du fährst ins parkhaus – über
der leitung
vom tunnelschlauch schweben grinsende rochen
da öffnet sich weit aufatmend die halle
check ein gate zwei nimm dir eine zeitung
du fliegst nach hause du denkst an die kleine
die alles dir zeigte in stunden wie wochen
melodisch und lang dich beatmend im falle
bevor euer schirm – reisz die leine die
leine!
denn dünn ist die leere dort zwischen
den sternen
wir hätten verloren dich hätten
vergessen
dass du existierst doch wir sind nur die
stimmen
verhallender verse gedenken der fernen
doch dir tönte jene die rief dich ins
leben
artistisch zurück da im jet du gesessen
die stewardess stürzte mit dir durch
die schlimmen
verstrickungen tief in den sprungnetz geweben
302. sol a nacée
was ist frag ich dich dir so unangenehm
wenn phrasen veraltet erkaltet verfaltet
entkalkt ihr geleier durch kalauer eiern
gekaut halb verdaut – kommt das dir nicht
bequem?
das ist ja ganz nett: in dem philosophem
fühlt ihr euch zuhause zusammengeschaltet
die sive natura dei überschleiern
das tropen-gestrüpp mit linnéschem
system
das gibt euch ein muster von intelligenz
natur-raffinesse wie bei jener pflanze
die nachtschatten-giftigen sonnen entgegen
verdrehte trompeten liesz blasen dem lenz
betäubend vanillenseim badeschaum feucht
so geht siniströse dextrose aufs ganze
wirbt nur für sich selbst schweigt
cool und verwegen
der knallgas wasserstoff blast bleicht leicht
303. domina
die schwester preist paste für zahnschmerz
dir an
ihr leichenleicht rosiges kreidegesicht
zeigt gleichleichtes stechen im zahnschmelz
ihr an
das lichtleicht gelindert zum werbegedicht
so ist ihr bekenntnis in kenntnis gegründet
gefühlte wahrheit: der ernst deines
lebens
der bohrer der singend die angst überwindet
der siegt – dein versiegendes maul stöhnt
vergebens
doch das ist so fein ins changieren der
farben
hinein geleuchtet ins lächeln der kühlen
du hörst wie verhalten fast furchtsam
erstarben
gesänge erfüllt einst mit eigenen
zielen
im casting gewann sie als sie sich beworben
martyrien auf sich zu nehmen im schrecken
der wissenschaft – gern wär sie für
uns gestorben
wir sollten begreifen: sie wollt uns erwecken
304. enter
preis folge
nu darfst du sist dein törn – singt
die runde
jene hafenbraut für eine stunde
und sie reicht ihm die hörer den bügel
auf dem scheitel zu satteln – den zügel
diesem jungen zum reiten-vergnügel
und so jagt er durch ebene weiten
überkreuzt mit den längen die
breiten
wo die trichter ihn trinken die blüten
und er schlüpft durch den spitzmund
der tüten
in die himmel die sie überbieten
einem spiel ist der junge verfallen
darin gleichen wir ihm wie uns allen
die figuren der serien gleichen
die wir spielen fern sehern zum zeichen
dass den harten wir gleichen nie weichen
305. teonanacatl
nein keiner der chemiker bastelt das fleisch
des eigenen leibes – die pilze die er
als helfer nutzt – die bringen schon mehr
doch wachsen sie kaum aus ihm selber hervor
und niemals kann er das schlaue fleisch
der hefen und flechten entflechten dem meer
der molekularen gallerten in gär
ten seit cherubine behütet ihr tor
nein keiner der spinner spinnt selber das
fleisch
des hirns aus der spucke der spinnen im
heer
der arche die über das weltgeburts-meer
gerettet auf ararats gipfel bevor
die täler sich füllten mit rosigem
fleisch
vermehrt mit in-aus-durcheinander wo wer
entschlüpft eines schoszes wohin und
woher
dem munde der zeit in des raums innen ohr
306. flamenco
juchzen die kinder im schwimmbad
mühlen von flugzeugen pflügen
weisz durch das blaue der himmel
zick zacken rum sieh die fliegen
flick flacken rund wie die mücken
frieden die kriege den stechern
glucks lachen juxer voll zittern:
carmen mit federnden fächern
bringt polyzysten zum eidherrn
schwört auf betörte tartaren –
treibt nun chausséen in den wahnsinn
tauscht mit den falschen die waren
nicht dem tartar – dem torero
biss sie zurecht die zigarre
heisz übersprudelt zigan zi
gane die perlen gitarre
307. violinkonzert
wie mich das lied von der geigerin rührte
die ihrem hals das gerät einschmiegt
dich dirigenten mit gesten verführte
nun in die gesten die streicher einfügt
gleitet sie betten sie lüfte – geleiten
knaben die braut zu dem opferaltar
schreitet sie bilden sie ihr einen weiten
kranz den durchfiedelt die fechter-schar
fledern die blüten und kitzeln die
dornen
klimpert das geld pizzicato der harfe
federt ihr bogen erzittern die nornen
trifft sie der pfeil: cupido der scharfe
tritt sie die berge so hart wie die musen
ziehn die kollegen jetzt andere saiten
auf meinen rücken peitschen die krusen
meister der komposition die gescheiten
308. raumzeit-krümmung
natürlich ist der raum gekrümmt
die zeit zum rund
gebogen so dass sich die tat mit tat berührt
wie mund mit ohr wenn klug die zunge dich
verführt
wie ohr mit mund wenn du erfährst der
weisheit grund
wie mund den mund durchforscht und sich
verliert im fund
wenn gründelnd sich die forscherin
im schlund verliert
so beiszt sie ihn mit schuld weil der zum
wurm vertiert
verführerische unschuld sucht von mund
zu mund
verliebtheit schlingt die raumzeit der verliebten
um
einander hingegebnes du im jetzt und hier
so wie die schwerkraft strahlen nur ein
wenig krumm
an sonnen ablenkt – biegt sich meine sehnsucht
schier
von schönheit angezogen magisch dumm
und stumm
spiralig endlos in mein du – dich unser
wir
309. sei
ihr gutes recht
rollenspielende kinder die
spielen ein schnippchen
schwipp schwager sippen die tanten beim
nippen der süppchen
fettauge schürzte die sittsam
schlürfenden lippchen
neunauge sähe wohl mehr als zehn
achterne rippchen
sieben versiebte gelegenheits
lügner verbreiten
wahrheit mit albernen witzen die
alb mir bereiten
das sei ihr gutes recht wie
links beider seiten
asymmetrisch entscheitelten
cool die gescheiten
310. ariadnes
oden
nein niemals verlor ich die liebste – wie
kann ich verlieren
die nie ich besessen wiewohl ich besessen
von ihren
mich grüszenden grinsefältchen
den krähenfusz-schlieren
darin durft ich lesen wie seitliche blicke
verführen
so drang ihre list in mich ein mich im spiel
zu gewinnen
mikado mit zitternder stricknadel netze
zu spinnen
die geometrie labyrinthe verschachtelt nach
innen
verknüpfe ich mit ihrem faden entlang
meinen sinnen
den kerl in der kammer den packte ich gleich
bei den hoden
ich fand die prinzessin dahingestreckt auf
dem boden
sie weinte um ihn minotaurus stockholm syndromoden
epiphern in rührend gereimten epoden
auf oden
311. das
lied spricht zum dichter
ich bin durchschaut zerris
sen hingefetzte braut
zusammengesemmelt gesammelt
vergammeltes schwammel gestammel
das wort in diesem text
in dem du dich versteckst
geklebt in der ebnen etagen
collin collagenen collagen
du bist der mich versetzt
durchschaut hat und zuletzt
mit himmel-gebimmel gerammelt
du lammel du wandpisser hammel
312. erst leser
das all-ein seiende sein
der künstler der wüsten flächen
der ozeanwellen und wale
der menschen der wespen der frechen
lässt hören uns wasfürein
werk
lässt deuten die schleifen-gesänge
der wale und ozeanwellen
der algen hochzeit gepränge
wir leser ersingen den sinn
der dichter die lieder geboren
der lieder die dichter sich schufen
erst leser und hörer mit ohren
ergründen und bergen die saat
gezeugt in der schwärze der nächte
da brennt schon schamrot der morgen
da rieseln der zwerginnen knechte
313. hinab
zu den müttern
das ist eine ziemlich hohe etage!
ich sei ein routinierter dichter?
nun mach ich den sokrates: such meinen meister
der stylt seine route so streng wie ein
richter
den darf man so nennen und ehren mit titeln
von dem will ich lernen: wie findet gedichte
der findige mann mit der wünschelnden
rute?
die leitet ihn hin zu der schau der gesichte
die schlägt leicht an und zeigt dir
die quelle
da sprudelt der sirup der worte zum text
geronnener fäden aus schleimigen drüsen
von raupen aus denen du mütter milch
leckst
wo werd ich den finden den findigen finder?
wo soll ich den suchen? lauf selbst meine
routen
wie gump forest gump bis zum ende der leiden
spul selbst mir die seiden die dichten die
guten
314. winden
vor dem blühen
ach ihr lieben – nicht am schirm empor
sollt ihr suchend eure runden drehen
einen halben tag habt ihr gebraucht
nahmt dies dach zur wohnung – aus versehen
doch ich nehm den schirm nun vom balkon
hebe seine stange aus dem ständer
schieb sie hintern tisch an ihren platz
euch jedoch verflecht ich im geländer
eignen willen – ja ich merk es wohl
habt ihr: wollt euch weit nach auszen biegen
zäh geschmeidig schwankst du frei im
wind
wollt ihr euch nicht umeinander schmiegen?
will dir nur ein wenig dabei helfen
lass mich auch von euch dabei belehren
wie ihr euch der sonne dreht entgegen
wend ich dich: du brauchst dich nicht zu
wehren
315. dass niemand
weisz
was ist der schädel kunstkopf ohne
hirn
3 d phantom das uns zum spasz erschieszt
im strichcode-etikett dort auf der stirn
drei hochgezogne finger – ob du‘s liest?
darunter wird sein facebook face bedeckt
mit schwarzer wolle über deren rand
er durch die fasern kaum sein selfie neckt
mit eignen blicken: licht vom blitz gebannt
der greift sich einen gott der macht sein
ich
bläht sich zum luftballon und platzt
– der spott
ist sein martyrium – so greift er sich
den zorn des unterlegenen: den gott
lacht er sich rein reiszt er uns mit hinein
der rumpelstelz heiszt pseudonymisch: tod
so lügt er sich – der pisst in unsren
wein
und frisst der wahrheit reispapier wie brot
316. aus
einem alten epos
es genügt dass die worte sich singen
durch deren dimensionen du schaust
die einander zerblitzenden klingen
der sonnen strahlen – und du kaust
saures harz aus den wunden der birken
die weiber murmeln den spott gesang
der bestrickenden zauberin wirken
ins hemd mit nadel klapper klang
dieses lied von dem wolf in der meute
die schafwolle stachelt sein wollen wohl
an
ein tattoo sticht sie ihm in die häute
den comic strip der mit paris begann
dieses kleid schenkte helena gerne
dem freunde der den der sie deckte schlug
ihre keimbahn schenkten die sterne
dem prinzen der sie nach troia trug
317. märchenonkel
du sagst die klugheit hänge nicht am
bücherwissen
auch ohne wissen müsse sich die schläue
zeigen
verborgne weisheit die mit schlichtheit
überzeuge
so wie wenn einer einen blöden witz
gerissen
das heiszt ich darf nicht zeigen dass ich
gern gelesen
den alten kram von brüdern die die
sonne grüszten
als schlachten wogten durch die planetaren
wüsten
wo ungeschlachter riesen knochen weisz verwesen
ich darfs wohl singen aber keinen geht’s
was an
und dich zu fragen ob ichs darf – das käm
dir vor
als klopfte ich als märchenonkel an
dein tor
ders wasser seines quells nicht länger
halten kann
beim feilschen dich mit lust am klatsch
zu tode quatscht
im wortgefecht knapp dich tuschiert betuscht
betatscht
318. wörter
sind
himmel spielt himmel sich selbst: der
gott spielt den himmel der götter
wörter sind rollen sind namen sind
dramen im rollen der worte
wörter ihr schmelzt in film reifen
zungen küssen der rollen
winde der wellenden wollenden
welten wehn namen der götter
namen der grollend die welten durch-
rollenden spöttergott worte
wetter sind namen von trollen und
donnern entrollen die namen
sinn der das sein der erfahrung be-
greift reiszt sie nieder zu dramen
kriege mit schwingenden klingen umb
ringen die wetternden worte
sicheln mit singenden klingen kling
schoren ins sichere amen
319. eifel
vulkanismus
der fisch fluss canyon zeigt dir das gondwana
land
die welt bevor sie sich zu kontinenten brach
durch schichten bänder seiner schlucht
steigst du hinab
in welten wogen die verrauscht im strand
zu sand
zu felsenwand gefror ihr fleisch – gondwana
brach
im feuer land ums eis polarisierten lichts
von cángo cecidí cactús
america
bis sarah sah sahara maar maria laach
zwar lachte sarai jitz chacks isa akku leer
man musste ihm rebekka aus dem wasserloch
befrein um ihn zu trösten über
mutters tod
bis jisrael mit göttern rang am mosel-wehr
doch blubbert noch ihr erdorgan der eisprung
popt
der in mobilen blasen platzt wie chewing
gum
die börse implodiert – atlantis steigt
an land
wer foppt den aufgepopten flopp – dem popt
was topt
320. hilde geteilt
wie die bilder sprühen wilde
wauschibauschis – feuertrunken
himmlische – dahingesunken
küss ich deine füsze hilde
was so durch die netze tobte
als der wolf sechs geiszlein tot riss
sich dann in sein pfoten-brot biss
selfie sich mit dir verlobte!
kriege brachen durch den rasen
giga drei füsz staksten über
autos – der atompilz drüber
knollenblätterte die nasen
ungestüme zärtlichkeit
bohrt die stürme ins gewoge
wirft die meere auf die dünen
hat den strand in sich gezogen
schmiegt sich wieder in die daunen
meiner kissen wangen küsse
hör ich ein geheimes raunen
schmeicheln wie sie mich vermisse
322. olympische
spiele
läufer hab ich gesehen das fernsehen
brachte die bilder
nebeneinander liefen die eng ihre bahnen
sie sprinten
wie die verrückten die rasenden rolande
die um ihr leben
bangen im rückschlag gegen den feind
den verfolger da hinten
hoch bogen über die stange wie gummi
die biegsamen leiber
einer dem anderen nach – aber zwischen den
echos der sprünge
maszen die richter in diesem prozess die
beweise: sie stritten
um den rekord ihrer leistung: wer sei es
dem es gelinge?
was da gelangte wohin? wems eine gelangt
hat? – die suchen
den der geschickt im schwung die schickste
der chicken zu schwängern
siegreich wie kopf gegen zahl die schildkröte
gegen achilleus
zeichnen sie ihn mit gold und liefern ihn
aus ihren sängern
323. neologisten
bei mähwettbewerben der ernter
beim weinbärenwerfen der bakchen
beim sodoma-sado der schergen –
du wirst keinen meister erwerben
bei nähwettbewerben der erben
beim riesenwerfen der zwerge
du wirst keine trickser nicht finden
die hehlen mit schamlosen sünden
die stehlen mit künsten die listen
von dichtern lektoren-geleitet
beim bitteren spiel der verführer
beim suchen verlorner verlierer
verkleideter kalauer klone
die schweigen sich lieder des spottes
logisten sich neologismen
beginnen wie primzahlen gottes
324. jeu de test
nach anerkennung - ja ein bisschen auch
danach
verlangt dein herz und ja nach schmeichelei
vielleicht
mit zittern und mit zagen ach nach grausamkeit
verletzung und dann wieder zärtlichkeit
die weich
und heimlich dich beschleicht in tiefer
nacht wenn du
nostalgen suchst im algenpark des ozeans
und schwebst durch purpur schnecken blut
korallen wein
umschlingt dich oktopus in seinem liebeswahn
saugt sich an deiner brust mit napfen-knöpfen
fest
saugt dich in seinen darm ins zapfen köpfe
nest
verdaut dich tausend jahre lang und schleimt
den rest
von deinem leben mir aufs blatt c‘est je
deteste
325. alibi
reich mir das fernglas sagt eben die gattin
zum gatten
hinter ihnen der kellner der hält das
tablett hoch
vor sein gesicht – im boden der silbernen
platte
spiegeln sich staunend die opfer der illusionen
der aber läuft ins büro des inspektors
und streckt den
nieder und schwärzt den aktenvermerk
– da verreckt der –
unbemerkt kehrt zurück dieser killer
und steigt hin
ab in den keller – da zieht er sich um und
steigt hin
auf durch den bühnenboden um dort in
die enge
kiste sich wieder zu zwängen mit ketten
gesichert
sie aber lösen die schlösser und
klappen das teil auf
siehe da zeigt sich der künstler –
verneigt sich und kichert
326. ersetzen
sätze
meinst du sätze ersetzen ereignisse?
sätze sagst du setzen typen die frischgedruckt
landschaften prägen: zerknitterter
papillon
reispapier wellen zerbeult um den lampignon
zucker im flux der durch juckende buxen
zuckt
die tautolog homonymen verzeichnisse
flieszender süsze die schmelzende schwänze
juckt
sind homonym tautologische gleichnisse
leichen vom weisz knollenblättrigen
champignon
glatt zu verwechseln mit zittrigen champions
pamel zu pampern mit tempora pampions
zeichnet dich aus l'on y danse dans savignon
327. trinklied
auf die blattläuse melkenden ameisen
was schleuderst du für texte durch
die winde
ich finde im subjekt vom prädikat wein
des läuse honigs ausgeschwitzte sünde
a meisen trommel molk die madeln schad rein
am boden klebt mein schuh die schritte squatschen
verploppte tänze aufgemoppt zu blödsinn
platanen blattern schinken mir palatschen
ich tappse in den silben-silber-löt-zinn
nun tret ich deine kelter mit den füszen
die jener schmelze grad mal noch entkamen
das salz des fleiszes wird dein schandmaul
grüszen
wenn du dies schnallst magst du dich blutrot
schamen
328. mein lampengeist
dein lampengeist lügt dir nur schönheit
vor
der lump setzt dir die bunte brille auf
dir biegt sich alles rund zum gartentor
gewiss – doch tret ich ein beginnt der lauf
im kreis der sternenbahn aus der mein blatt
spiralen fächer spreizt und rollt sich
auf
zum park zentral symmetrisch wie die stadt
die geometrisch rein ihr kristallin
unendlich fein in sich gegliedert hat
im palmenwuchs des farns der mir erschien
als klarer strahlen formel – sein ist schein:
er hat mir sein sich-selbst-zu-schaun verliehn
ihn selbst in mir da dies sein eigen sein
in mir allein erkennt er sich als ihn
als mich allein – das heiszt: alls ich all-ein
329. woodstock
i’d love to turn you on da steigt das chaos
an
in immer höhrn gehörten sound
fool parsi pan
dahin wo feiner singt kein ping gespannter
darm
schlag zeugungs triebe schlagen aus auf
yasgurs farm
die wirbel dichtgepackt zum helikopter ton
der sich zum himmel schraubt und andre kommen
schon
von unten nach und mündet jener ein
ins meer
der höchsten stille schallt ihm nach
der hörner heer
die schlacht legt los: quer kreuzen jene
steigerung
die tränen arjunas – die kriegsverweigerung
hör: seelen reiszen existent substanziell
bis babies schrein die himmel grell zu höllen
hell
die bomben kurven daunen daunen daunen daun
zerrauschen weisz zum staub des fluchs den
schlangen kaun
denn wir sind sternen-mehl sind laib und
leib zugleich
versungen jung versengt versenkt in flammen
weich
330. lass los
lass los lass locker bock die bocker
bux die losen loser boxen
so lock die bösen buben socker
stuben hocker lehr die doxen
die doxologen wissens besser
bett zu lagen kain zu ketten
verletzen letzte wetter nässer
wett zu sagen nässens wetter
sist nett zu fragen lupf die betten
brett vorm kopf zu nagel lacken
lets leckin topf titanic retten
keck im zopf zu kegel zacken
331. sieben-rishis
hymne
entwirf nen comic strippen klippen
zelluloiden seiden strom
durchzuck die jetzt big bang banditen
band du polyphem phantom
ins universen überall ver-
spritzt du sohn dein chromosom
du weiszt den weg durch fernste sterne
führt die volten oheims ohm
ins innigste geheimfach wo quo
vadis unterwandert rom
wo mills oh millionen ionen
konvertiert zu monochrom
gelackten schnulzen high noon heinis
heilig schrein om shanti om
332. dein brief
in der würze liegt die kürze
meiner bürzel nippel schürze
vor dem bürstel deines fürsten
ob du gleich die scham verlierst
frechen blicks dich furchtsam zierst
ob du scheu mich neu verführst
rückst du an mich zu beglücken
schickst dich an dich mir zu schicken
willst im reim vereint mich finden?
333. im milchmeer
im fernsten raum verborgen liegt das schlafgemach
des königs der im traum regiert die
blaue welt
darin die tage schweben die zum almanach
erinnerung dir schreibt die sie bewusst
dir hält
denn das bist du: lebendig-oder-tot-gesicht
die bilderfolge längs gerissnen zelluloids
die alten stücke bleichen in vergilbtem
licht
im jüngsten windet sich die rollenspur
des leids
das schaut der bhagavan im silberblick der
nacht
die ihn gesucht mit phantasie mit witz und
list
sie schlingt die lemniskaten hat auf alles
acht
umfasst den letzten stern – schenkt dir
ihn der du bist
334. meine welt
können bilder nur bilder des wirklichen
sein?
die metaphern der sachen bescheiden und
klein
die ein jeder gut kennt da sich jeder erscheint
als der bilder bedürftig von fehlfarben
rein?
oder kannst du durchs bild im pupillen-punkt
sehn
die gedanken die zwischen den stimmen verwehn
die geheimnisse kaum jenes schweigens entwöhnt
das sie birgt in den tiefen der seelischen
seen?
in der kühle der gläsernen kugel
im weisz
porzellan-spröden auge erkennst du
den kreis
meines regenbogens der wärmt ja und
heiszt
meine welt – wo ich seh mir ins bild was
ich weisz
335. lunas
dattel song 1
luna sagt sie willn album machen
der meyer vom land ruht ihr sattel light
lachen
komm mir nicht mit nem beat pro dozent auf
die wache
nein schlafen nur schlafen
ach dass mich keiner wecke
nein was man zu land mit guitar singen kann
was mit inhalt was situatives – und neu!
von dem was – dran ist: jetzt gehn wir mal
einkauf
nein schlafen nur schlafen
ach dass mich keiner wecke
der schlafen nicht schlafen durchs rohr
näseln kann
was mit shoppen und fingern mit klauen und
abhaun
lass die suchen ich bring dem am pfortas
sein fläschchen
dass er schlafe nur schlafe
ach dass ihn keiner wecke
2
der bring ich mein marzipan lied aus dem
kühlschrank
in der blechschachtel hin durch den park
durch die stadt
um die datteln zu füllen das macht
die so satt
diese daddel song buttons wie n sattel so
glatt
sie singts und verschüttet verschüttelte
lieder
vor alzies und heimers vergessenen leuten
die hörens perfekt die verstehen die
einzel
nen worte die nichts als sich selbst nur
bedeuten
auf dem rückweg nach hause – ich tanzte
mit afro
dits kind unter brücken im fluss zu
den polen
von abend nach ost lobt magnetisch frau
luna
ihren mono chord hosen matz meister poth
polen
eine dreitöne grundfigur zupfte die
mättres
eine mantrische rap-schwarze rappen hypnose
und sie lieszen die tausend die seifenhautblasen
dort blasen die perlmutter weltenwind rosen
336. die geliebte
gib mir
nur zeit du ein wenig zeit noch
bin fort
die zeit nur ein wenig zeit noch
mein schatz
bin fort tschüss ein wenig fort doch
sei lieb
und komm du ein wenig komm noch
337. black box
ja das will – das muss ich sein
das den stuss zusammenschustert:
son gesengtes trüffel schwein
sau die sänger schmus durchmustert
die herumqwertzt auf den tasten
schnüffelt sich durch trocknen code
puttet in den schwarzen kasten
puttet aus buch staben tot
prosa die den flatter rand
umbruch mit nem vers verwechselt
lieb ich zwar – doch diesen schmand
noch viel mehr: barock gedrechselt
rund gequirlt wien schiffer scheiszt
schmeisz ich pointillierten dreck
schmissig wie die fliege schmeiszt
ab und ant wort trümmer weg
338. des
anchises lehren
krieger – so schreibt uns maro – verwehen
lüstern auf ruhm – in die himmel getrieben
wo auch die seher hinein sich gesehen
denen die sänger hinein sich geschrieben
aus deren wolken hervor neu geboren
polarisiert im magnetischen feld
ist der prophet zur geschichte erfroren
starb unser held – ward der schöpfer
zur welt
bienenstock summen umsingt seiner lethe
rhein und ruhr durch die städte der
nacht
kennt sich nicht mehr rauscht berauscht
durch die fête
weint an der brust die die braut dargebracht
meint er sie spende ihm saft hat sie längst
ihn wie ein alien innen durchfressen
mit einer lust ihn geritten den hengst –
nimmer wird der seiner lethe vergessen!
339. der ring
du musst das nicht wissen du willst auch
nicht
es geht dich nichts an dass ich blute vor
liebe
du sollst es nicht merken und darfst auch
nicht
es ist meine eigene wunde – mein ding
ich muss das nicht wissen ich wills auch
nicht
es geht mich nichts an dass mein mörder
dich liebe
ich will es nicht merken und darfs auch
nicht
es ist ja nicht meiner – nein dein ist der
ring
den du einst geopfert der nacht geschenkt
dem gott der verbotenen heimlichen liebe
du hast dich versenkt wo dich keiner denkt
wo keiner dich kennt – ins lied das ich
sing
340. babel
die pforten der welt enden – welten von
worten –
sind gern was sie sind unter über all
orten
vom wörtersee bis in den albtraum der
schaben
die häusigen panzer der kochroten schwaben
vom satzbau der heiligen gotischen bettler
sahara erprobt vom gelehrten errettler
bis hinter die hütte das haus babylonisch
aus trümmern des turmes gebaut teuer
tonisch
die ziegel gezielt in die kerne der sterne
im fluchtpunkt des horizonts jenseits der
ferne
fabriken rohr schornstein ins innerste wesen
getunnelter wurm – teleskopisch zu lesen
im jetzt meines ursprungs im lied deiner
kehle
im ohr meiner sinne im sinn deiner seele:
die pforten der welten in welt enden orten
die sind was sie sind unter über all
worten
341. schneckenpost
hei grüsz dich sag was machst du so
im wasserloch von water loo?
ich such madame mon kamerad
die kam ja grad mim damenrad
mich zu besuchen mir nen schmatz
aufs glas zu quetschen ach mein schatz
du süsze saugst dich fest – fast brichts
doch schmeck und hör und fühl
ich nichts
seh nur den roten schneckenmund
die zunge lutscht im lippenrund
sie rutscht am fenster glatt entlang
ich hör den wärter auf dem gang
wenn dem du eine stunde gibst
teilt der mir mit wie du mich liebst
es dringt intim informativ
durch ihn dann in mich ein dein brief
342. côte
d‘azur
des groszonkels muttersohn till war ein
schelm
erzähler gekrönt mit nem zipfel
mutz helm
das war grusz (dot) hansz geszler hut wilhell
telm
der wusste von afri karthago wandalen
von viking & kings die den sand mit
sandalen
durchmaszen von rotzwaff bis lippe westphalen
die gruben bei dedorf neandertal knochen
rezent dezent grün aus vor vier mal
neun wochen
doch sauber durchlöchert zur flöte
gestochen
wenn erik drauf blies die aiolischen oden
columbo gespielt neolithische moden
den kammu fleisch jäger mit kratzigen
loden
sang ich mein latein knüpfte seeweiber
garn
mit drake sei ich einst in die südsee
gefahrn
als narr miss joniert mit den missio narrn
von patzi fix stürmen geworfen an land
von kanni ballisten als nahrung erkannt
gerettet vorm grill von den wächtern
am strand
polypen medusen hybriden verhüllt
von ledernen schläuchen mit gummi gedrillt
die setzten mich kurz aber schmerzhaft ins
bild:
zieh aus zieh dich aus aber pronto mach
flott
zeig her wer du bist offenbar deinen gott
schwör ab den klamotten dem schleier
dem schrott
vielleicht bist dionysos du der piraten
delphinisch als priester apollons verraten?
fast hätte freund hein dich zerlegt
und gebraten
schlüpf raus aus der larve du puppe
und lerne:
astralischen leibern nur spinnen die sterne
ein kleid für diogenes sucher laterne!
–
entblöszt blüht dem blick meine
rosige brust
aurora durchblutet von scham roter lust
der wonnen der morgen glut sonnen bewusst
343. ein weilchen
wenn sekunden dich hetzen
schwebe durch die stunden
wolln die hunde dich fetzen
kreise weite runden
die gestundeten leben
wunder wunder leiber
lass in zeitlupe schweben
loop den sklaventreiber
hy hyänen lass lachen
kaum der falschen tränen
zu erwähnen – der drachen
hoch not peinlich stöhnen
solln sie höhnen der schönen
bangen weinen wähnen
sich gewöhnen sich dehnen
langen weilen gähnen!
344. altstadtfest
geh zur kirmes vom riesenrad hoch in den
wolken
auf der kirmes kann sehn ich noch hinter
die flügel
deiner überbein füsze die kühe
gemolken
auf den matten im almrausch schatten der
hügel
ruh ich aus von der glut dieser letzten
der tage
sieh da neigt sich dein antlitz der klausel
zum ende
melodie der erwacht weiten welträume
– frage
ob der traumtrester schaumt im gelinden
gelände?
gib die milch mir du schöne du süsze
der meere
bitter mandel färbt blau avatare und
himmel
firmamente zerplatzen: die tropfen verheeren
meine stille mit spiegeln die tippen nen
fimmel
345. krimi
landschaften sind das!
sinfonien gewaltig
und die opern – ich find das
über endlich ein faltig
die die begatten
jenen täter der taten
den erretter der ratten
die den vater verraten
schwören sich schmerzen
in den eigenen wirbel
wenn nicht der in den herzen
sie verzückt zucker zirbel
drüsen saft triller
zungen filmkuss – da mündet
dieser kitzel kiez killer
in sie ein die ihn findet
346. tannhäusers
wartburg
das sind keine mittelalter-gestalten:
sie tauschen nur masken – die edel gemalten
sind schriften von feuer auf stein die der
kalten
zeichen magie mene tekel enthalten
entrollen ihr wesen entfalten die seele
entflammen die waffen genau ohne fehle
die zornigen bösen die rührend
befehle
reimen auf verse die ich dir erzähle
hör nur die verzärtelten rokoko
schleifen
die hüpfer beim tanzen mit reifenrock
reifen
den strom ihrer stimmungen endloses schweifen:
sehnsucht im schmerz diese welt zu begreifen
347. |:
1 : (1 + 1 : (1 + :|
was mag wohl besser geordnet sich zeigen:
die perlenden läufe ce dur nummer fünfe
beet ho von schanell wo zu tälern sich
neigen
die wogen in de mut dem stolz der triümphe
–
nur menschliches – in aus gezeichneten zeichen
gestaltetem feinsten genau bis ins kleinste
zum rausch überflieszender flüsse
die gleichen
einander – spiralen gebogen ins reinste?
doch nimm margariten – (es geht auch kamille)
zähl ab wie die blüten im innern
(die gelben)
zu reihen sich scharen sich kreuzender rillen
im goldenen schnitt: eins zu (eins plus
(demselben))
singst du himmel den winden
die die hummeln entblinden
die lysergsäuren finden
tief in hellblauen gründen
ja sie werden verstehen
die dich schauen die sehen
deinen geist durch sie wehen
ja so wird es geschehen
unerhört wie sie lauschen
harfen wasser fall rauschen
umbekehrt mit dir tauschen
schall zur stille aufbauschen
349. kuppelbrief
alhambra: die kuppel im saal der zwei schwestern
zur daumennagel rosette verkleinert
die linse der ich dieses bild unterlege
lässt weltrund dich sehen zum himmel
verfeinert
mich wirst du dort finden im innern der
blüte
versenkst du dich in ihre quellende mitte
schau ich dort zugleich in dein auge und
schlüpfe
ins licht deiner blicke – wenn ich – darf
ich? – bitte …
ein schneeweiszes tuch leg ich um diese
brosche
so wie einen brief die papiere umfalten
adresse? – dein sonnensymbol ist mein siegel
das du nur erkennst – doch wie wirst dus
erhalten?
ich radle ans ende verschachtelter gassen
die klingel bleibt stumm denn du bist nicht
zuhause
ich komm an den briefkasten dort in dem
hausflur
nicht ran und der hausmeister macht grade
pause
ich glaube da hat sich am fenster der vorhang
bewegt? – fehlt nur dass den nachbarn ich
grüsze!
ich fahr wieder heim deinen blick zu entkleiden
versenk mich ins sprieszende licht deiner
süsze
350. kunststudent
ich fang mit dem schwierigsten an
und arbeite mich dann ganz langsam nach
unten
zum leichtesten durch – um zu sehn ob ichs
kann
mag sein dass ich scheiter am ende der runden
verwundert verwundet von wundern umwunden
ich höre mit kunstwerken auf
denn das ist die sinnlose weise der spiele
ist das was ich will – der schauläufe
lauf?
mag sein ich verwirr mich im irren gewühle
denn schönes soll frei sein vom sinn
aller ziele
351. der aumlaut
die sprache des anderen musst du sprechen
musst singen dein lied im gemeinsamen raum
einer sprache die der gut versteht: seiner
eignen
die dir auch vertraut bieeäääaaaaaaaaaaum
so machte ich klar die gesetze der andern
so liesz ich sie lernen was ich ihr gesagt
sie schaut durch die sprache von flundern
bis flandern
bläht blasen satz der aus dem bild
heraus ragt:
„du weiszt doch du selber musst lernen zu
sprechen
so wie du mich hörst im gemeinsamen
raum“ –
hör ich von den lippen so les ich ihr
sprechen
erst lächeln dann kussmund sieeäääaaaaaaaaaaum
352. als
die erde noch eine scheibe war
erde sei rund wie ein ball? – narrativischer
narren erfindung!
all solches zeug beim langen naso dem meister
der lügen
der sie gesammelt gesät und gehegt
und gepflegt wie ein gärtner
dem alles wahr wird – solange verwandlungen
offen sich legen
karten im wurf auf den tisch (der den stich
macht erntet geschichten
die alle wahr sind – bevor die verwandlungen
offen sich legen
drückt er den trumpf in den skat) geschichten
umrahmen geschichten
gleich den titanen umschlossen im schosze
der gaia – gestirnsaat
die sie vom himmel empfing: die keime der
götter der menschen
als aus der gruft ihrer nacht die sprösslinge
schlüpften zutage
sprengten die rangen die nuss – durchbrachen
den schaligen samen
so dreht sich diese revolution schon vor
allen zeiten
gleich als wäre sie nie geschehen und
niemals vollendet
daher vollzieht sie sich – jetzt! wann sollte
sie sonst auch geschehen?
und aus dem selbigen grunde sei ewig die
erde – die runde
ausgewogen ästhetisch symmetrisch:
das seiende eine
philosophie paar mesan paar menides platt
ohn ideen
hirngespinste gleich liedern fürs kind
von der amme gesungen:
wie sich cumaea verlor – vernarrt in die
gläserne kugel
ach wie narrte die uns mit der marmornen
murmel von muttern!
353.
kerl
gott
was ist das für ne scheiszmusik
laut schallt dein autoradio
den hohen innenhof herauf
die bummskapelle als replik
auf meinen abendlichen grusz
wenn ich die nesseln gieszen tu
mit blut vergorn zu pipi saft
weit werf ich dir den lufti kuss
ich treff bestimmt die windschutzschei
ben glotze deiner köterin
ins auge die von rot zu pur
pur pink verätzte säuerei
zurück zu dir damit du hörst
was für nen stoff dein beyler bey
den turm hinauf bis babel schieszt
wo du verkehrst empörst und störst
die ganze acht spur bahn der band
ins achterband der autobahn
verknotet so dass alle fahrt
in lemniskaten schwingen hängt
der sieben schwäne schwester weint
und träumt von ihrer wiederkehr
die treiben hin – die schweben her
mit mir zu acht ein halb vereint
gemeinsam sind wir schwach doch ein
zeln findest du die einsamkeit
in der du nur dein ich bist – satt
von götzen fleisch du süszes schwein
354. was zu tun
nie zweimal das gleiche – das ziel das du
dir gegeben genügt
für eine spontan getane
tat – die inquisitoren
durchmustern die muster um gleiches zu
finden – die regel lügt
wenn wandel windet die wege der
würmer die erden geboren
du fragst welches ding du dir heute
reinziehst: musik oder schreiben?
die wahl ist leicht sag ich dir – du
solltest das fremdere nehmen
denn was fragst du mich und verschweigst welchen
unsinn heute zu treiben
du lust hast? dein windschiefes experi
ment – hat es grund sich zu schämen?
355. zurück
vom chor
raus aus der schleife der galgen hals schlinge
reisz dich enkidu du gilgamesch lümmel
rappen weisz tinten fisch gall apfel schimmel
raus aus der klingel der ketten hemd ringe
rauh wie die raunten ins ohr die verbraunten
rauchenden kehl gesang räusper geräusche
ruchloser banden getuschel getäusche
rauhbein gemauschel – die lauschten die
staunten
raus aus dem anzug du galgen strick schlingel
reisz deinen oedipus phasen schluss pimmel
rappen weisz octopus nasen rusz schimmel
raus aus dem voo doo hoo jills geilen jingel
rein in die seifen gereinigten seiden
weisz meinen augen wie weich meinen beinen
reizenden papillon reis papier scheinen
rein wie die leichen mir reichen die leiden
356. hänschen
klein
der groszhans war ein hanseat
sasz als geheimrat im senat
und hänselte die hansen
die wänste voll die pansen:
er schrumpft zum kleinhans vorbildhaft
die andern konnten kaum vor kraft
noch laufen – und sie platzten schnell
doch kleinhans schrieb ein ritornell
auf broccoli salat und dill
gewürzt mit kümmel zimt vanill
so fein dass mit der lupe nur
du findest kaum die blattlaus-spur
vom hänschen – blind verloren
bohrn seines schimmels sporen
durch augen sich und ohren
der grazien und horen
der musen flirt juroren
der reimbetörten toren
der nerven nerd gebornen
nach hinten und von vornen
genordet von drei nornen
zu spiekers korn erkornen
doch horny porny weint so sehr
sie hat ja nun kein hänschen mehr
357. kultur gut
als vincent peru mona lisa entführte
bis über die ohren verliebt eflorierte
da grinste er lief ins gefängnis und
rief
dass er mit der tochter italiens schlief
gioconda mit dir! hundert elf tausend frauen
die stürmten hin soph lorens floren
zu schauen
zu boden gesunken parfümgeil trunken
von traurigen glücks wühlstuwickenacht
funken
so blickt magna mater mit heimlichen freuden
den arbeiter durch: sie erkennt seine leiden
das geht ihm so ab im kauf-laufhaus der
helden
nation des amours wie die zeitungen melden
das geht ihm so tief in sein wir warnes
wesen
wird je ein gedicht mit francais langue
gelesen
wie dieses das er sich nicht schrieb sondern
– tat?
das geht ihm so aufs karnevals prinzipat!
358. astralia
kennst du das land das ganz aus gesichtern
besteht
sand wo hand wie haar wo der wind durch
geht
all unser tun ineinander gedanken verweht?
all unser ziel ist ein stern weit geworfen
gesät
kennst du den jäger drei gürtel
juwelen schräg?
aldebarans plejaden kreuzen den weg
watte gewölke verschleiern wenn ich
überleg
wen licht fischer dort fängt mit dem
netz übern steg?
aale schlängeln elektrisch im strom
schlag erguss
durch andromedas schaukel hengst pegasus
explodiert der beim mutacum liquida kuss
reitet sie ihn über kopf missionar
stell genuss
359. marie
gib mir nen satz – oder frag du mich nur
irgendwas!
gib mir – dein wunsch sei mein wollen –
für mich irgendwie
sei mir befehl fremd und feind und ich geb
dir marie
fersen geld! – spring mit der färse
flucht übern parnass – –
gib mir ein wort das dich schlüsselt
– den ziffern-code-pass!
gib mir – dein schmacht plakat bild werd
zum film irgendwie
werd mir zum fieber das wolken brennt –
what sex marie?
kitch as kitch keen girl you seen me as
assassins as – –
gib mir? – nein herz mich! den herrn unterm
schleier – helas!
gib mir – dein lied säng ich gern kreiden
schrei irgendwie
seufz mir den schmerz kennings kern – sing
ich meiner marie
opern wut opfer glut – obs dir blut taten
tut? – krass!
360. turanische
sage
sie zogen durch die weiten steppen gebirge
hinab
sie fielen in fallen – der jüngste
befreite die bunte schar
zerriss das netz sie flatterten auf sie
wanderten fort
mongolen räuber verhafteten sie von
der falschen partei
der steuermann hat sie beim ohr gepackt
rief nur ein wort
da wählten sie ihn zum chef – den meister
lehnten sie ab
die schüler warfen im rollenspiel sich
die bälle zu
sie rollten flaschen da fand die tochter
des lehrers die post
im grünen glas kaum zu lesen das zeichen
ein alter spruch
der dann das fiasco gesprengt überlebte
die tat nicht lang
bestand die staatliche prüfung nicht
denn der dämon nahm
das mädchen ihm weg und gab sie ala
ed din zur braut
was meint was bedeutet es turan docht dass
dem blute gleicht
die glut die der sonne im sterben entströmt?
der untergang
des weltentags – ich weisz es nicht – nun
werd ichs erfahrn
361. bill ionas
nabi
der spricht worte von kraft den die leute
hörn
lauschen ihm ältere damen mit offener
stirn
nehmen sie ihn telepathisch in ihr gehirn
auf dorthin wo die nattern sich verwirrn
ja der heilt sie mit minziger mund medizin
seinen silben sind samenkeime verliehn
wenn sein soma im silbermond erschien
warf er sich vor den cadillac von james
dean
der jedoch seine brust gen himmel schwang
hochgeschleudert im zehn hoch zwölften
gang
wenn el greco den mann je riss tisch lang
eindimensional zur zeit zersang
ward seine funkenspur durch dein ich gespannt
jetzt übersetzen die netze was der
uns gesandt
winden sich durchs von wundern verwundete
land
wundern sich über den wind weit gerundeten
rand
362. mann
und weib und weib und mann
hast du das gesehn? aus sieben splittern
von müll
eierschalen weisz symmetrisch zusammengebaut
diese substanz von mah jongg stein oder
klaviertasten horn
spieler stoff – von oben die maske mit silberner
haut
höflich spricht sie dich an souverän
– souverän und mild
hoch gespannt und hart mit waffen smart
und schild
lässig – elegant und zart – unheimlich
– wild – –
stolzer lächelzähne klingen klang
und bild
ihre tochter schenkt sie dir!? – die singt
ein lied
mit dem gefiederten kerl der immer ans vögeln
denkt
einig sind die beiden sich schon – da steigt
er mit ihr
hinter treppen hinan: dein papa der den
genpool tränkt
363. meditation
kampf bis aufs messer der zähne
streit bis aufs blut deiner zunge
platzt dir die saite die sehne
springt dir die flut in die lunge
gehts um dein leben und sterben
aus deinem tod frisch geboren
von diesen mords-wettbewerben
auf zu erstehn ungeschoren
denken dich götter im stillen
sprieszen symphonisch gestaltet
sanft kreisen durch ihren willen
blüten symmetrisch verfaltet
sehn dich die künstler phantastisch
passgenau scherengeschnitten
blätter-geschicht periphrastisch
fragend: sag hast du gelitten?
wird nicht die richterin lachen
dunkel geheim kühl und ernst?
liest sie papier-flache sachen
schmunzelt – wenn du dich entfernst
364. kamerad mann
manche stellen napoleons völkerschlacht
nach
andere schmachten nach schauspielertöchtern
und fraun
und wieder andere schneiden sich scheiben
so flach
dass wieder andere durch deren fettaugen
schaun
leute gibts die triefen vor trauer und glück
andere riefen stahl enthalte den dieb
und wieder andere teeren tinos stück
das wieder anderen schub dual an trieb
durch zerbeulten raum der sie vorwärts
schluckt
vom bewusstsein des killer kalküls
berauscht
stirbt der kamerad mann rocken roll verzuckt
wenn vergangenheit sich mit zukunft tauscht
um geschnittene szenen wacht der wieder
auf
zeigt das davor – als er lebte um gleich
zu beginn
seines tags zu frühstücken – dann
erst darauf
folgt der film – fängt an den du lebst
innen drin
365. dante
schwindelt dich
nicht wenn vergil dich hin
ab in die mitte der erde
führt und mit
dir dann gleitet
fällt stürzt tief durch die höllen
in den
himmel empor – diese
wendung der wendelnden treppen
abwärts hin
auf – diese kippe von
unten nach oben hinaufwärts
oder hin
ab rück schlag stur
weiter nach vorn in der sphären
fernste
himmel? die schwingen dich
sternpunkt rundum zur heimat!
366. grazienkuss
mein leben hütet die magd
die milch mir gespendet bevor
der tag mir geöffnet das tor
zur sonnigen süsze der magd
die wahrheit die sie mir bewahrt
verbirgt sie seitdem insgeheim
im lächelnden ernst in dem keim
der liebe die sie mir bewahrt
die hängt am seidenen faden
den wickelt sie um den knopf
sie beiszt und nickt mit dem kopf
leicht seitwärts und reiszt so den
faden
367. wetterbericht
von norden stoszen die wolken nach südersee
vor
die hände der wetter rap borderlein
tauben im chor
karate-schlagen die pfeile zum sturm empor
wenn der der regentin schwung dirigiert
mit dem rohr
der drosch seine orgelnden saiten der ritt
übers riff
der riss seine griffe der schliff sich die
riffe zum kliff
entsorgte die sorgen ins morgen der schnalzte
und pfiff
auf all ihren schnee prophetie profil tinneff
hohn syph
schon rudert sie wild mit den armen – wer
führt mich? wer lacht?
die nebel umbanken des blumen kohls wankende
pracht
die faden zucker verliern sich im mond mund
der nacht
die watte schmolz weg und auch sie kraft
der zunge dies macht
368. königin
der nacht
was ist es das du in mir wecken willst
was mag es wohl sein was du schmecken willst
der du mit nem stecken die schnecken killst
wenn du deren nacken nick necken willst?
was ist es das du mir entlocken willst
wonach du geschockt unerschrocken schielst
der du mir den knochen-trocknen spielst
wenn du meine ziege zu bocken zielst?
es schmeichelt mir kaum noch wie du mich
genannt
als sonnen-wind grusz im polarstern verbrannt
ins null-element antipodisch verbannt
die in der antarktis dich superman fand
369. komm in ion
mach nur dein maul auf bezeuge zwei zungen
wirst von der leere des raums aufgesogen
stülpst du dich aus flügel weite
die lungen
wirst in den sonnen wind atem gezogen
hör deinen schrei laut so leise – verstummst
dann
wattige hirne zerfasern zu zirren
sponti gespei pufft zu nebel – verdummst
dann
wirst dich im haar stern frisur wald verwirren
eeeeeya qulatten zerspritzen die jungen
kaul quappen spermato zoo flagellaten
streng ja empfangen geschluckt eng verschlungen
hostien weisz komm in ionen ob laten
370. fuge
blau weiszland gestreifter geschichten schacht
weisz ich
die sprünge verschieben die schollen
versetzen
den platt fisch pottbillig verschenken –
den fetzen
für lappige lumpen – den drachmann
zerreisz ich
weisz blauband geschweifter gemisch maschen
drähte
die mich laschen lieben die sätze vernetzen
den platt forschen bill john versenken in
kätzen
für ruppige rapper – von drachzahn
gesäte
flau beiszrand geschleifter gesicht sachen
ärzte
die lichtwachen diebe die nichtlachen schätzen
die platt tischen billard verdanken – die
metzen
versenkten vier bälle – die brachmann
verschmerzte
371. liebe
deinen feind
travolta der tanzt zur musik von dem cage
den rasenden cop denn der cage der verlor
sein
gesicht und der cop nahms im namen von cage:
der scientologe im pelz von new age
doch cage übernahm die haut vom gesicht
des tänzers dann tötet den arzt
den chirurgen
der gangster beglückt mit dem neuen
gesicht
nun spielt er den cop und nun hält
er gericht:
du musst – so verurteilt der cage in der
haut
travoltas den zelluloiden kollegen
–
für immer und ewig des antlitzes haut
behalten das früher mein leben versaut
ein jeder muss einmal im leben den schein
der rolle persönlichen lebens verlieren
muss andere täuschen – ich tausche
den schein
des scheinfahrschein-fahrers – mit dir du
mein sein!
372. berufswahl
zwischen tausend und zweihundert drei zehn
berufen
darf ich wählen ich kann auch studieren
was müssen
professoren der mathematik musik wissen
schaften pythagorassen die klassen sich
schufen
da die massen die giga golemmen einst stürzten
die mit besen der bösen biest buben
verkehrten
revo luzio nierten sie swiss airn und lehrten
wie der raum wird zur zeit die zum jet sie
verkürzten
das ist klaustro phobie die im kalauer kauert
jeder weisz wenns dir piept was die stunde
geschlagen
jeder weisz wer da anruft die warnung zu
sagen
schalt den kasten an sieh wies fack pack
dich belauert
in den nachrichten lasen sie deine gedichte
von dem hypno hype fielen in schlaf die
es hörten
sie verdrehten die augen beschworen betörten
revo luzio näre swärn weni gewichte
373. frankfurter
schule
sag meine freundin meintest du wirklich
du kannst alles behaupten solang du uns
schönsingst
melodien schwanger von faunen grotesken
würden als wahrheit bewiesen durch
diesen
unwiderbrechlichen glauben der begum
sopranin du karne melk käuende kuh?
graffitti quer durch den himmel geschnitzt
filz stift manga plop augen kalypsen
mit glanz keil ruten wipp schlank erschreckt
geigen sie mir zum gedeihn deine meinung:
gesteinte gebeine brächen der steine
verblendung – denn alles gemein macht der
main
374. die
lauten raumschiffe im stummen all
hören kannst du deren schiffs automatik
siehst sie die nächte kometenweisz
schneiden
luftleerer raum vollfüllt mit dramatik
deiner empfindungen action und leiden
hören kannst düsen du durch dein
erleben
rasen sie reiszen durch angst dissonanzen
gleiszende stoffe entzwei und verkleben
leias und hans mit so netten in stanzen
durch johnny willi am synchronometer
kreischen die zeiten zerspaltenden gleiter
täter gleich opfern geopferter täter
schleichen im gleitenden faltenwurf heiter
durch die verknoteten string instrumente
streichen die saiten die alten heim leiter
opfern gleich tätern sich tot – wer
denn könnte
leichen bereiten wenn nicht deren reiter?
375. mc
laughlin tritt auf
auf der grünen wiese vor der uni stand
die bühne
auf der bühne sasz mc schneider laughlin
lotos meister
auf dem lotos sitz gekreuzt gitarren hals
und beine
sprudeln gier girlanden jault die bahn quietscht
durch die schiene
tabla hackt den geigen schnitt lauch scharf
den witz verbeiszt er
lasst die drogen werdet fromm sie nickten
stoned wie steine
schwebte leicht dahin als ob ihm mahagott
erschiene
vishnus orkus traum trabant umkreist den
heilgen geister
schnusser kess troll maha welan schnurlos
wie joe leine
sanken schwer und wogten auf und ab durch
die maschine
die uns unter wasser atmen lässt –
zu neptun reist er
wo atlantis düsen spur ihn auf gelöst
ins feine
376. ihm
natürlich ist es ungerecht ich weisz
es
doch das kann dir wohl gleich sein denn
auch mir ists
egal: mein ganzes all mein ich verschenk
ich
an ihn ihn den ich liebe alles geb ich
und damit fang ich jetzt und alle tage
von neuem an zu schenken und in nächten
vergess ich was ich ihm vermacht und wandle
mich ihm zudenkend all mein sein in träume
ich halte nichts zurück und will nichts
haben
von ihm da gibt es kein dafür kein
preisschild
nein ich will nichts nur: dass ich mich
ergebe
bedingungslos gedächtnislos vergebens
gerechtigkeit soll es für mich nicht
geben
das opfer wird nicht als bestechung gelten
denn es hat seinen wert in sich – vernichtet
darin besteht sein wert: still zu verglühen
377. mare nostrum
landschaften schichten die zellen schaum
wellen
bäume zum baum kuchen ring des bewusstseins
back schoss zum bleistift spitzer gazellen
platonisch verliebte platonische körper
zerrissen mänaden prinzessinnen orpheus
den ganzen hellenen kram sieh bei dem frühen
nietzsche professor des vatermords morpheus
lakonisch entliebt wie latonische körper
diana die schwester apollos geraubt
latona die mutter vom gott durchgeschraubt
hörst bruder du was sich nioben erlaubt?
schon zucken zu tod katatonische körper
378. metaphysik
klein alpha (verkantet)
warum soll ich mir nicht n lakritz gummi
holen
sechs minuten die kräuter melange aus
polen
auf der zunge das schwarz zucker weisz der
katholen
mit dem speichel verschmelzen dann schluck
ichs verstohlen
evangelisch bin ich selbst im traum nie
gewesen
auszer dann wenn ich kants antinome gelesen
wo unendlichem werden zur rechten die thesen
auf der linken den gott punkt besind und
bewesen
der beweis dort entfloss thomas birne scholastisch
aristoteles metaphysik kataphrastisch:
ins unendliche denken heiszt hyperphantastisch
hier und jetzt explodieren wie rumpelstelz
drastisch
dessen name geheim durch dein denken sich
frisst
schuf die welt eben auf diese weise mit
list
aktual infinit dich zu wissen: du bist
was der goldbrand im strohstoff der finsternis
ist
379. grusz echo
sofort schreib ich dir die so fort die so
fern
sofern du mich anschaust im hier du mein
stern
du sternenschrift kurvenkursive gewitzt
die schleier zerschlitzt in die ferne fort
flitzt
kaum bist du entflogen schon fühl ich
im jetzt
den sog meiner wehmut mit jubel durchsetzt
denn so wie im sein frei die lichtung des
nichts
klafft durch meine leere der blitzbaum des
lichts
das heiszt: wo du fehlst füllt dichdenken
mich aus
empfang ich dich in meinem herzkammerhaus
und fehlst du mir drauszen im blindwerk
der nacht
füll ichs mit dem feuersturm in mir
entfacht
380. don jovi a (was bei mozart dasselbe ist)
verbittert bekommen die fraun ihren willen
sie sind unerbittlich
sie beten um rache – sieh: da erscheint
das grabmal des opfers
belebt vom toten dem lustmolch (nein nicht
von dem – der ist noch
nicht tot) dem ferkel erscheint der erstochene
vater der jungfrau
das schwein lädt den steinernen herrn
zu gast der isst aber nichts
aus marmor tot wie ein römischer gott
– doch er lädt für die damen
den lebemann – ihn seinen mörder zu
sich in die totenwelt ein da
erfüllt sich das rachebegehren der
donne elvira und anna
wenn abgründe über sprüngen
wie zorn arterien schwellen
hart arien gellen mit flammen zart hellen
lüsten verjubelt
seis dass der damen zorn in seiner gier
erfriert
vielleicht auch dass die gier im dämonischen
zorn verflammt
381. don jovi b (gli vo‘ cavare il cor)
die diven sind mächtig bei mozart im
don
giovanni: sieh an donna anna die alte
vom berge – elvira mord lüsterne porn
will juan verletzen ihm beiszen ins horn
das herz ihm raus reiszen – sie schreiten
zur tat
mit doppel kreuz stich tripel mord sich
zu rächen
zu stechen den stecher – auch annas verlobter
der reckt seine rokoko waffe nach vorn
denn adlige sind sie: bereit stets zu töten
ja götter sind sie – doch nur einer
der tut es
dieweil die drei andern den himmel durchwünschen
doch wir sind die wissenden (kennen den
scorn)
verloren ist jener: gepackt bei den ohrn
(von mozarts musik vor der bühne da
vorn?)
von dem den er tötete – steinalt beschworn
erinnyen erinnerung – steinkalter zorn
382. don jovi c (dem mazetto zum trost)
sag: denkst du die salbe mit der deine braut
dich heilt sei das öl der geschmeidigen
lippen
die zunge mit der sie dich tröstet
die kehle
aus der neu die liebe geboren zum lied?
und hörst du die süsze die stimme
den laut
die seufzer des atmenden sturmes die wippen
den wipfel die nippelnden gipfel der seele
wenn du nicht mehr weiszt was und wie dir
geschieht?
weiszt nur dass du nimmer gewusst – nie
geschaut
ins innre der blüte – vom nektar zu
nippen
bevor ich sie prüfte und fand ohne
fehle
ihr zartes geheimnis und nahm sie von süd
383. nachbar
der gartenzwerg reiszt mir die tür
aus der hand
ich hock in dem auto und halt sie ganz fest
und greife den griff und den fetzen vom
rest
doch rumpel stielts fenster mit rahmen und
rand
du hausherr des universalen geräums
thor türhüter engel hey rumpel
kamm hair
komm kämmerer kumpel dein mund mault
quer
plop tropfen die säuren des piss pilz
geschäums
gewiss bist du sicher du lässt mich
nicht rein
ins fremde da drauszen den raum dir vertraut
ins trauerland wo sich verliert deine braut
ja jage sie such dir der peinlichkeit pein
andromedas nebel durch flogs feuer ross
du halluzinierst dir den traum film der
nacht
ich wend mich der frau zu die lustig mir
lacht
befreit von dir tor wo der ur knall schoss
384. kulturelle
identität
was soll ich identisch sein mit der kultur
der görlitzer die ihren böhme
nicht kennen?
verstehen will ich die siebennatur
auf jakobs tonleitern himmelwärts rennen
vielleicht wollt ihr soll ich mich zu der
kultur
der wagnerschen heiden und wälder bekennen?
erlernen will gern ich der götter natur
chromatisch in klang wogen schmelzen zu
brennen
wenn mozarts essenzen aus spott und kultur
die wege der menschen im lächeln erkennen
bricht revolution aus durch mutter natur
identifiziert mich mit abern und wennen
385. waschzettel
zimt stern galaxis
o my lord
nimmt uhrn und axis breit
band cord
ukw schlag – siehs
wie dus hörst
ultraschall knacks ist pücklers
fürst
lügner zitronen
presse smart
pen club schoschonen ratten tart
benno zu klonen
schwarz wald schrat
bügler zu lohnen
platt salat
386. ling ling
natürlich bringt der jeden beiseite
der ihm durchkreuzt seine höhen mit
breite
dem schichtet er auf geschichte gescheite:
die zeit ward zum raume – das jetzt ihm
zur weite
als reiter geroll donnerwetter wie wolken
von rittern verbitterten schalks ausgemolken
mah jong mongoliden die polnischen polken
getürkt um die bälger zum balg
umzuvolken
gebot er der stunde und prellte die böcke
die jurten warn courte doch kürzer
die röcke
die jungs unterm purzelbaum rührten
die becken
sie bohrten die nase durch lippen zu lecken
ein taschentuch reichten die damen dem schlingel
der kaiser bedankt sich er wischt noch die
klingel
die venezianerin lauscht seinem dingel
ling ling zieht ne miene sie bleibt nun
singel
387. die anwältin
macht die kleidung die frau? wie sie sich
bewegt
tönen silben in ihr – loser dichter
gesang
den die kluge verteidigung wählt: der
erregt
phantasie die beschwört der geschworenen
rang
wenn die sicht sie gelenkt auf die logik
des falls
wo sie licht wie geschenkt dem begreifen
entdeckt
alles klar: sieh das ich tief im auge des
alls
hat der listige drache im baum sich versteckt
wo ich äpfel mit adamas messer geschält
und der herz kerne kitsch in das mittelmeer
warf
schäumten zellkammer welträume
auf ungezählt
auf das fleisch meiner frucht war die ich-ische
scharf
388. kompass
grafitti tag traum stern im nacht raum der
jugend
mein schwimmbäder lau blau gekachel
abstrakt
orakel delfin tattoo jelly fish selfie
brennt mir in die bindehaut ungeschützt
nackt
die gestern vom tränen gas chlorwein
entzündet
doch heute beim lesen der lieder ermüdet
dem auge mit lila verschatteten lidern
die orientierung verwest und versüdet
so dass als ich einschlief der nachtraum
erwacht
das steingut umkleidet türkis marmorierte
ägäis gold fliegen geschmeide
geschmeisz
mich okzidentierte den norden genierte
389. ausriss
zerfetzte papiere – die ränder vielleicht
die passen zusammen – den ausrissen gleich
den vierecken auch um die comic gestalten
geschlagene rahmen die szenen enthalten
die kreise sind pixel im raster der flecken
mit waben vergitterter knast ohne schrecken
so fremd sind wir jeder mitsamt seiner welt
dem anderen blind disparat ausgefällt
entreiszt somit jeder sich selber dem bild
zerrissner papiere – hinreiszend wie wild
390. montag
am sonntag verendet ein schmetterlings flügel
im netz mosaik der zergliederten zeichen
verbröselt zu brosamen staub in der
weichen
substanz in die armstrong druckte sein siegel
am dienstag beginnen sich poren zu bohren
durchlöchern das nichts um dem sein
seine bahn
zu bahnen – sie bohrn ihren sporn in den
wahn
neils tag aufzuspüren – myzel spur
der sporen
391. inspector
verbrecher verlangen beweise von dir
das dient als beweis dass sie sind was du
sagst
wer will denn beweise für das was sie
tat
wenn das was sie ist offenbart was du fragst?
polypen spielst du psychologen figur
ein schauspieler stellt dich als wirklichen
vor
doch sie die du löcherst ob szenisch
madame
säng arien geigengeschluchzt mit nem
chor?
so stünd es im drehbuch – du schüttelst
den kopf
längst steht demaskiert die die mörderin
ist
sie weint durch vocoder scher schartigst
scharf
und endet in vier drei sekunden frist
392. der
volltrunkene tattoo stecher
ich hab nen libellenstich hier
der fühlt sich so schön an hier
fühl mal
dein flügel schreibt wie auf papier
du federspitz kitzel mein kiel mal
du hast was vom alphabäh tier
das wühlt buschi wuschido wühl
mal
zur zederwitz zitzendorf zier
langt leder mit litzen komm spiel mal
du reh mim fagott instrument
posaunen die sauna mehl schwitzen
den pfau der durch pfützentorf rennt
durchtrieben die sieben haubitzen
auf diesem chi chiffer klavier
hau rein knüpfe knöpfe beim schützen
fest ziel auf den spund mit dem bier
steht der hammer längst einen sitzen
393. radtour
staubige brombeeren irgend ein silberner
flaum
fällt von der grauwacke mauer kriecht
durch den rost
auf dem fahrad gepäck elefanten turm
hoch zu ross da reitet auf seinem thron
könig sardanapal seinen freunden voraus
liesz er sie doch drei tage weit hinter
sich
meint er – doch die haben sich nur bequem
versteckt
unter den schichten der wäsche auf
denen er sitzt
zuckendes lachen verrät die verräter
– der prinz
tut erst als merke er nichts dann bohrt
er den sporn
in ihre flanken sie bäumen sich prustend
auf
schwinden – so tritt er die mühle nun
wieder allein
394. lieder
sangen den sänger hervor
lieder sangen
den sänger hervor
hör durch die linien
deiner empfindungen
lies durch die schriftspur
entbinde die bindungen
die ihren sinn durch
der sinne tor sinn sungen
durch melodien
geflechte chor wind zungen
als deren stimmen
ums sturm auge blind rungen
sangen die lieder
den sänger hervor
395. einen
herzschlag voraus
eine innige liebes beziehung verlinkt
dirigenten mit musiker proben im raum
wo die liebsten die streicher die hölzer
das blech
und die sänger den meister verführen
zum traum
und sie lassen ihn träumn er erziehe
sein kind
diesen purusha opfer nicóca colaus
tanzend vor der orchestra – doch sie ziehen
ihn
springt er ihnen auch fast einen herzschlag
voraus
und sie lassen ihn sinnen er selbst sei
der djinn
aus der flasche gezogn reagenz glas gezeugt
mit dem mozärtlich zarten djinn tonika
schatz
meiner muse die gern sich zu wünschen
gebeugt
396. es
gibt immer einen gröszeren fisch
der fischer bin ich und ich fange ne menge
fisch
in maschen deren list überirdisch fein
geknüpft ist dass was jung geschmeidig
frisch
hindurchschlüpft vom garn gern würd
gefangen sein
kaum blicken die durch da bleibt der geile
fisch
der sie beschlich im teppich muster hängn
kaum barscht der bursch mit zitronen auf
dem tisch
schon kochen im meer die in meine poren
drängn
den tun den hai schluckt der vishnu sintflut
fisch
der mächtige hat an dem schwächeren
genus genuss
transgender gents generieren ihr gen gemisch
gehirn gelee produziert potenzierten stuss
in diesem ozean sprengt neuronal mein fisch
die spermatozoischen fäden der string
theorie
durch tiamats dimension enuma elisch
ins tohu wa bohemien – c’est ca la vie
397. es gibt
welche die reiszen den letzten
fetzen dir fort vom
zitternden leib
und retten dein leben
welche zerreiszen die stern und
streifen im sturm zu
greifen sind die
im schosze der schönen
andre zertreten die wüste
landschaft der himmel
monde zu staub
im televi graufirn
hendrix zerfetzte die hymne
kinder geschrei der
bomben ist die
im gong düsen drei klang
398. entlassen
manchmal jagst du durch butter brot und
gummi kakteen
wellen gischt zerrissner pappen alee azaleen
oder aus den räumen der stille zwischen
den tönen
steigen sie auf die dich hören im inneren
sinn doch nicht sehen
melancholische krankenschwestern die schmiegten
sich lächelnd
an deine schulter sie hauchten o zwei oder
lüfte verfächelnd
schwanden sie vorn um die ecke den glasaugenmann
zu verwöhnen
in ihrem reiche war der mit dem mond ei
der könig der feen
doch seit du wieder räumlich die zeiten
geschichten dir schichtest
musst du raus in die stadt wo du gern im
sender berichtest
was du getan in der nacht im palast bei
den blinden so schönen
doch hier die hören dich nicht – sie
schweigen – sie können nur sehen
399. erwerbsregeln
macht mag ich nicht – ich mach dir nicht
den nagus
wer macht hat steht im streit mit draco
magus
wer die million gewinnt wird überfallen
von denen dies verlorn das heiszt von allen
den volkstribun den rächer der verruchten
hast du zum feind du zählst zu den
verfluchten
und wärn wir in der überzahl beim
wählen
wärst du die eins auf die sie alle
zählen
prüft dich die zwei den zweiten schlägt
der dritte
den dritten nummer vier fünf sechs
die sitte
zwar formen sitten anmut der geliebten
und die geliebte acht besiegt den siebten
doch acht ich gleich den neun bis zehn millionen
die zehn millionen eins hoch elf trillionen
und elf trillionen eins hoch guckloch guggel
hupf ich zu castorstaub du muckloch muggel
400. ich bin mal
musik
mal
tellerwaesch
& verseslash
doch imm
dicht
schweif-klamm
er