumenoV
aei kratei
krateitai d'
oudepote
gignetai gar ex amfoin kat'
oudemian mixin artioV
alla kata pasaV perittoV
Und wird sie zur anderen addiert,
so herrscht sie und wird nie zur beherrschten,
denn aus den beiden wird bei keiner Addition eine gerade Zahl,
sondern bei allen eine ungerade.
eti de mallon autoV epiballwn
autwi kai suntiqemenoV deiknusi
thn diaforan ekateroV
artioV men gar oudeiV artiwi
sunelqwn perisson parescen
oud'
exebh to oikeion
up'
asqeneiaV agonoV wn eterou kai atelhV
perissoi de migumenoi perissoiV
artiouV pollouV dia to panthi
gonimon apotelousi
Noch mehr beweisen, wenn sie mit sich selbst verbunden werden,
beide Zahlenarten ihre Unterschiedlichkeit,
denn keine gerade Zahl, die zu einer geraden Zahl hinzukommt, ergibt
eine ungerade
und tritt aus ihrem Grundmuster heraus,
da sie infolge ihrer Schwäche unfähig zur Erzeugung der anderen
und unvollkommen ist;
ungerade Zahlen hingegen zu ungeraden addiert
bringen zufolge ihrer großen Zeugungsfähigkeit viele gerade
Zahlen hervor.
taV d'
allaV ouk an tiV en kairwi nun
epexioi dunameiV kai diaforaV
twn ariqmwn
In bezug auf die übrigen wird wohl keiner jetzt schnell
die Kräfte und Verschiedenheiten der Zahlen aufführen wollen.
wV oun arenoV te tou prwtou
kai qhleoV omiliai ta pente gignomena
gamon oi
Puqagoreioi proseipon
Als aus der Gemeinschaft der ersten männlichen und der ersten
weiblichen Zahl entstanden
haben die Pythagoreer also die Fünf 'Ehe' genannt.
esti d'
hi kai fusiV lelektai
twi peri auton pollaplasiasmwi
palin eiV eauton perainwn
In einem andern Sinne wird sie 'Natur' genannt,
weil sie bei Multiplikation mit sich selbst wieder auf sich hinausführt.
wV gar h fusiV labousa puron
en spermati
kai cqamenh [ceamenh)
polla men en meswi fuei schmata
kai eidh
di'
wn epi teloV exagei to ergon
epi pasi de puron anedeixen
apodousa thn archn
en twi telei tou pantoV
outw twn loipwn ariqmwn
otan autouV pollaplasiaswsin
eiV eterouV teleutwntwn
thi auxhsei monoV o twn pente
kai ex genomenoV tosautakiV
autouV anaferousi kai anaswizousin
Denn wie die Natur, wenn sie Weizen als Saat in sich aufgenommen hat,
in ihrer Mitte viele Formen und Gestalten hervorbringt,
durch welche sie das Werk dem Ende zuführt,
nach allem aber wieder Weizen zum Vorschein bringt
und so im Ende des Ganzen den Anfang wiedergibt,
so bringen, während die übrigen Zahlen mit sich selbst multipliziert
anders endigende Zahlen ergeben,
allein die Fünf und Sechs je mit ebensoviel multipliziert
immer ihresgleichen hervor und erhalten sich.
exakiV gar ta ex triakontaex
kai pentakiV ta pente eikosipente
gignetai
Denn sechs mal sechs ist sechsunddreißig
und fünf mal fünf fünfundzwanzig.
kai palin o men twn ex apax
touto poiei kai
monacwV autoV
ef'
eautou tetragwnoV gignomenoV
thi de pempadi kai touto
men sumbebhke kata pollaplasiasmon
idiwV de to kata sunqesin
h eauthn
h <thn> dekada poiein
para meroV epigallousan authi
kai touto gignesqai mecri
pantoV
apomimoumenou tou ariqmou
thn ta ola diakosmousan archn
Und wiederum tut die Zahl sechs dies nur einmal und einzig,
wenn sie ins Quadrat erhoben wird,
bei der Fünfheit hingegen ist sowohl dies der Fall, nämlich
durch Multiplikation,
als auch daß sie eigentümlicherweise abwechselnd entweder
sich selbst
oder die Zehnheit ergibt in schrittweiser Selbstaddition,
und dies geschehe unbegrenzt fortlaufend,
sodaß die Zahl das Prinzip, welches das All regiert, in sich
abbildet.
wV gar ekeinhn upallattousan
ek men eauthV ton kosmon
ek de tou kosmou palin eauthn
apotelein
9.
ean oun erhtai tiV
ti tauta proV ton Apollwna
fhsomen ouci monon
alla kai proV ton Dionuson
wi twn Delfwn ouden htton
h twi Apollwni metestin
Wenn nun jemand fragt, was das mit Apollon zu tun hat,
so werden wir antworten: nicht nur mit ihm,
sondern auch mit Dionysos,
der an Delphi nicht weniger Anteil hat als Apollon.
akouomen oun twn qeologwn
ta men en poihmasi ta d'
aneu metrou legontwn kai umnountwn
wV afqartoV o qeoV kai aidioV
pefukwV
upo dh tinoV eimarmenhV gnwmhV
kai logou metabolaiV eautou crwmenoV
allote men eiV pur anhye
thn fusin panta omoiwsaV pasin
allote de pantodapoV en te
morfaiV kai en paqesi kai dunamesi diaforoiV gignomenoV
wV gignetai nun
kosmoV onomazetai [de] twi
gnwrimwtatwi twn onomatwn
Hören wir doch die Theologen teils in Versen, teils in ungebundener
Rede sagen und singen,
daß der Gott zwar unvergänglich und seiner Natur nach ewig
ist,
aber aufgrund eines Schicksals sich Wandlungen seines Meinens und Denkens
unterzieht,
bald die Natur zu Feuer entflammt, indem er alles allem gleichmacht,
bald zu einem Vielfältigen in verschiedenartigen Gestaltungen,
Vorgängen und Kräften wird
– wie es jetzt der Fall ist –
und dann 'Welt' genannt wird mit dem bekanntesten seiner Namen.
kruptomenoi de touV pollouV
oi sofwteroi thn men eiV
pur metabolhn Apollwna te thi monwsei
Poibon te twi kaqarwi kai
amiantwi kalousi
Um dies vor der Menge geheim zu halten,
nennen die Weiseren die Verwandlung in Feuer Apollon wegen des Einsseins,
und Phoibos wegen der Reinheit und Unbeflecktheit.
thV d'
eiV pneumata kai udwr kai ghn kai astra kai futwn zwiwn te geneseiV
trophV autou
kai diakosmhsewV
to men paqhma
kai thn metabolhn diaspasmon
tina kai diamelismon ainittontai
Dionuson de kai Zagrea kai
Nuktelion kai Isodaithn auton enomazousi
kai fqoraV tinaV kai afanismouV
eita d'
anabiwseiV kai palingenesiaV oikeia
taiV eirhmenaiV metabolaiV
ainigmata kai muqeumata perainousi
Des in Winde und Wasser, Erde und Gestirne und das Wachstum der Pflanzen
und Tiere
sich gestaltenden Wandels und der zu diesen Welten entfalteten Ordnung
Geschehen und Veränderung deuten sie verhüllend als Zerreißung
und Zergliederung,
geben ihm die Namen Dionysos, Zagreus, Nyktelios, Isodaites;
und indem sie von Untergang und Vernichtung
und danach Wiederaufleben und Wiedergeburt erzählen,
tragen sie den besagten Verwandlungen angepaßte Rätselgeschichten
und Mythen vor.
kai aidousi twi men diqurambika
melh paqwn mesta
kai metabolhV planhn tina kai
diaforhsin ecoushV
epei d'
ouk isoV o twn periodwn en taiV metabolaiV cronoV
alla meizwn o thV eteraV
hn "koron"
kalousin
o de thV "crhsmosunhs"
elattwn
to kata logon throunteV entauqa
ton men allon eniauton paiani
crwntai peri taV qusiaV
arcomenou de ceimwnoV epegeiranteV
ton diqurambon
ton de paiana katapausanteV
treiV mhnaV ant'
ekeinou touton
katakalountai ton qeon
oper tria proV ennea
touto thn diakosmhsin oiomenoi
cronwi proV thn ekpurwsin einai"
Weil aber die Zeitdauer der beiden Wandlungsperioden nicht gleich,
sondern die der einen, die sie "Sättigung" nennen, länger,
die des "Mangels" kürzer ist,
so singen sie hier in Delphi unter Beobachtung des Verhältnisses
während des übrigen Jahres beim Opfern den Paian,
wenn aber der Winter beginnt, heben sie den Dithyrambos an,
lassen den Paian schweigen
und rufen drei Monate lang statt jenes (Apollon) diesen Gott (Dionysos)
an.
Das sind drei zu neun,
da sie glauben, daß so sich die Zeit der Weltentfaltung zu der
ihrer Feuerauflösung verhält.
10.
"alla
tauta men ikanou kairou mallon apomemhkuntai
dhlon d'
oti sunoikeiousin autwi thn pempada
nun men authn eauthn wV to
pur auqiV de thn dekada poiousan ex eauthV
wV ton kosmon
Aber dies ist schon ausführlicher, als es die Zeit erlaubt, behandelt;
doch ist klar, daß sie die Fünfheit mit ihm in Verbindung
bringen,
weil diese bald sich selbst wie das Feuer, bald die Zehnheit aus sich
hervorbringt
wie das Weltall.
thV de dh malista kecarismenhV
twi qewi mousikhV
ouk oiomeqa toutwi twi ariqmwi
meteinai;
Daß auch mit der dem Gott ganz besonders ans Herz gewachsenen
Musik
diese Zahl etwas zu tun hat, sollten wir das nicht auch annehmen?
to gar pleiston w epoV eipein
ergon armonikhV
peri taV sumfwniaV estin
Denn die Hauptaufgabe der Harmonik sozusagen
ist die Beschäftigung mit den konsonanten Intervallen.
auti d'
oti pente kai ou pleiwuV
o logoV exelencei ton en
cordaiV kai truphmasi tauta qhran
alogwV thi aisqhsei boulomenon
Daß aber deren fünf und nicht mehr sind,
davon überzeugt das Denken denjenigen, der dies an Saiten und
Löchern,
ohne zu denken, nur durch sinnliche Wahrnehmung feststellen möchte.
paai gar en logoiV thn genesin
ariqmwn lambanousin
kai logoV esti thV men dia
tessarwn epitritoV
thV de dia pente hmiolioV
diplasioV de thV dia paswn
thV dia paswn kai dia pente
triplasioV
kai tetraplasioV thV diV
dia paswn
Denn alle Konsonanzen haben ihren Ursprung in Zahlenverhältnissen.
Das Verhältnis der Quartenkonsonanz ist vier zu drei,
das der Quinte drei zu zwei,
zwei zu eins das der Oktave,
das von Oktave plus Quinte (Duodezime) drei zu eins
und vier zu eins das der Doppeloktave.
hn de tautaiV epeisagousin
oi armonikoi
dia paswn kai dia tessarwn
onomazonteV
exw metrou bainousan
ouk axion esti decesqai
thV akohV twi alogwi para
ton logon wsper
nomwi carizomenouV
Diejenige Konsonanz, die die Harmoniker außer den genannten noch
einführen wollen
und Oktave plus Quarte (Undezime) nennen,
die aber das rechte Maß überschreitet,
darf man nicht zulassen
indem man dem vernunftlosen Gehör gegen alle Vernunft wie einem
Gebot Folge leistet.
ina toinun afw pente <tas>
tetracordwn qeseiV kai pente touV prwtouV
eite tonouV h tropouV eiq'
armoniaV crh kalein
wn epitasei kai ufesei trepomenwn
kata to mallon kai htton
ai loipai baruthteV eisi kai oxuthteV
ar'
ouci pollwn mallon d'
apeirwn diasthmatwn ontwn
ta melwidoumena mona pent'
esti
diesiV kai hmitonion kai
tonoV
kai trihmitonion kai ditonon
allo d'
ouden oute mikroteron oute meizon en fwnaiV cwrion
oxuthti kai baruthti peratoumenon
melwidhton esti;"
Um sodann die fünf Stellungen der Tetrachorde beiseite zu lassen
und die ersten fünf
– ob man sie nun Töne oder Weisen oder Harmonien nennen mag –,
aus deren Wandlung durch Anziehen und Nachlassen,
gemäß der Anspannung oder Lockerung die übrigen tiefen
und hohen Töne entstehen:
ist es nicht so, daß, obwohl es viele oder gar unzählige
Intervalle gibt,
nur fünf bei der Melodiebildung verwendet werden:
die Diesis, der Halbton (kleine Sekunde), der Ganzton (große
Sekunde),
der Dreihalbeton (kleine Terz) und der Doppelton (große Terz)
und daß kein anderes kleineres oder größeres Intervall,
nach Höhe und Tiefe begrenzt, zur Melodiebildung zulässig
ist?»
11.
"polla
d'
alla toiaut'"
efhn egw "parelqwn
ton Platwna prosaxomai legonta
kosmon ena
wV eiper eisi para touton
eteroi kai mh monoV outoV eiV
pente touV pantaV ontaV kai
mh pleionaV
«Vieles andere derart», fuhr ich fort, «übergehe
ich
und führe nur noch Platon an, wenn er sagt, die Welt sei nur eine,
und wenn es außer ihr noch mehr gäbe und nicht nur diese
eine,
dann wären es fünf und nicht mehr.
ou mhn alla kann eiV outoV
hi monogenhV wV
oietai kai AristotelhV
tropon tina kai touton ek
pente sunkeimenon kosmwn kai sunhrmosmenon einai
wn o men esti ghV o d'
udatoV
tritoV de kai tetartoV aeroV
kai puroV
ton de pempton ouranon oi
de fwV o d'
aiqera kalousin
oi d'
auto touto pempthn ousian
hi to kuklwi periferesqai
monhi twn swmatwn kata fusin estin
ouk ex anankhV oud'
allwV sumbebhkoV
Existierte indes nur die eine, einzige Welt (wie auch Aristoteles annimmt),
so sei sie doch gewissermaßen aus fünf Welten zusammengesetzt
und zusammengefügt,
von denen die erste aus Erde, die zweite aus Wasser,
die dritte und vierte aus Luft und Feuer bestehe,
während die fünfte von einigen Himmel, von anderen Licht,
von wieder anderen Äther,
von noch anderen geradezu fünfte Substanz genannt werde,
deren Natur es allein von allen Körpern gemäß sei,
sich im Kreise zu bewegen,
ohne daß dies durch einen Zwang oder sonstwie bewirkt werde.
dio dh kai ta pente kallista
kai telewtata schmata twn en thi fusei katanohsaV
puramida kai kubon kai oktaedron
kai eikosaedron kai dwdekaedron
ekaston oikeiwV ekastwi prosemeinen
Daher hat er auch fünf als die schönsten und vollkommensten
Formen in der Natur erkannt:
die Pyramide, den Kubus, den Oktaeder, den Ikosaeder und den Dodekaeder,
und jeden von ihnen gemäß seiner Zugehörigkeit jeder
der fünf Welten zugeordnet.
12.
eisi d'
oi kai taV twn aisqhsewn dunameiV isariqmouV ousaV
toiV prwtoiV ekeinoiV sunoikeiousi
thn men afhn orwnteV antitupon
ousan kai gewdh
thn de geusin ugrothti twn
geustwn taV poiothtaV prosiemenhn
ahr de plhgeiV en akohi gignetai
fwnh kai yofoV
Es gibt aber auch Leute, die die Kräfte der Sinne, die ja von
gleicher Zahl sind,
mit jenen fünf Elementen in Verbindung bringen,
da sie sehen, daß das Tastgefühl Widerstand leistet und
also erdartig ist,
der Geschmack aber durch Feuchtigkeit bei geschmeckten Dingen die Qualitäten
aufnimmt;
geschlagene Luft wird im Gehör Ton und Klang.
duein de twn loipwn osmh
men hn osfrhsiV
eilhcen
anaqumiasiV ousa kai gennwmenh
qermothti purwdeV estin
aiqeri de kai fwti dia sungeneian
dialampoushV thV oyewV
gignetai krasiV ex ampoin
omoiopaqhV kai sumphxiV
Von den beiden übrigen Sinnen ist der Geruch, dem der Geruchssinn
zugeordnet ist,
eine Ausdünstung, durch Wärme erzeugt und feuerartig,
und wenn mit Äther und Licht aufgrund der Verwandtschaft mit ihnen
der Gesichtssinn durchleuchtet wird,
dann entsteht aus beiden eine gleichartige Vereinigung und Zusammenwirkung.
allhn d'
oute to zwion aisqhsin
ouq'
o kosmoV ecei fusin aplhn kai amikton
alla qaumasth tiV
wV eoike dianomh
gegone twn pente proV ta pente
kai sullehxiV"
Darüber hinaus besitzt weder das Tier ein Wahrnehmungsvermögen,
noch enthält die Welt einen weiteren einfachen und ungemischten
Grundbestandteil,
sondern es hat sich offenbar eine wunderbare Verteilung ergeben von
den fünfen zu den fünfen,
mit der entsprechenden Zuordnung.»
13.
ama de pwV episthsaV
kai dialipwn
"oion"
eipon "w
Eustrofe peponqamen
oligou parelqonteV ton Omhron
wV ouci prwton eiV pente
neimanta meridaV ton kosmon
oV taV men en meswi treiV
apodedwke toiV trisi qeoiV
duo de taV akraV olumpon
kai ghn
wn h men esti twn katw peraV
o de twn anw
koinaV kai anemhtouV afhken
Hier hielt ich inne und fuhr nach einer Weile fort:
«Was haben wir da gemacht, Eustrophos!
Beinahe hätten wir ja Homer vergessen,
als ob er nicht als erster die Welt in fünf Bezirke geteilt hätte,
indem er die drei in der Mitte den drei Göttern zugewiesen,
die beiden zu äußerst gelegenen aber, Olymp und Erde,
von denen der eine die Grenze nach unten, der andere die nach oben
zieht,
gemeinsam und unverteilt gelassen hat.
"all'
anoisteoV"
o logoV
"wV
EuripidhV fhsin
'Allein zurückzugehen hat die Rede',
wie es bei Euripides heißt.
oi gar thn tetrada emnunanteV
ou faulwV didaskousin
oti twi tauthV logwi pan
swma genesin eschken
Diejenigen nämlich, die die Vierheit hoch preisen, lehren nicht
übel,
daß durch ihr Grundmuster alles Körperliche seine Entstehung
erlangt hat.
epei gar en mhkei kai platei
baqoV labonti pan to stereon esti
kai mhkouV men proufistatai
stigmh kata monada tattomenh
mhkoV d'
aplateV [h] grammh kaleitai kai duaV estin
h d'
epi platoV grammhV kinhsiV epifaneiaV genesin en triadi paresce
baqouV de toutoiV prosgenomenou
dia tettarwn eiV stereon h aushsiV probainei
panti dhlon
oti deuro thn fusin h tetraV
proagagousa
mecri tou swma teleiwsai
kai parascein apton onkon
kai antitupon
eit'
apoleloipen endea tou megistou
Denn da in Länge und Breite, sobald sie die Tiefe hinzunehmen,
alles Raumhaltige besteht,
und da vor der Länge der Punkt existiert, der als die Einzigkeit
(Monas) zu rechnen ist,
da sodann Länge ohne Breite Linie heißt und die Zweiheit
ist,
dann die Bewegung der Linie zur Breite hin die Entstehung der Fläche
in der Dreiheit darbietet,
und wenn die Tiefe zu diesen hinzutritt, durch die Vier das Wachstum
zum Raum vorschreitet:
so ist einem jeden klar, daß bis hierher die Vierheit die Natur
hat fortschreiten lassen,
nämlich soweit, einen Körper zu vollenden
und ihm eine berührbare und widerstandige Masse zu verleihen,
dann aber ihn des Bedeutendsten hat ermangeln lassen.
to gar ayucon wV aplwV eipein
orfanon kai ateleV
kai proV oud'
otioun mh crwmenhV yuchV epithdeion
Denn das Unbeseelte ist, schlicht gesagt, verwaist, unvollkommen
und zu nichts tauglich, solange nicht eine Seele sich seiner bedient.
h de thn yuchn empoiousa
kinhsiV h diaqesiV
metabolhi dia pente gignomenh
thi fusei to teleion apodidwsi
kai tosoutwi kuriwteron ecei
thV tetradoV logon
oswi timhi diaferei tou ayucou
to zwion
Die Bewegung jedoch oder der Akt, der dem Körper die Seele einarbeitet
und sich mit der durch die Fünf erfolgenden Wandlung vollzieht,
gibt erst der Natur ihre Vollkommenheit
und hat eine um so viel höhere Bedeutung als die Vierheit,
als das Lebewesen an Wert das Unbelebte überragt.
eti d'
iscusasa mallon h twn pente summetria kai dunamiV
ouk eiasen eiV apeira genh
proelqein to emyucon
alla pente twn zwntwn apantwn
ideaV parescen
Doch noch weitaus stabiler sind bei der Fünf Symmetrie und Bedeutung:
sie ließ nicht zu unbegrenzt vielen Gattungen das Beseelte vorschreiten,
sondern hat nur fünf Formen aller lebenden Wesen dargeboten:
eisi gar qeoi dhpou kai daimoneV
kai hrweV
eita meta toutouV to tetarton
anqrwpoi genoV
escaton de kai pempton to
alogon kai qhriwdeV
denn es gibt doch Götter, Dämonen und Heroen,
dann nach diesen das vierte Geschlecht, die Menschen,
und als letztes und fünftes das vernunftlose Geschlecht der Tiere.
eti d'
ei thn yuchn authn kata fusin diaoiroiV
prwton authV kai amaurotaton
esti to qreptikon
deuteron de to aisqhtikon
eita to epiqumhtikon eit'
epi toutwi to qumoeideV
eiV de thn tou logistikou
dunamin exikomenh kai telewsasa thn fusin
wsper en akrwi twi pemptwi
katapepautai"
Und wenn du weiterhin die Seele selbst ihrer Natur gemäß
zerlegtest,
so ist ihr erster und niedrigster Teil das Lebensvermögen,
der zweite das Wahrnehmungsvermögen,
dann das Begehrungsvermögen
und danach das willensgestaltige Vermögen;
wenn sie aber das Vermögen des Denkens erreicht und ihre Natur
vollendet hat,
so ist sie auf der höchsten, der fünften Stufe zum Abschluß
gelangt.
14.
"tosautaV
de kai thlikautaV econtoV tou ariqmou dunameiV
kalh kai h genesiV estin
ouc hn hdh dihlqomen ek duadoV
ousan kai triadoV
all'
hn h arch twi prwtwi sunelqousa tetragwnwi parescen
So viele und so bedeutende Kräfte hat diese Zahl;
aber schön ist auch ihre Abkunft
– nicht die, von der wir schon gesprochen haben aus der Zweiheit und
der Dreiheit,
sondern die, die der Ursprung durch sein Zusammentreten mit der ersten
Quadratzahl darbot.
arch men gar ariqmou pantoV
h monaV
tetragwnoV de prwtoV h tetraV
ek de toutwn wsper ideaV
kai ulhV peraV ecoushV h pempaV
Denn das Anfängliche jeder Zahl ist die Einzigkeit,
und die erste Quadratzahl ist die Vierheit.
Aus diesen entsteht wie aus der Form, die die Begrenzung der Materie
enthält, die Fünfheit.
ei de dh kai thn monada tetragwnon
orqwV enioi tiqentai
dunamin ousan eauthV kai
perainousan eiV eauthn
ek duein pefukuia twn prwtwn
tetragwnwn h pempaV
ouk apoleloipen uperbolhn
eugeneiaV"
Wenn aber manche mit Recht auch die Einzigkeit als Quadratzahl ansetzen,
als eine Potenz ihrer selbst, die doch immer auf sich selbst hinausläuft,
dann ist aus den ersten beiden Quadratzahlen die Fünfheit hervorgewachsen
und hat den hohen Rang ihrer edlen Abstammung nicht vergessen lassen.»
15.
"to de megiston" ephê "dedia
mê rhêthen piezêi
ton Platôna hêmôn
hôs ekeinos elege piezesthai tôi
tês selênês onomati ton Anaxagoran
pampalaion ousan [tina] tên peri tôn
phôtismôn doxan
idian autou poioumenon
hê gar ou taut' eigêken en Kratulôi"
15.
"to
de megiston"
efh "dedia
mh rhqen piezhi ton Platwna
hmwn
wV ekeinoV elege piezesqai
twi thV selhnhV onomati ton Anaxagoran
pampalaion ousan [tina] thn
peri twn fwtismwn doxan
idian autou poioumenon
h gar ou taut'
eighken en Kratulwi;"
«Zumeist aber», fuhr ich fort, «fürchte ich,
daß das Gesagte für unseren Platon eine Belastung darstellt,
so wie er gesagt hat, daß der Name des Mondes eine Belastung
für Anaxagoras darstelle,
der die in Wahrheit uralte Erkenntnis der Belichtungsphasen des Mondes
durch die Sonne
sich habe zu eigen machen wollen;
oder hat er das nicht im Kratylos gesagt?»
"panu
men oun"
o EustrofoV efh
"ti
d'
omoion pefuken ou sunorw"
«Gewiß», erwiderte Eustrophos,
«nur kann ich nicht sehen, wo da eine Ähnlichkeit liegt.»
"kai
mhn ousqa dhpouqen
oti pente men en Sofisthi
taV kuriwtataV apodeiknusin arcaV
to on to tauton to eteron
tetarton de kai pempton epi
toutoiV kinhsin kai stasin
«Nun, du weißt doch,
daß Platon im Sophistes fünf Prinzipien als die zuoberst
herrschenden annimmt:
das Seiende, das Gleiche, das Verschiedene,
und als Viertes und Fünftes zu diesen noch Bewegung und Stillstand.
allwi d'
au tropwi diairesewV en Filebwi crwmenoV
en men einai fhsi
to apeiron eteron de to peraV
toutwn de mignumenwn pasan
sunistasqai genesin
aitian d'
uf hV mignutai tetarton genoV tiqetai
kai pempton hmin uponoein
apoleloipen
wi ta micqenta palin iscei
diakrisin kai diastasin
Eine andere Art der Einteilung wiederum verwendet er im Philebos,
wo er sagt, eines sei das Unendliche, ein zweites das Endliche,
und durch deren Vereinigung setze sich jegliches Entstehen zusammen;
die Ursache, die zu der Vereinigung führt, setzt er als das vierte,
und das fünfte, hat er uns hinzuzudenken nicht vergessen lassen,
wodurch das Vereinigte wieder zur Trennung und Sonderung kommt.
tekmairomai de taut'
ekeinwn wsper eikonaV legesqai
tou men ontoV to gignomenon
kinhsewV de to apeiron
to de peraV thV stasewV
tautou de thn mignuousan
archn
qaterou de thn diagrinousan
Ich vermute nun, daß die letzteren Prinzipien als Bilder der
erstgenannten gemeint sind,
als Bild des Seienden das Entstehende,
als Bild der Bewegung das Unendliche,
Begrenzung als Bild des Stillstandes,
als Bild des Gleichen der vereinigende
und als Bild des Verschiedenen der trennende Ursprung.
ei d'
etera taut'
esti
kakeinwV an eih kai outwV
en pente genesi kai diaforaiV tiqemenoV
* fhsi dh tiV taut proteroV
sunidwn PlatwnoV
duo E kaqierwsaV twi qewi
dhlwma kai sumbolon tou ariqmou
twn pantwn
Wenn aber auch die beiden Ansätze Verschiedenes meinen,
mag er auch auf jene wie auf diese Weise die Fünf für Werden
und Differenzierung ansetzen,
so sagt man, daß jemand, der vor Platon dies schon erkannt habe,
die beiden E dem Gotte geweiht habe
als Offenbarung und Symbol der Zahl des Alls.
alla mhn kai t'
agaqon en pente genesi fantazomenon katanohsaV
wn prwton esti to metrion
deuteron de to summetron kai
triton o nouV
kai tetarton ai peri yuchn
episthmai kai tecnai kai doxai alhqeiV
pempton <d'>
ei tiV hdonh kaqara kai proV to lupoun akratoV
entauqa lhgei to Orfikon
upeipwn
Doch von einem Ablegen seines Wesens und Wandlungen, daß er,
wie sie sagen, sich mitsamt dem All in Feuer aufgehen lasse
und dann sich wieder in diese Welt herab erniedrige
und in Erde und Meer und Winde und Lebewesen
und die furchtbaren Leiden von Tieren und Pflanzen eingehe –
solches auch nur anzuhören ist frevelhaft.
h tou poihtikou paidoV estai
fauloteroV
hn ekeinoV en tini yamaqwi
suntiqemenhi
kai diaceomenhi palin uf'
autou paizei paidian tauthi
peri ta ola crwmenoV aei
kai ton kosmon ouk onta plattwn
eit'
apolluwn genomenon
Oder aber er wäre ja übler als der Knabe bei dem Dichter,
wenn er das Spiel, das dieser mit dem zusammengetragenen
und von ihm selbst wieder zerstreuten Sandhaufen spielt,
ständig mit dem All triebe,
die noch nicht existierende Welt schüfe und die gewordene wieder
vernichtete!
tounantion gar o qeion amwsgepwV
engegone twi kosmwi
touto sundei thn ousian
kai kratei thV peri to swmatikon
asqeneiaV epi fqoran feromenhV
Im Gegenteil: das Göttliche, das irgendwie in die Welt gekommen
ist,
bindet ihr Wesen zusammen
und beherrscht die zur Vernichtung strebende Schwäche des Körperlichen.
kai moi dokei malista proV
touton ton logon antitatomenon to rhma kai marturomenon
"EI"
fanai proV ton qeon
wV oudepote ginomenhV peri
auton ekstasewV kai metabolhV
all'
eterwi tini qewi mallon de daimoni
tetagmenwi peri thn en fqorai
kai genesei fusin
touto poiein kai pascein
proshkon
Und mir scheint, vor allem gegen diese Lehre wendet sich die Rede und
legt Zeugnis ab,
indem sie zu dem Gott spricht «DU BIST»,
daß also mit ihm niemals eine Wandlung und Veränderung vor
sich geht,
sondern daß es vielmehr einem andern Gott oder Dämon,
der über Vergehen und Werden gesetzt ist,
zukommt, dies zu tun und zu erleiden.
wV dhlon estin apo twn onomatwn
euquV
oion enentiwn ontwn kai antifwnwn
Dies ergibt sich auch sogleich aus ihren Namen,
die einander gerade entgegengesetzt und widersprechend sind.
legetai gar o men Apollwn
o de Ploutwn
kai o men DhlioV o d'
AidwneuV
kai o men FoiboV o de SkotioV
kai par'
wi men ai Mousai kai h Mnhmosunh
par wi d'
h Lhqh kai h Siwph
kai o men QewrioV kai FanaioV
o de
"NuktoV
<t> aidnaV aerghloio q'
upnou koiranoV"
kai o men "brotoisi
qewn ecqistoV apantwn"
Denn der eine heißt Apollon (Nichtvieles), der andere Pluton (der
Reiche),
der eine Delios (der Offenbare), der andere Aidoneus (der Unsichtbare),
der eine Phoibos (der Lichte), der andere Skotios (der Finstere);
bei dem einen wohnen die Musen (die Sängerinnen) und Mnemosyne
(Erinnerung),
bei dem andern Lethe (Vergessen) und Siope (Schweigen);
der eine ist Theorios und Phanaios (Betrachter und Erheller),
der andere der finsteren Nacht und des untätigen Schlafes Herrschers
und den Sterblichen von allen Göttern der verhaßteste.
proV on de PindaroV eirhken
ouk ahdwV