Feire Fiz : Richard Wagner : Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg
 
Siehe auch: "Der Sängerkrieg auf der Wartburg" (Wartburgkrieg):
Teil I: Fürstenlob * Teil II: Rätselspiel * Der Gral als Stein aus der Krone der Gerechtigkeit * Zabulons Buch
Das mittelalterliche Lied vom Tannhäuser * Elischa Beth: "...noch einen Tannhäuser schuldig" bzw. "Zwiebelgold"
Richard Wagner
 
Tannhäuser
und der Sängerkrieg auf Wartburg
 
Romantische Oper in drei Aufzügen 
 
nach dem Wortlaut der gedruckten Partitur
von 1845 (Dresdener Fassung) / 1861 (Pariser Fassung)
in kommentierendem Vergleich mit dem
"Sängerkrieg auf der Wartburg" (Wartburgkrieg)
und dem mittelalterlichen Lied vom Tannhäuser
sowie der musikalischen Reflexion und Ausgestaltung 
der Venus-Elisabeth-Polarität der ästhetischen Inspiration
durch Feire Fiz
 
1., 2. und 3. Aufzug
 
Orchestereinleitung
 
ZWEITER AUFZUG
 
Die Sängerhalle auf der Wartburg
 
Nach hinten freie Aussicht auf den Burghof und das Tal.
    ERSTER AUFTRITT 
     
    Elisabeth (tritt freudig bewegt ein): 
      Dich, teure Halle, grüß ich wieder, 
      froh grüß ich dich, geliebter Raum! 
      In dir erwachen seine Lieder 
      und wecken mich aus düstrem Traum. 
      Da er aus dir geschieden, 
      wie öd erschienst du mir! 
      Aus mir entfloh der Frieden, 
      die Freude zog aus dir. 
      Wie jetzt mein Busen hoch sich hebet, 
      so scheinst du jetzt mir stolz und hehr. 
      Der dich und mich so neu belebet, 
      nicht länger weilt er ferne mehr. 
      Sei mir gegrüßt! Sei mir gegrüßt! 
      Du teure Halle, sei mir gegrüßt! 
       
 
    ZWEITER AUFTRITT 
     
    Wolfram und Tannhäuser erscheinen im Hintergrunde. 
     
    Wolfram: 
      Dort ist sie; nahe dich ihr ungestört! 
    (Er bleibt, an die Mauerbrüstung gelehnt, im Hintergrunde.) 
     
    Tannhäuser (ungestüm zu den Füßen Elisabeths stürzend): 
      O Fürstin! 
     
    Elisabeth (in schüchterner Verwirrung): 
      Gott! Stehet auf! Laßt mich! 
      Nicht darf ich Euch hier sehn! 
    (Sie will sich entfernen.) 
     
    Tannhäuser: 
      Du darfst! O bleib und laß 
      zu deinen Füßen mich! 
     
    Elisabeth (sich freundlich zu ihm wendend): 
      So stehet auf! 
      Nicht sollet hier Ihr knien, denn diese Halle 
      ist Euer Königreich. oh, stehet auf! 
      Nehmt meinen Dank, daß Ihr zurüdtgekehrt! – 
      Wo weiltet Ihr so lange? 
     
    Tannhäuser (sich langsam erhebend): 
      Fern von hier 
      in weiten, weiten Landen. Dichtes Vergessen 
      hat zwischen Heut und Gestern sich gesenkt. 
      All mein Erinnern ist mir schnell geschwunden, 
      und nur des einen muß ich mich entsinnen, 
      daß nie mehr ich gehofft, Euch zu begrüßen, 
      noch je zu Euch mein Auge zu erheben. 
     
    Elisabeth: 
      Was war es dann, das Euch zurückgeführt? 
     
    Tannhäuser: 
      EinWunderwar's, 
      ein unbegreiflich hohes Wunder! 
     
    Elisabeth (freudig aufwallend): 
     
      Ich preise dieses [Gepriesen sei dies] Wunder 
      aus meines Herzens Tiefe! 
    (Sich mäßigend, in Verwirrung.) 
      Verzeiht, wenn ich nicht weiß, was ich beginne! 
      Im Traum bin ich und tör'ger als ein Kind, 
      machtlos der Macht der Wunder preisgegeben. 
      Fast kenn ich mich nicht mehr; oh, helfet mir, 
      daß ich das Rätsel meines Herzens löse! 
       
      Der Sänger klugen Weisen 
      lauscht' ich sonst gern und viel; 
      ihr Singen und ihr Preisen schien mir ein holdes Spiel. 
      Doch welch ein seltsam neues Leben 
      rief Euer Lied mir in die Brust! 
      Bald wollt' es mich wie Schmerz durchbeben, 
      bald drang's in mich wie jähe Lust. 
      Gefühle, die ich nie empfunden! 
      Verlangen, das ich nie gekannt! – 
      Was sonst [einst] mir lieblich, war verschwunden 
      vor Wonnen, die noch nie genannt! 
       
      Und als Ihr nun von uns gegangen – 
      war Frieden mir und Lust dahin; 
      die Weisen, die die Sänger sangen, 
      erschienen matt mir, trüb ihr Sinn. 
      Im Traume fühlt' ich dumpfe Schmerzen, 
      mein Wachen ward trübsel'ger Wahn; 
      die Freude zog aus meinem Herzen – 
      Heinrich! Was tatet Ihr mir an? 
     
    Tannhäuser (hingerissen): 
      Den Gott der Liebe sollst du preisen, 
      er hat die Saiten mir berührt, 
      er sprach zu mir aus meinen Weisen, 
      zu dir hat er mich hergeführt! 
     
    Elisabeth: 
      Gepriesen sei die Stunde, 
      gepriesen sei die Macht, 
      die mir so holde Kunde 
      von Eurer Näh' gebracht! 
      Von Wonneglanz umgeben 
      lacht mir der Sonne Schein; 
      erwacht zu neuem Leben, 
      nenn ich die Freude mein! 
     
    Tannhäuser: 
      Gepriesen sei die Stunde, 
      gepriesen sei die Macht, 
      die mir so holde Kunde 
      aus deinem Mund gebracht. 
      Dem neu erkannten Leben 
      darf ich mich mutig weihn; 
      ich nenn in freud'gem Beben 
      sein schönstes Wunder mein! 
     
    Wolfram (im Hintergrunde). 
      So flieht für dieses Leben 
      mir jeder Hoffnung Schein! 
     
    (Tannhäuser trennt sich von Elisabeth; er geht auf Wolfram zu, umarmt ihn und entfernt sich mit ihm [über die Treppe. Elisabeth blickt Tannhäuser vom Balkon aus nach.]) 
    DRITTER AUFTRITT 
     
    Der Landgraf tritt aus einem Seitengange auf; Elisabeth eilt ihm entgegen und birgt ihr Gesicht an seiner Brust. 
     
    Landgraf: 
      Dich treff ich hier in dieser Halle, 
      die so lange du gemieden? Endlich denn 
      lockt dich ein Sängerfest, das wir bereiten? 
     
    Elisabeth: 
      Mein Oheim! O mein güt'ger Vater! 
     
    Landgraf: 
      Drängt es dich, 
      dein Herz mir endlich zu erschließen? 
     
    Elisabeth: 
      Blick mir ins Auge! Sprechen kann ich nicht. 
     
    Landgraf: 
      Noch bleibe denn unausgesprochen 
      dein süß Geheimnis kurze Frist; 
      der Zauber bleibe ungebrochen, 
      bis du der Lösung mächtig bist. – 
       
      So sei's! Was der Gesang so Wunderbares 
      erweckt und angeregt, soll heute er 
      enthüllen [auch] und mit Vollendung krönen. 
      Die holde Kunst, sie werde jetzt zur Tat! 
       
    (Man hört Trompeten [im Hintergrunde tief, wie im Schloßhof].) 
     
      Schon nahen sich die Edlen meiner Lande, 
      die ich zum seltnen Fest hicher beschied; 
      zahlreicher nahen sie als je, da sie 
      gehört, daß du des Festes Fürstin seist. 
     
    (Trompeten auf der Bühne. Der Landgraf und Elisabeth treten an den Balkon, um nach der Ankunft der Gäste zu sehen. Vier Edelknaben treten auf und melden an. Sie erhalten vom Landgrafen Befehl für den Empfang usw.) 
    VIERTER AUFTRITT 
     
    Grafen, Ritter und Edelknaben in reichem Schmucke werden durch Edelknaben eingeführt. Der Landgraf mit Elisabeth empfängt und begrüßt sie. 
     
    Chor: 
      Freudig begrüßen wir die edle Halle, 
      wo Kunst und Frieden immer nur verweil', 
      wo lange noch der frohe Ruf crschalle: 
      Thüringcns Fürsten, Landgraf Hermann, Heil! 
     
    (Die Ritter und Frauen haben die von den Edelknaben ihnen angewiesenen, in einem weiten Halbkreis erhöhten Plätze eingenommen. Der Landgraf und Elisabeth nehmen im Vordergrunde unter einem Baldachin Ehrensitze ein. – 
     
    Trompeten – 

    Die Sänger treten auf und verneigen sich feierlich mit ritterlichem Gruße gegen die Versammlung; darauf nehmen sie in der leer gelassenen Mitte des Saales die in einem engeren Halbkreise für sie bestimmten Sitze ein, Tannhäuser im Mittelgrunde rechts, Wolfram am entgegengesetzten Ende links, der Versammlung gegenüber.) 
     
    Landgraf (erhebt sich): 

      Gar viel und schön ward hier in dieser Halle 
      von euch, ihr lieben Sänger, schon gesungen; 
      in weisen Rätseln wie in heitren Liedern 
      erfreutet ihr gleich sinnig unser Herz. 
      Wenn unser Schwert in blutig ernsten Kämpfen 
      stritt für des deutschen Reiches Majestät, 
      wenn wir dem grimmen Welfen widerstanden 
      und dem verderbenvollen Zwiespalt wehrten: 
      so ward von euch nicht mindrer Preis errungen. 
      Der Anmut und der holden Sitte, 
      der Tugend und dem reinen Glauben 
      erstrittet ihr durch eure Kunst 
      gar hohen, herrlich schönen Sieg. – 
       
      Bereitet heute uns denn auch ein Fest, 
      heut, wo der kühne Sänger uns zurück- 
      gekehrt, den wir so ungern lang vermißten. 
      Was wieder ihn in unsre Nähe brachte, 
      ein wunderbar Geheimnis dünkt es mich. 
      Durch Liedes Kunst sollt ihr es uns enthüllen, 
      deshalb stell ich die Frage jetzt an euch: 
      könnt ihr der Liebe Wesen mir ergründen? 
      Wer es vermag, wer sie am würdigsten 
      besingt, dem reich' Elisabeth den Preis, 
      er fordre ihn, so hoch und kühn er wolle, 
      ich sorge, daß sie ihn gewähren solle. – 
       
      Auf, liebe Sänger! Greifet in die Saiten! 
      Die Aufgab' ist gestellt, kämpft um den Preis 
      und nehmet all im voraus unsren Dank! 
     
    (Trompeten.) 
     
    Ritter und Edelfrauen: 
      Heil! Heil! Thüringens Fürsten Heil! 
      Der holden Kunst Beschützer Heil! 
     
    (Alle setzen sich. Vier Edelknaben treten vor, sammeln in einem goldenen Becher von jedem Sänger seinen auf ein Blättchen geschriebenen Namen ein und reichen ihn Elisabeth, welche eines der Blättchen herauszicht und es den Edelknaben reicht. Diese, nachdem sie den Namen gelesen, treten feierlich in die Mitte und rufen:) 
    Vier Edelknaben: 
      Wolfram von Eschenbach, beginne! 
Brüder Grimm: Deutsche Sagen
Kassel, 1816 / 1898
 
561.
Der Wartburger Krieg
 
 
Große Heidelberger Liederhandschrift (Manessische) 219v
 
    (Tannhäuser stützt sich auf seine Harfe und scheint sich in Träumen zu verlieren. Wolfram erhebt sich.) 
     
    Wolfram: 
     
      Blick ich umher in diesem edlen Kreise, 
      welch hoher Anblick macht mem Herz erglühn! 
      So viel der Helden, tapfer, deutsch und weise, 
      ein stolzer Eichwald, herrlich, frisch und grün. 
       
      Und hold und tugendsam erblick ich Frauen, 
      lieblicher Blüten düftereichsten Kranz. 
      Es wird der Blick wohl trunken mir vom Schauen, 
      mein Lied verstummt vor solcher Anmut Glanz. – 
       
      Da blick ich auf zu einem nur der Sterne, 
      der an dem Himmel, der mich blendet, steht: 
      es sammelt sich mein Geist aus jeder Ferne, 
      andächtig sinkt die Seele in Gebet. 
       
      Und sieh! Mir zeiget sich ein Wunderbronnen, 
      in den mein Geist voll hohen Staunens blickt: 
      aus ihm er schöpfet gnadenreiche Wonnen, 
      durch die mein Herz er namenlos erquickt. 
       
      Und nimmer möcht ich diesen Bronnen trüben, 
      berühren nicht den Quell mit frevlem Mut: 
      in Anbetung möcht' ich mich opfernd üben, 
      vergießen froh mein letztes Herzensblut. – 
       
      Ihr Edlen mögt in diesen Worten lesen, 
      wie ich erkenn der Liebe reinstes Wesen! 
     
    [Er setzt sich. ] 
     
    Die Ritter und Frauen (in beifälliger Bewegung): 
      So ist's! So ist's! Gepriesen sei dein Lied! 
     
    Tannhäuser (der gegen das Ende von Wolframs Gesange wie aus dem Traume auffuhr, erhebt sich schnell): 
     
      Auch ich darf mich so glücklich nennen 
      zu schaun, was, Wolfram, du geschaut! 
      Wer sollte nicht den Bronnen kennen? 
      Hör, seine Tugend preis ich laut! 
       
      Doch ohne Sehnsucht heiß zu fühlen 
      ich seinem Quell nicht nahen kann. 
      Des Durstes Brennen muß ich kühlen, 
      getrost leg ich die Lippen an. 
       
      In vollen Zügen trink ich Wonnen, 
      in die kein Zagen je sich mischt: 
      denn unversiegbar ist der Bronnen, 
      wie mein Verlangen nie erlischt. 
       
      So, daß mein Sehnen ewig brenne, 
      lab an dem Quell ich ewig mich: 
      und wisse, Wolfram, so erkenne 
      der Liebe wahrstes Wesen ich! 
     
    [Er setzt sich. ] 
     
    (Elisabeth macht eine Bewegung, ihren Beifall zu bezeigen; da aber a!le Zuhörer in ernstem Schweigen verharren, hält sie sich schüchtern zurück.) 
     
    Walter von der Vogelweide (erhebt sich): 
     
      Den Bronnen, den uns Wolfram nannte, 
      ihn schaut auch meines Geistes Licht; 
      doch, der in Durst für ihn entbrannte, 
      du, Heinrich, kennst ihn wahrlich nicht. 
       
      Laß dir denn sagen, laß dich lehren: 
      der Bronnen ist die Tugend wahr. 
      Du sollst in Inbrunst ihn verehren 
      und opfern seinem holden Klar. 
       
      Legst du an seinen Quell die Lippen, 
      zu kühlen frevle Leidenschaft, 
      ja, wolltest du am Rand nur nippen, 
      wich' ewig ihm die Wunderkraft! 
       
      Willst du Erquickung aus dem Bronnen haben, 
      mußt du dein Herz, nicht deinen Gaumen laben. 
     
    [Er setzt sich. ] 
     
    Die Zuhörer (in lautem Beifall): 
      Heil Walter! Preis sei deinem Liede! 
     
    Tannhäuser (sich heflig erhebend): 
     
      O Walter [Wolfram], der du also sangest, 
      du hast die Liebe arg entstellt! 
      Wenn du in solchem Schmachten bangest, 
      versiegte wahrlich wohl die Welt. 
       
      Zu Gottes Preis in hoch erhabne Fernen, 
      blickt auf zum Himmel, blickt zu seinen Sternen! 
      Anbetung solchen Wundern zollt, 
      da ihr sie nicht begreifen sollt! 
       
      Doch was sich der Berührung beuget, 
      euch Herz und Sinnen nahe liegt, 
      was sich, aus gleichem Stoff erzeuget, 
      in weicher Formung an euch schmiegt – 
       
      dem ziemt Genuß in freud'gem Triebe, 
      und im Genuß nur kenn ich Liebe! 
     
    (Große Aufregung unter den Zuhörern.) 
     
    Biterolf (sich mit Ungestüm erhebend): 
     
      Heraus zum Kampfe mit uns allen! 
      Wer bliebe ruhig, hört er dich? 
      Wird deinem Hochmut es gefallen, 
      so höre, Lästrer, nun auch mich! 
       
      Wenn mich begeistert hohe Liebe, 
      stählt sie die Waffen mir mit Mut; 
      daß ewig ungeschmäht sie bliebe, 
      vergöss' ich stolz mein letztes Blut. 
       
      Für Frauenehr' und hohe Tugend 
      als Ritter kämpf ich mit dem Schwert; 
      doch, was Genuß beut deiner Jugend, 
      ist wohlfeil, keines Streiches wert. 
     
    Ritter und Frauen (in tobendemBeifalle): 
      Heil, Biterolf! 
     
    Die Ritter: 
      Hier unser Schwert! 
     
    Tannhäuser (in stets zunehmender Hitze aufspringend): 
     
      Ha, tör'ger Prahler Biterolf! 
      Singst du von Liebe, grimmer Wolf? 
      Gewißlich hast du nicht gemeint, 
      was mir genießenswert erscheint. 
       
      Was hast du Ärmster wohl genossen? 
      Dein Leben war nicht liebereich, 
      und was von Freuden dir entsprossen, 
      das galt wohl wahrlich keinen Streich! 
     
    (Zunehmende Aufregung unter den Zuhörern.) 
     
    Die Ritter (von verschiedenen Seiten): 
      Laßt ihn nicht enden! Wehret seiner Kühnheit! 
     
    Landgraf (zu Biterolf, der nach dem Schwerte greift): 
      Zurück das Schwert! Ihr Sänger, haltet Frieden! 
     
    Wolfram (erhebt sich in edler Entrüstung. Bei seinem Beginn tritt sogleich die größte Ruhe wieder ein): 
     
      O Himmel, laß dich jetzt erflehen, 
      gib meinem Lied der Weihe Preis! 
      Gebannt laß mich die Sünde sehen 
      aus diesem edlen, reinen Kreis! 
       
      Dir, hohe Liebe, töne 
      begeistert mein Gesang, 
      die mir in Engelsschöne 
      tief in die Seele drang! 
       
      Du nahst als Gottgesandte, 
      ich folg aus holder Fern' – 
      so führst du in die Lande, 
      wo ewig strahlt dein Stern. 
     
Klingsor lobte diese sehr und versprach ihm, mit nach Thüringen zu ziehen und den Streit der Sänger zu schlichten.  
  
Unterdessen verbrachten sie die Zeit mit mancherlei Kurzweil, und die Frist, die man Heinrichen bewilligt hatte, nahte sich ihrem Ende.  
  
Weil aber Klingsor immer noch keine Anstalt zur Reise machte, so wurde Heinrich bang und sprach: "Meister, ich fürchte, Ihr lasset mich im Stich, und ich muß allein und traurig meine Straße ziehen; dann bin ich ehrenlos und darf zeitlebens nimmermehr nach Thüringen."  
  
Da antwortete Klingsor: "Sei unbesorgt! Wir haben starke Pferde und einen leichten Wagen, wollen den Weg kürzlich gefahren haben."   
  
Heinrich konnte vor Unruhe nicht schlafen; da gab ihm der Meister abends einen Trank ein, daß er in tiefen Schlummer sank.  
  
Darauf legte er ihn in eine lederne Decke und sich dazu und befahl seinen Geistern, daß sie ihn schnell nach Eisenach in Thüringerland schaffen sollten, auch in das beste Wirtshaus niedersetzen.  
  
Das geschah, und sie brachten ihn in Helgrevenhof, eh der Tag erschien.  
  
Im Morgenschlaf hörte Heinrich bekannte Glocken läuten, er sprach: "Mir ist, als ob ich das mehr gehört hätte, und deucht, daß ich zu Eisenach wäre." –  
  
"Dir träumt wohl", sprach der Meister.  
  
Heinrich aber stand auf und sah sich um, da merkte er schon, daß er wirklich in Thüringen wäre.  
  
"Gott sei Lob, daß wir hier sind, das ist Helgrevenhaus, und hier sehe ich St.Georgen-Tor und die Leute, die davorstehen und über Feld gehen wollen."  
  
Bald wurde nun die Ankunft der beiden Gäste auf der Wartburg bekannt, der Landgraf befahl, den fremden Meister ehrlich zu empfahen und ihm Geschenke zu tragen.  
  
Als man den Ofterdingen fragte, wie es ihm ergangen und wo er gewesen, antwortete er: "Gestern ging ich zu Siebenbürgen schlafen, und zur Metten war ich heute hier; wie das zuging, hab ich nicht erfahren."  
  
So vergingen einige Tage, eh daß die Meister singen und Klingsor richten sollten; eines Abends saß er in seines Wirtes Garten und schaute unverwandt die Gestirne an.  
  
Die Herren fragten, was er am Himmel sähe.  
  
Klingsor sagte: "Wisset, daß in dieser Nacht dem König von Ungarn eine Tochter geboren werden soll; die wird schön, tugendreich und heilig und des Landgrafen Sohne zur Ehe vermählt werden."  
  
Als diese Botschaft Landgraf Hermann hinterbracht worden war, freute er sich und entbot Klingsor zu sich auf die Wartburg, erwies ihm große Ehre und zog ihn zum fürstlichen Tische.  
  
Nach dem Essen ging er aufs Richterhaus (Ritterhaus), wo die Sänger saßen, und wollte Heinrich von Ofterdingen ledig machen.  
  
Da sangen Klingsor und Wolfram mit Liedern gegeneinander, aber Wolfram tat so viel Sinn und Behendigkeit kund, daß ihn der Meister nicht überwinden mochte.  
  
Klingsor rief einen seiner Geiste, der kam in eines Jünglings Gestalt.  
  
"Ich bin müde worden vom Reden", sprach Klingsor, "da bringe ich dir meinen Knecht, der mag eine Weile mit dir streiten, Wolfram."  
  
Da hub der Geist zu singen an von dem Anbeginne der Welt bis auf die Zeit der Gnaden, aber Wolfram wandte sich zu der göttlichen Geburt des Ewigen Wortes; und wie er kam, von der heiligen Wandlung des Brotes und Weines zu reden, mußte der Teufel schweigen und von dannen weichen.  
  
Klingsor hatte alles mit angehört, wie Wolfram mit gelehrten Worten das göttliche Geheimnis besungen hatte, und glaubte, daß Wolfram wohl auch ein Gelehrter sein möge.  
  
Hierauf gingen sie auseinander. 
  
Wolfram hatte seine Herberge in Titzel Gottschalks Hause, dem Brotmarkt gegenüber mitten in der Stadt.  
  
Nachts, wie er schlief, sandte ihm Klingsor von neuem seinen Teufel, daß er ihn prüfen sollte, ob er ein Gelehrter oder ein Laie wäre; Wolfram aber war bloß gelehrt in Gottes Wort, einfältig und andrer Künste unerfahren.  
  
Da sang ihm der Teufel von den Sternen des Himmels und legte ihm Fragen vor, die der Meister nicht aufzulösen vermochte; und als er nun schwieg, lachte der Teufel laut und schrieb mit seinem Finger auf die steinerne Wand, als ob sie ein weicher Teig gewesen wäre: "Wolfram, du bist ein Laie Schnipfenschnapf!"  
  
Darauf entwich der Teufel, die Schrift aber blieb in der Wand stehen. 
 
Weil jedoch viele Leute kamen, die das Wunder sehen wollten, verdroß es den Hauswirt, ließ den Stein aus der Mauer brechen und in die Horsel werfen.  
  
Klingsor aber, nachdem er dieses ausgerichtet hatte, beurlaubte sich von dem Landgrafen und fuhr mit Geschenken und Gaben belohnt samt seinen Knechten in der Decke wieder weg, wie und woher er gekommen war. 
    Tannhäuser (in höchster Verzückung [springt auf]): 
     
      Dir, Göttin der Liebe, soll mein Lied ertönen! 
      Gesungen laut sei jetzt dein Preis von mir! 
      Dein süßer Reiz ist Quelle alles Schönen, 
      und jedes holde Wunder stammt von dir. 
       
      Wer dich mit Glut in seinen Arm geschlossen, 
      was Liebe ist, kennt er, nur er allein – 
      Armsel'ge, die ihr Liebe nie genossen, 
      zieht hin, zieht in den Berg der Venus ein! 
     
    (Allgemeiner Aufbruch und Entsetzen.) 
     
    Alle: 
      Ha, der Verrückte! Fliehet ihn! 
      Hört es! Er war im Venusberg! 
     
    Die Edelfrauen: 
      Hinweg! Hinweg aus seiner Näh'! 
     
    (Sie entfernen sich in größter Bestürzung unter Gebärden des Abscheus. Nur Elisabeth, welche dem Verlaufe des Streites in furchtbar wachsender Angst zuhörte, bleibt von den Frauen allein zurück, bleich, mit dem größten Aufwand ihrer Kraft an einer der hölzernen Säulen des Baldachins sich aufrecht erhaltend. – 
    Der Landgraf, alle Ritter und Sänger haben ihre Sitze verlassen und treten zusammen. 
    Tannhäuser zur äußersten Linken, verbleibt noch eine Zeitlang wie in Verzückung.) 
     
     
    Wolfram: 
      Ihr habt's gehört! 
     
    Landgraf, Sänger und Ritter: 
      Ihr habt's gehört! Sein frevler Mund 
      tat das Bekenntnis schrecklich kund. 
      Er hat der Hölle Lust geteilt, 
      im Venusberg hat er geweilt! – 
      Entsetzlich! Scheußlich! Fluchenswert! 
      In seinem Blute netzt das Schwert! 
      Zum Höllenpfuhl zurückgesandt, 
      sei er gefemt, sei er gebannt! 
    (Alle stürzen mit entblößten Schwertern auf Tannhäuser ein, welcher eine trotzige Stellung einnimmt.) 
    Wartburgkrieg, (ed. Simrock) 
    Fürstenlob, Strophe 23 & 24  
      
    23. Von Oftertingen M 24,  J 23 
    Heinrich von Ofterdingen klaget,  
    daz man im lege in Dürengen  
      ungelîche würfel für. 
    Walther mit valsched prîs an im bejaget:  
    dast niht nâch triuwen kür.  
      
    Heinrich von Ofterdingen klagt,   
    Ungleiche Würfel hier zu Land  
      hat man ihm vorgelegt;  
    Walther hat falschen Preis an mir erjagt,   
    Nicht wie die Treue pflegt.   
      
      
    Ê der von Ôsterrîche gê  
    dekeinem fürsten nâch,  
      swie er zer sunnen sî benant, 
    ich beite dîn und wærest über sê,  
    Klinsôr ûz Ungerlant.  
      
    Der Sonne glich er ihn; doch eh   
    Einem Fürsten weichen soll  
      des Oesterreichers milde Hand,  
    Ich suche dich und wärst du über See,   
    Klingsor aus Ungerland.   
      
      
    Ich muoz an dich beruofen  
      unde kann dich ûz erweln, 
    dîn meisterschaft vor allen singern  
      nu ist ûz erkorn. 
    ob du des mers griez soldes zeln  
    und alle sternen sunder nennen,  
      ich bin unverlorn. 
      
    Auf dich berufen muß ich mich  
      und will dich auserwählen,  
    Deine Meisterschaft ist nun  
      vor allen Singern auserkoren;  
    Ob du den Meersand solltest zählen   
    Und alle Sterne nennen,  
      Heinrich ist noch unverloren.  
      
      
    ich wil in suochen, daz ist nu mîn ger,  
    in Ungerlant:  
    Klinsôr muoz her,  
    dem ist diu tugent in Ôsterrîch erkant.  
      
    Ich will ihn suchen, das ist mein Begehr,   
    In Ungerland:   
    Klingsor muß her,   
    Dem ist die Tugend Oesterreichs bekannt. 
 
    Elisabeth (wirft sich mit einem herzzerreißenden Schrei dazwischen und deckt Tannhäuser mit ihrem Leibe): 
      Haltet ein! 
     
    (Bei ihrem Anblick halten alle in größter Betroffenheit an.) 
     
    Walter, Biterolf, Reinmar: 
      Was hör ich? 
     
    Landgraf, Ritter und Sänger: 
      Wie? Was seh ich? Elisabeth! 
      Die keusche Jungfrau für den Sünder? 
     
    Elisabeth: 
      Zurück! Des Todes achte ich sonst nicht! 
      Was ist die Wunde eures Eisens gegen 
      den Todesstoß, den ich von ihm empfing? 
     
    Landgraf, Ritter und Sänger: 
      Elisabeth! Was muß ich hören? 
      Wie ließ dein Herz sich so betören, 
      von dem die Strafe zu beschwören, 
      der auch so furchtbar dich verriet? 
     
    Elisabeth: 
      Was liegt an mir? Doch er – sein Heil! 
      Wollt ihr sein ewig Heil ihm rauben? 
     
    Landgraf, Ritter und Sänger: 
      Verworfen hat er jedes Hoffen, 
      niemals wird ihm des Heils Gewinn! 
      Des Himmels Fluch hat ihn getroffen; 
      in seinen Sünden fahr er hin! 
     
    (Sie dringen von neuem auf Tannhäuser ein.) 
    Von Eschelbach (M 25,  J 24)  
      
    Vier meister wolden sînen tôt:  
    vil ofte Stempfel wart genant,  
      er solt bereite wesen. 
    diu fürstin sprach.  
      Sweme ich mîn hant ie bôt, 
    der lât in wol genesen.  
      
    Vier Meister wollten seinen Tod,   
    Sie riefen Stempfeln oft herbei,  
      sein Ende sollt es sein.  
    Die Fürstin sprach: "Wem je die Hand ich bot,   
    Der läßt ihn wohl gedeihn.   
       
      
    Her Wolferam von Eschenbach,  
    Walther, Reginmâr, her Schrîber,  
      lâzet iu gesagen: 
    wart ich für kumber ie iur eines dach,  
    sô solt ir zorn verdagen.  
      
    Herr Wolferam von Eschenbach,   
    Walther, Reginmar, Herr Schreiber,  
      laßt euch alle sagen,  
    Ward ich vor Gläubgern je euch Schirm und Dach,   
    Sollt ihr dem Zorn entsagen.  
      
      
    Die kieser sprachen: Frouwe, an uns geschiht al iuwer ger.  
    jâ was uns ie zuo aller zît  
      der sin an iuch gewant. 
    lât in den Klinsôr bringen her;  
    ez wirt vil lîhte lanc  
      ê er in bringe ûz Ungerlant. 
      
    Die Kieser sprachen: "Frau,  
      wir thun gern immer eur Begehr.  
    Uns war ja dienstlich alle Zeit  
      der Sinn euch zugewandt.  
    Laßt ihn den Klingsor bringen her;   
    Es wird vielleicht noch lang,  
      eh er ihn bringt aus Ungerland.  
    Elisabeth: 
     
      Zurück von ihm! Nicht ihr seid seine Richter! 
      Grausame! Werft von euch das wilde Schwert 
      und gebt Gehör der reinen Jungfrau Wort! 
      Vernehmt durch mich, was Gottes Wille ist! 
       
      Der Unglücksel'ge, den gefangen 
      ein furchtbar mächt'ger Zauber hält, 
      wie, sollt' er nie zum Heil gelangen 
      durchReu und Buß in dieser Welt? 
       
      Die ihr so stark im reinen Glauben, 
      verkennt ihr so des Höchsten Rat? 
      Wollt ihr des Sünders Hoffnung rauben, 
      so sagt, was euch er Leides tat? 
       
      Seht mich, die Jungfrau, deren Blüte 
      mit einem jähen Schlag er brach, 
      die ihn geliebt tief im Gemüte, 
      der jubelnd er das Herz zerstach! 
       
      Ich fleh für ihn, ich flehe für sein Leben, 
      reuvoll zur Buße lenke er den Schritt! 
      Der Mut des Glaubens sei ihm neu gegeben, 
      daß auch für ihn einst der Erlöser litt! 
     
    Tannhäuser (nach und nach von der Höhe seiner Aufregung und seines Trotzes herabgesunken, durch Elisabeths Fürsprache auf das hefligste ergriffen, sinkt in Zerknirschung zusammen): 
      Weh! Weh, mir Unglücksel'gem! 
     
    Landgraf, Sänger und Ritter (allmählich beruhigt und gerührt): 
     
      Ein Engel stieg aus lichtem Äther, 
      zu künden Gottes heil'gen Rat. – 
      Blick hin, du schändlicher Verräter, 
      werd inne deiner Missetat! 
       
      Du gabst ihr Tod, sie bittet für dein Leben; 
      wer bliebe rauh, hört er des Engels Flehn? 
      Darf ich auch nicht dem Schuldigen vergeben, 
      dem Himmelswort kann ich nicht widerstehn. 
     
    Tannhäuser: 
      Zum Heil den Sündigen zu führen, 
      die Gottgesandte nahte mir! 
      Doch, ach, sie frevelnd zu berühren, 
      hob ich den Lästerblick zu ihr! 
       
      O du, hoch über diesen Erdengründen, 
      die mir den Engel meines Heils gesandt, 
      erbarm dich mein, der, ach! so tief in Sünden, 
      schmachvoll des Himmels Mittlerin verkannt! 
      Erbarm dich mein! Ach, erbarm dich mein! 
     
    Landgraf, Sänger und Ritter: 
      Darf ich auch nicht dem Schuldigen vergeben, 
      dem Himmelswort kann ich nicht widerstehn. 
     
    Elisabeth: 
      Ich fleh für ihn, ich flehe für sein Leben, 
      reuvoll zur Buße lenke er den Schritt! 
      Der Mut des Glaubens sei ihm neu gegeben, 
      daß auch für ihn einst der Erlöser litt! 
     
    Si sprach: Sô lât in varn darnâch er stât  
    in disem zil.  
    vür Megenze gât  
    die wîle des klâren Rînes harte vil.  
       
    Sie sprach: So fahr er ledig denn und frei   
    Wohin er will.   
    An Mainz vorbei   
    Geht unterdes des klaren Rheines viel.  
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
      
     

    Landgraf (nach einer Pause): 
     
      Ein furchtbares Verbrechen ward begangen. 
      Es schlich mit heuchlerischer Larve sich 
      zu uns der Sünde fluchbeladner Sohn. 
       
      Wir stoßen dich von uns – bei uns darfst du 
      nicht weilen; schmachbefleckt ist unser Herd 
      durch dich, und dräuend blickt der Himmel selbst 
      auf dieses Dach, das dich zu lang schon birgt. 
       
      Zur Rettung doch vor ewigem Verderben 
      steht offen dir ein Weg: von mir dich stoßend, 
      zeig ich ihn dir. Nütz ihn zu deinem Heil! 
       
      Versammelt sind aus meinen Landen 
      bußfert'ge Pilger, stark an Zahl. 
      Die ältren ichon voran sich wandten, 
      die jüngren rasten noch im Tal. 
       
      Nur um geringer Sünde willen 
      ihr Herz nicht Ruhe ihnen läßt, 
      der Buße frommen Drang zu stillen, 
      ziehn sie nach Rom zum Gnadenfest. 
     
     
    Landgraf, Sänger und Ritter: 
     
      Mit ihnen sollst du wallen 
      zur Stadt der Gnadenhuld, 
      im Staub dort niederfallen 
      und büßen deine Schuld! 
       
      Vor ihm stürz dich darnieder, 
      der Gottes Urteil spricht; 
      doch kehre nimmer wieder, 
      ward dir sein Segen nicht! 
       
      Mußt' unsre Rache weichen, 
      weil sie ein Engel brach, 
      dies Schwert wird dich erreichen, 
      harrst du in Sünd und Schmach! 
     
     
    Elisabeth: 
     
      Laß hin zu dir ihn wallen, 
      du Gott der Gnad und Huld! 
      Ihm, der so tief gefallen, 
      vergib der Sünden Schuld! 
       
      Für ihn nur will ich flehen, 
      mein Leben sei Gebet; 
      laß ihn dein Leuchten sehen, 
      eh' er in Nacht vergeht! 
       
      Mit freudigem Erbeben 
      laß dir ein Opfer weihn! 
      Nimm hin, o nimm mein Leben: 
      nicht nenn ich es mehr mein! 
     
     
    Tannhäuser: 
     
      Wie soll ich Gnade finden, 
      wie büßen meine Schuld? 
      Mein Heil sah ich entschwinden, 
      mich flieht des Himmels Huld. 
       
      Doch will ich büßend wallen, 
      zerschlagen meine Brust, 
      im Staube niederfallen – 
      Zerknirschung sei mir Lust. 
       
      Oh, daß nur er versöhnet, 
      der Engel meiner Not, 
      der sich, so frech verhöhnet, 
      zum Opfer doch mir bot! 
     
    Gesang der jüngeren Pilger (aus dem Tale heraufschallend): 
      Am hohen Fest der Gnad und Huld [Gnadenhuld] 
      in Demut sühn ich meine [sühnet eure] Schuld! 
      Gesegnet, wer im Glauben treu: 
      er wird erlöst durch Buß und Reu. 
     
    (Alle haben inne gehalten und mit Rührung dem Gesange zugehört.) 
     
    Tannhäuser (dessen Züge von einem Strahle schnell erwachter Hoffnung erleuchtet werden, eilt ab mit dem Rufe): 
      Nach Rom! 
     
    Elisabeth, Landgraf, Sänger und Ritter (ihm nachrufend): 
      Nach Rom! 
     
    (Der Vorhang fällt schnell.) 
weiter zum 3. Aufzug
+
Dieser Knoten bindet folgende Stränge:
 
Richard Wagner: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg, 1., 2. und 3.Aufzug * Das Lied vom Tannhäuser
Chrêtiens und Wolframs Parzival * Wagner: Parsifal * Tristan * Wolfram und Klingsôr im Wartburgkrieg:
Der Gral als Stein aus der Krone der Gerechtigkeit * Luzifers Sturz (Jes 14,12 ff) * Der "köstliche Stein" (1.Petrusbrief)
Goethe: Das Märchen / Deutung (R.Steiner) * Novalis: Klingsohrs Märchen im "Heinrich von Ofterdingen" * Novalis: Hymne
Elischa Beth: "...noch einen Tannhäuser schuldig" bzw. "Zwiebelgold" (Roman) * vgl. 7.Rundbrief 2005
*+)
 
Feire Fiz : Richard Wagner : Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg
 
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