Adhyâya 201 (B. 201).
Vers 7365 – 7393 (B. 1 – 27).
1. Was ist die Frucht der Hingebung an die Erkenntnis, der Veden
und der Bezähmung, und wie ist der Bhûtâtman
(die empirische Seele) erkennbar? Das sage mir, o Großvater.
2. Auch darüber erzählt man sich folgende alte Geschichte, nämlich
die Unterredung zwischen Manu, dem Vater der
Geschöpfe, und dem großen Rshi
Brhaspati.
3. Dem Prajâpati, dem Oberherrn
der Geschöpfe, stellte der Vorzüglichste in der Schar der Götterweisen,
der große Weise Brhaspati, folgende
Frage in der Vorzeit, indem er sich als Schüler vor ihm als Lehrer
verneigte.
4. Was die Weltursache ist, von wo die Opfersatzung ausging, und welche
Frucht die Weisen der Erkenntnis zuschreiben, sowie was durch den Wortlaut
der Hymnen nicht zum Verständnis gebracht worden ist, das sage mir,
o Heiliger, wie es ist.
5. Was von den Kennern der Klugheitsregeln, der heiligen Überlieferung
und der Mantra's als die durch mancherlei
Opfer und Schenken von Kühen zu erlangende Frucht [verheißen],
und was als solche von jenen Großen geschätzt wird, was ist
das und wie wird es oder wo sich verwirklichen?
6. Woher entstanden sind die Erde, die Erdgeborenen, der Wind, der
Luftraum, die Wasserbewohner und das Wasser, sowie der Himmel und die Himmelsbewohner?
Diese alte Lehre.teile mir mit, o Heiliger.
7. Die Quelle, aus der der Mensch das Wissen zu gewinnen sucht, aus
dieser entspringt auch die auf den Zweck des Wissens gerichtete Betätigung.
Ich aber kenne dieses höchste Ursprüngliche nicht und weiß
nicht, ob ich einen irrtümlichen Weg der Betätigung einschlage.
8. Obgleich ich die Sammlung der Rc's und
Sâman's, sowie die Yajus,
die Metren, den Gang der Gestirne und die
Worterklärung studiert habe, nebst Grammatik, Ritual und Lautlehre,
so kenne ich doch nicht den Ursprung der Wesen.
9. Das alles mögest du mir, o Herr, erklären mit allgemeinen
Worten und in seinen Besonderheiten, das also mögest du mir, o Herr,
darlegen, und welche Frucht aus der Erkenntnis oder aus den Werken entspringt,
10. und wie die Seele aus dem Körper herausfährt, und wie
sie wieder in einen neuen Körper eingeht.
Alles, was einem lieb ist, das nennt man Lust, und Schmerz wird das
Unerwünschte benannt;
11. und „das Erwünschte möge mir zuteil werden, das andere
möge mir fern bleiben“, diesem Wunsche zuliebe ist die Werkvorschrift
gegeben worden. Aber „das Erwünschte und das Unerwünschte möge
mir beides nicht zuteil werden“, wer so denkt, dem zuliebe ist die Erkenntnisvorschrift
gegeben worden.
12. Die wunschbehafteten Hingebungen an das Werk werden im Veda
gelehrt; nur wer von ihnen sich frei gemacht hat, erlangt das Höchste;
aber der Mensch, der nach Lust begehrend auf dem mannigfaltigen Pfad der
Werke dahinwandelt, der fährt zur Hölle.
Also Erwünschtes und Unerwünschtes, Lust Und Schmerz, der
auf diese gerichtete Wunsch schwebt dem Menschen vor, wenn er Werke vollbringt?
13. Nur wer von ihnen sich frei gemacht hat, ist in das Höchste
eingegangen; um jener willen aber ist die Werkvorschrift gegeben worden;
den Wunschhaften gefällt die Hingebung an die Werke; wer von ihnen
sich frei gemacht hat, der ergreift damit das Höchste.
14. Entflammt durch Werke, die ihn selbst und anderes zum Ziele haben,
bewegt sich der nach Lust Strebende glänzend in der Pflicht; aber
als ein von dem Pfade der Werke Fernliegendes erlangt man das wunschlose
höchste Brahman.
15. Die Wesen sind erschaffen durch den Wunsch (manas)
und durch das Werk, und diese beiden sind als die guten Wege bei den Leuten
beliebt; das Werk scheint ihnen teils ewig, teils vergänglich zu sein,
aber nur das Aufgeben der Wünsche ist die Ursache zur [Erreichung
des Ewigen], und eine andere gibt es nicht.
16. Vermöge seines eigenen Âtman [sieht.er],
wenn sein Âtman nicht mehr von Finsternis
umhüllt ist, so wie das Auge der Führer ist, wenn die Nacht weicht;
sein Wissen aber ist mit der Tugend des Erkennens ausgestattet, und er
sieht, daß das Werk unschön und zu vermeiden ist.
17. Schlangen, scharfe Grasspitzen und Brunnenlöcher meiden die
Menschen, wenn sie sie erkannt haben; aber aus Unkenntnis geraten manche
in sie hinein; siehe, welch ausgezeichnete Frucht in dem Erkennen liegt!
18. Aber, der vollständige und vorschriftsmäßig verwendete
Hymnus, ferner die vorgeschriebenen Opfer und der dabei gespendete Opferlohn,
das Spenden von Nahrung und die Meditation des Geistes, — fünffach,
so sagen sie, ist das Werk und seine Frucht.
19. Tugendhaft ist das Werk, wie die Veden sagen,
um seinetwillen ist der Hymnus da, den das Werk voraussetzt, ist die Vorschrift
da, das Vorgeschriebene und seine Erfassung mit dem Verstande, aber bei
allem dem ist der verkörperte Âtman der,
welcher die Frucht genießt.
20. Töne, Gestalten und schöne Geschmacksempfindungen, schöne
Berührungen und Gerüche, über diese ist ein Mensch Herr,
auch ehe er zum Orte [der Vergeltung] gelangt ist, denn eine derartige
Frucht wird ihm sicher zuteil in der durch seine Werke verdienten Welt.
21. Alle Werke, die einer mit seinem Körper vollbringt, deren
Frucht erlangt er, indem er wieder mit einem Körper verbunden wird;
nur der Körper ist der Tummelplatz der Lust, und auch des Schmerzes
Tummelplatz ist nur der Körper.
22. Alle Werke, die einer mit seiner Rede vollbringt, deren Frucht
erlangt er durch die Rede; und alle Werke, die einer durch sein Manas
vollbringt, deren Frucht erlangt einer, indem er mit einem Manas
verbunden ist.
23. Je nachdem einer die Qualität der Werke betreibt, nach ihrer
Frucht begehrend und auf die Frucht der Werke versessen, dementsprechend
wird er mit dieser Qualität verknüpft und genießt die gute
oder schlechte Frucht seines Werkes.
24. Wie ein Fisch der Strömung nachfolgt, so folgt der Mensch
dem von ihm vorher begangenen Werke nach; aber nur an dem guten Werke erlebt
er Freude, aber keine Freude erlebt an der Übeltat die erhabene Seele.
25. Nachdem du erfahren hast, woher diese ganze Lebewelt entsprungen
ist, und woran Selbstbewußte vorbeigehen, so mögest du auch
das, was durch den Wortlaut der Hymnen nicht zum Verständnis gebracht
worden ist, dieses, was das Höchste ist, vernehmen von mir, der ich
es dir sage.
26. Das von Geschmack und den mancherlei Gerüchen Freie, das Tonlose,
Unberührbare, Unsichtbare, Ungreifbare, Unoffenbare, Farblose, Eine,
dieses hat die fünf Arten der Geschöpfe erschaffen.
27. Was nicht Weib, noch Mann, noch auch ein Neutrum ist, nicht
seiend, noch auch nichtseiend und auch nicht seiend und nichtseiend zugleich,
was die brahmanwissenden Menschen schauen,
dieses Unvergängliche vergeht nicht, das sollst du merken.
Adhyâya 202 (B. 202).
Vers 7394 – 7416 (B. 1 – 23).
1. Aus dem Unvergänglichen ist der Äther entstanden, aus
diesem der Wind, ans diesem das Feuer, aus diesem das Wasser, aus dem Wasser
die Erde, auf der Erde entsteht die Welt der Lebenden.
2. Aus diesen Leibern in das Wasser übergehend und aus dem Wasser
zu Feuer, Wind, Äther geworden, kehren jene, welche das [wahre] Wesen
besitzen, nicht aus dem Äther zurück, sondern erlangen die höchste
Erlösung.
3. Nicht warm ist es und nicht kalt, nicht weich, noch hart, nicht
sauer, herb, süß oder bitter, nicht hörbar, nicht riechbar
und nicht sichtbar ist jene höchste Wesenheit.
4. Es kennt der Leib das Gefühl, die Zunge den Geschmack, die
Nase die Gerüche, es kennen die Ohren die Töne und das Auge die
Gestalten, nicht aber erfassen jenes Höchste die Menschen, welche
nicht den höchsten Âtman kennen.
5. Abkehrend den Geschmackssinn von den Geschmäcken, die Nase
vom Geruch, die Ohren von dem Tone, die Haut von der Berührung und
das Auge von der Eigenschaft der Sichtbarkeit, schaut man das Höchste,
die eigene Selbstwesenheit.
6. Dasjenige aber, durch welches ergreifend man etwas tut, dasjenige,
in welchem man diese Tätigkeit anhebt, dasjenige, in welchem und durch
welches einer zum Täter von etwas wird, was die Ursache ist, das erkennen
jene Weisen als ein [bloßes] Aggregat.
7. Aber dasjenige, was alldurchdringend und allvollbringend ist, was
von Liedern [wie Brahmabindu-Up. 12, nach
Nil.] gefeiert in der Welt bestehen bleibt,
was die Allursache ist und als höchste Seele wirkend, das ist es,
was verschieden ist von dem, was Ursache und Wirkung heißt.
8. Denn so wie ein Mensch durch seine eigenen [lies sva] Werke Gutes
und Schlimmes unfehlbar erlangt, so wird in guten und schlimmen Verkörperungen
vermöge der aus den eigenen Werken entspringenden Frucht die Wissenschaft
[von dem Höchsten] gebunden (latent).
9. Wie eine vorher angezündete Fackel, indem sie leuchtet, dem,
was sie nicht ist, Sichtbarkeit verleiht, so streben hier die in den Fackeln
der fünf Sinne sich verzweigenden Bäume, wenn sie von der Erkenntnis
entzündet werden, nach dem Höchsten hin.
10. Und wie von einem Könige beauftragt die vielen Minister seine
Autorität im einzelnen zum Ausdruck bringen, so sind in den Leibern
fünf einzelne Richtungen der Erkenntnis vorhanden, aber Er ist ihr
Oberherr.
11. Wie die Flammen des Feuers, wie die Stöße des Windes,
wie die Strahlen der Sonne und die Wasser der Ströme hin und her wogend
gehen und kommen, so steht es auch mit den Körpern der Verkörperten.
12. Und wie einer, der die Axt ergriffen hat, nicht den Rauch und das
Feuer sieht, die in dem [zu spaltenden] Holze verborgen schlummern, so
kann einer den Leib mit Bauch, Händen und Füßen zerschneiden
und sieht doch nicht das, was von dem allem verschieden ist.
13. Wie aber einer, der eben jene Holzscheite aneinander reibt, durch
ihre Verbindung den Rauch und das Feuer zu sehen bekommt, so sieht der
Verständige, zugleich mit Sinnen und Geist Behaftete, als ein Erweckter
[lies budhah mit C.] das Höchste, nämlich
jene seine eigene Wesenheit.
14. Und wie man etwa im Traume den eigenen Leib auf die Erde
herabgestürzt sieht als verschieden von dem, was man in Wirklichkeit
ist, so geht der mit den Sinnesorganen, mit Manas
und mit Buddhi Behaftete [beim Tode]
aus dem einen Lingam (hier gleich Körper) in ein anderes Lingam
über.
15. Durch die Zufälligkeiten, Entstehen, Wachstum und Vergehen
wird jener höchste Verkörperte nicht betroffen, sondern wandert
unsichtbar aus einem Lingam in ein anderes Lingam vermöge der Behaftung
mit der Frucht der Werke.
16. Nicht mit dem Auge sieht man die Gestalt des Âtman,
und nicht gelangt man irgendwie dazu, ihn zu berühren, auch ist er
es nicht, der durch jene [Organe] eine Wirkung vollbringt; sie können
ihn nicht sehen, wohl aber sieht er sie.
17. So wie in der Nähe eines flammenden Feuers irgendeiner [z.B.
ein Eisenklumpen nach Nil.] die aus der Glut
herrührende Erscheinungsform annimmt, aber außer ihr keine andere
Beschaffenheit der Gestalt zugleich mit übernimmt, so wird an einem
Menschen nur die eine Erscheinungsform [nämlich die Geistigkeit, caitanyam]
desselben [des Âtman] sichtbar [nicht aber Allwissenheit, Allgegenwart
usw., vgl. auch Maitr. Up. 3,3;
Sechzig Upânishad's S. 324].
18. Und so geht auch der Mensch, nachdem er den Leib verlassen hat,
unsichtbar in eine andere Körperlichkeit ein; und indem er seinen
Leib in den großen Elementen zurückläßt, so übernimmt
er dann eine [neue] auf jenen [den großen Elementen] beruhende Erscheinungsform.
19. Sodann geht der Leibträger (die Seele) ein in die von allen
Seiten zusammengebrachten Äther, Wind, Feuer, Wasser und Erde, und
die Sinnesorgane wie Ohren usw., mit ihrer betreffenden Aufgabe sich befassend,
von vielen Seiten unterstützt, nehmen ihre fünf Qualitäten
an.
20. ;Das Ohr übernimmt sie aus dem Äther, der Geruchsinn
aus der Erde, feuerartig ist sodann die Sichtbarkeit wie auch die Verdauung;
die auf das Wasser sich stützende Energie wird sodann Geschmack [lies
rasah mit C.] genannt, und windartig ist die
Qualität, die sich zum Gefühl gestaltet.
21. In den großen Elementen wohnen die fünf [Qualitäten]
und ebenso wohnen sie als die Zwecke der fünf Sinnesorgane in den
Sinnesorganen. Diese alle aber folgen dem Manas nach,
das Manas wiederum der Buddhi
und die Mati (Buddhi) der Selbstnatur
(svabhâva).
22. Was an guten oder bösen Werken oder sonstwie getan worden
ist, das nimmt er auf in seinen Leib; dem Manas folgen
nach die hohen und die niedrigen Taten, wie die Wassertiere dem Strome
in seinem Laufe.
23. So wie das flüchtig Vorübergehende in den Gesichtskreis
des Blickes eintritt, und wie ein Großgestalteter als klein erscheint,
und wie man seine eigene Wesenheit [im Spiegel] als Gestalt erschaut, so
geht das Höchste in den Gesichtskreis der Buddhi
ein.
Adhyâya 203 (B. 203).
Vers 7417 – 7439 (B. 1 – 23).
1. Aber dasjenige, was, zunächst von den Sinnesorganen umhüllt,
die ihm angehefteten Guna's lange Zeit
in der Erinnerung nicht los werden kann, dieses, nämlich die höchste
Selbstwesenheit, erscheint weiterhin, nachdem die Sinnesorgane gehemmt
sind, in der Gestalt der Buddhi.
2. Solange einer nicht imstande ist, die gleichzeitig und zu verschiedenen
Zeiten von allen Seiten her auf ihn eindringenden Sinnendinge völlig
zu verachten, solange bewegt er, der Weise, sich in der veränderlichen
Welt; darum ist er, der Eine, Höchste, ein Verkörperter.
3. In das Rajas, das Tamas
und in das Sattvam als drittes, in
diese verschiedenen, seinen Standort bildenden Guna's
geht er ein; so geschieht es, daß der Verkörperte in die Sinnesorgane
hineinfährt, wie der Wind in das im Brennholze lodernde Feuer.
4. Nicht durch das Auge kann man die Gestalt des Âtman
schauen, nicht schaut ihn der Tastsinn, ein Sinn nach dem andern
[schaut ihn nicht], auch ist kein Wahrnehmen desselben, welches das Ohr
als Kennzeichen hat, durch das Gehör möglich; er schaut, was
in dieser Weise [durch das Sinnesorgan] getan wird, das Organ aber fällt
dahin [wird als nichtig erkannt].
5. Das Ohr und die übrigen Organe sehen nicht, sondern jeder sieht
seinen Âtman durch den Âtman;
er als allwissend und allschauend, er als allwissend schaut jene.
6. Wie die andere Seite des Himâlaya,
wie die Rückseite des Mondes, so ist es nie von Menschen vorher gesehen
worden, aber darum ist es doch nicht nicht.
7. Ebenso ist in den Wesen jener subtile Bhûtâtman
(Element-Âtman), der den Erkenntnis-Âtman
in sich enthält, nie mit Augen vorher gesehen worden, aber
darum ist er doch nicht nicht.
8. So wie die Leute die Zeichnung im Monde, obgleich sie sie sehen,
doch nicht herausfinden, ebenso ist jenes zwar vorhanden, aber nicht hervortretend;
doch kann man nicht sagen, daß es nicht das Höchste sei.
9. Die Weisen, auf den Gang der Sonne merkend, sehen mit dem Auge des
Geistes die gestalthafte Sonne, auch wo sie vor dem Aufgang oder nach dem
Untergang keine Gestalt zeigt.
10. Ebenso suchen mit der Leuchte des Verstandes die sehr Weisen das
Entfernte sich nahe zu bringen, so daß es erkennbar wird und die
Erkenntnis sich darauf richten kann.
11. Denn es kann ja doch ohne das richtige Mittel kein Zweck .erreicht
werden, wie ja auch die am Wasser Lebenden nur mittels gestrickter Netze
die Fische fangen können.
12. So wie der Fang von Wild durch Wild, von Vögeln durch Vogel,
von Elefanten durch Elefanten bewerkstelligt wird, so wird das zu Erkennende
durch die Erkenntnis ergriffen.
13. Nur die Schlange ist ja auch imstande, die Fußspuren (pâdân)
der Schlange zu sehen, wie wir hören; ebenso sieht man in den Gestalten
durch die Erkenntnis den in den Gestalten weilenden zu Erkennenden.
14. Wie die Sinnesorgane nicht imstande sind, die Sinnesorgane wahrzunehmen,
so ist auch hier der höchste Verstand nicht imstande, das Höchste,
zu Verstehende zu sehen.
15. So wie der Mond in der Neumondsnacht nicht gesehen wird, weil ein
Merkmal fehlt, er aber darum nicht vernichtet ist, so, wisse, ist es mit
dem Verkörperten.
16. Denn in der Neumondsnacht ist der Mond nicht sichtbar, weil seine
Behausung verschwunden ist; ebenso ist jener Verkörperte nicht wahrnehmbar,
wenn er von der Körperlichkeit befreit ist.
17. Und so wie, einen andern Raum erlangt habend, der Mond wieder glänzt,
so glänzt der Verkörperte wieder, nachdem er einen andern Körper
(lingam) erlangt hat.
18. Entstehen, Wachsen und Schwinden desselben wird durch den Augenschein
wahrgenommen, aber dies ist nur der Fall beim Monde, nicht aber bei jenem
Verkörperten.
19. Wie durch die Kraft seines Entstehens und Wachsens der Mond als
solcher auch in der Neumondsnacht erschlossen wird, so steht es auch mit
dem Gestalteten.
20. Wie die Finsternis, wenn sie den Mond beschleicht und wieder freigibt,
nicht gesehen wird, siehe, so ist es mit dem Verkörperten, wenn er
[den Körper] losläßt und wieder in ihn hineinschleicht.
21. Wie die Finsternis nur vermöge ihrer Verbindung mit Mond und
Sonne sichtbar ist, so wird vermöge seiner Verbindung mit dem Körper
der Verkörperte als solcher erkannt.
22. Wie Râhu, nachdem er von Sonne
und Mond [die er verschlungen hatte] losgekommen ist, nicht wahrgenommen
wird, so wird, nachdem er vorn Körper losgekommen ist, der Verkörperte
nicht wahrgenommen.
23. Und wie der Mond, nachdem er in der Neumondsnacht geweilt hatte,
wieder mit den Mondhäusern verbunden wird, so wird [der Verkörperte],
nachdem er vom Körper befreit ist, mit den Früchten seines Werkes
verbunden.
Adhyâya 204 (B. 204).
Vers 7440 – 7459 (B. 1-20).
1. So wie im Traume dieser sichtbare Leib daliegt und das Geistige,
das mit den Sinnesorganen verbundene Bewußtsein, umherschweift [vgl.
Brh. Up. 4,3,13],
ebenso ist es auch nach dem Tode mit dem, was entsteht, und dem, was vergeht.
2. Wie einer in ruhigem Wasser mit dem Auge seine Gestalt sieht, so
sieht man, weil die Sinne zur Ruhe gebracht sind, mit der Erkenntnis das
zu Erkennende.
3. Und wie ebenderselbe, wenn jenes Wasser bewegt ist, seine Gestalt
nicht mehr sieht, ebensowenig (tathâ)
kann man im aufgeregten Zustande der Sinnesorgane das zu Erkennende durch
die Erkenntnis schauen.
4. Durch Nichtwissen wird Buddhilosigkeit
bewirkt, durch Buddhilosigkeit wird das Manas
mitfortgerissen, wird aber das Manas verdorben,
so werden seine fünf Abkömmlinge [die Indriya's]
mitverdorben.
5. Wer sich am Nichtwissen, erfreute und in die Sinnendinge versenkt
war, der wird [nach dem Tode] nicht erfreut, sondern in einer mit der unsichtbaren
Werkfrucht behafteten Weise kehrt sein Bhûtâtman
zu den Sinnendingen zurück.
6. Eine Abscheidung von dem Durste (tarsha)
findet hienieden nicht statt für den Menschen (purusha)
wegen seines Beschmutztseins. Erst dann erlischt der Durst, wenn die Sünde
zu Ende gegangen ist.
7. Aber wegen der Befangenheit und des Zufluchtsuchens des Ewigen in
den Sinnendingen und weil einer mit dem Manas anderes
[als er sollte] verlangt, gelangt er nicht zu dem Höchsten.
8. Die Erkenntnis geht dem Menschen auf, wenn das böse Werk vernichtet
wird, dann schaut er wie in einer klaren Spiegelfläche sich selbst
in sich selbst.
9. Wer den Sinnesorganen die Zügel schießen läßt,
der leidet; wer ebendieselben bändigt, dem ist es wohl; darum soll
man von den Objekten der Sinnesorgane sich selbst durch sich selbst zügelnd
zurückhalten.
10. Den Sinnesorganen steht das Manas voran,
und höher als dieses ist die Buddhi;
höher als die Buddhi ist das Bewußtsein
(jñanam),
höher als das Bewußtsein steht das große Prinzip [mahat
sc. tattvam,
d.h. der Mahân].
11. Aus dem Unentfalteten [d.h. der Prâkrti]
geht hervor das Bewußtsein, aus diesem die Buddhi,
aus dieser das Manas [wie Kâth.
Up. 3,10-11, mit Einschiebung von jñanam];
das Manas, mit Ohr usw. sich verbindend, erkennt
richtig die Töne usw.
12. Wer diese, die Töne usw., aufgibt und mit ihnen alle übrigen
Entfaltungen [vyaktayah als Akkusativ!],
nämlich die aus der Prâkrti
entspringenden Scharen, fahren läßt, der, indem er diese losläßt,
erlangt Unsterblichkeit.
13. So wie der Sonnengott, wenn er aufgeht, den Kranz der Strahlen
aus sich ausbreitet, und wenn er untergeht, das alles wieder in sich selbst
hereinzieht,
14. ebenso geschieht es, daß das innere Selbst, in den Körper
eingehend, nachdem es mit den Strahlen der Sinnesorgane die fünf Qualitäten
der Sinnesorgane erreicht hat, zurückkehrend wieder untergeht.
15. Den durch das Werk gewiesenen Weg wird einer immer wieder und wieder
geführt und erlangt die Frucht der Werke, nachdem er die aus ihnen
hervorgehende Beschaffenheit erlangt hat.
16. Die Sinnendinge kehren sich ab von der Seele, die sich nicht mehr
an ihnen nährt, und indem sie nicht mehr geschmeckt werden, geht,
auch der Geschmack an ihnen verloren für einen, der das Höchste
geschaut hat.
17. Wenn die Buddhi, von den Qualitäten
ihres Wirkens befreit, im Manas weilt, dann
geht dieses ein in das Brahman, indem es in
eben demselben untergeht.
18. Dann geht man ein in die nicht-fühlende, nicht-hörende,
nicht-schmeckende, nicht-sehende, nicht-riechende und nicht-denkende höchste
Wesenheit.
19. In dem Manas versinken die Gestalten,
das Manas aber geht ein in die Mati
(Buddhi), die Mati
geht ein in das Bewußtsein (jnânam),
das Bewußtsein in das Höchste.
20. Nur durch die Sinnesorgane kann das Manas
sich betätigen, nicht kann das Manas
die Buddhi erkennen, nicht die Buddhi
das Unentfaltete, aber das Feine [der Âtman]
schaut sie alle.
Adhyâya 205 (B. 205).
Vers 7460 – 7485 (B. 1-26).
1. Wenn ein Schmerzanfall, sei es ein körperlicher oder geistiger,
sich einstellt, gegen den eine Anstrengung nichts ausrichten kann, so soll
man sich nicht weiter um ihn kümmern.
2. Das ist das Heilmittel des Schmerzes, daß man sich nicht um
ihn kümmert, denn wenn man über ihn grübelt, so drängt
er sich auf und wächst nur noch mehr an.
3. Durch Denken soll man den geistigen Schmerz bekämpfen, wie
den körperlichen durch Arzneimittel, denn dazu ist die Erkenntnis
fähig; man soll es den Kindern nicht gleichtun.
4. Vergänglich ist Jugend, Schönheit, Leben, Besitzanhäufung,
Gesundheit und Zusammensein mit Freunden; der Weise soll nicht danach trachten.
5. Man soll nicht als einzelner klagen über das Leid, das das
ganze Land betrifft, sondern ohne zu klagen soll man ihm abhelfen, wenn
man ein Heilmittel ersieht.
6. Im Leben überwiegt das Leid die Lust, daran ist kein Zweifel,
und für einen, der noch an den Sinnendingen klebt, ist vermöge
seiner Verblendung der Tod unerwünscht.
7. Der Mensch, welcher beides, Leid und Lust, aufgibt, der erlangt
das unendliche Brahman; solche Weisen klagen
nicht.
8. Mit Schmerz werden die Schätze erworben, und auch ihre Bewahrung
macht keine Freude; mit Schmerz werden sie erlangt, um ihren Verlust soll
man sich nicht kümmern.
9. Die Erkenntnis entspringt aus dem Erkenntnisobjekte, das wisse,
und das Manas besitzt die Qualität des
Erkennens, es ist mit dem Organ der Erkenntnis ausgerüstet, und nach
ihm tritt die Buddhi in Tätigkeit.
10. Wenn die mit der Qualität ihrer Tätigkeit ausgerüstete
Buddhi im Manas sich
betätigt, dann wird durch Erkenntnis, Hingebung und Versenkung das
Brahman erkannt.
11. Solange diese Buddhi mit den Qualitäten
behaftet ist, beschäftigt sie sich auch nur mit den Qualitäten
und gleitet von dem andern [dem Brahman] ab,
wie Wasser von einem Berggipfel.
12. Aber wenn sie die qualitätlose Meditation, die schon vorher
da war, im Manas [weilend] erlangt, dann wird
das Brahman erkannt, wie der Goldstrich auf
dem Probierstein.
13. Aber wenn das Manas, nachdem es vorher
sich fortreißen ließ durch den Anblick der Sinnendinge, nicht
mehr achtet auf die Qualitäten des vor Augen Liegenden, dann gewinnt
es einen Einblick in das Qualitätlose.
14. Alle jene Pforten verschließend, gelangt man, im Manas
stehend und im Manas die Konzentration
bewirkend, zu jenem Höchsten.
15. Wenn die großen Elemente durch Aufhebung ihrer Qualitäten
zunichte werden, dann nimmt die Buddhi die
Sinnesorgane in sich auf und verharrt im Manas.
16. Wenn diese Buddhi im Manas
verharrt und sich im Innern desselben hält und dabei mit der
Qualität der Entschließung begabt ist, dann bemächtigt
sie sich des Manas.
17. Und wenn das vorher mit den Qualitäten des Qualitäthaften
belastete Manas zur Qualität der Meditation
gelangt, dann läßt es alle jene Qualitäten fahren und erlangt
das Qualitätlose.
18. Aber was die Erkenntnis des Unentfalteten betrifft, so ist ein
entsprechendes Schauen desselben nicht möglich. Denn wo kein Abdruck
einer Fußspur vorhanden ist, wer kann da eines Gegenstandes habhaft
werden?
19. Durch Askese, durch Schlußfolgerung, durch Tugenden, durch
edle Geburt und durch Schriftgelehrtheit soll man dem höchsten Brahman
nachstreben mit reinem innern Geiste.
20. Von Qualitäten frei geht man außerhalb derselben dem
guten Wege nach zu dem, was zwar wegen Ermangelung der Qualitäten
oder seiner Natur nach unerforschlich ist, aber doch dem Erkennbaren sich
ähnlich macht.
21. Dann erlangt die Buddhi, die sich bisher in den Qualitäten
bewegt hatte, wegen ihrer Qualitätlosigkeit das Brahman
und kehrt zurück von ihrem Behaftetsein mit den Qualitäten
[die dann in ihr schlummern] wie das Feuer im Brennholze.
22. So wie die fünf Sinne [etwa im Schlafe] von ihren Tätigkeiten
frei werden, so wird auch das höchste Brahman
frei, welches höher ist als die Prâkrti.
23. In dieser Weise treten alle Verkörperten aus der Prâkrti
hervor, und bei ihrer Abkehr von derselben kehren sie zurück
und gehen in den Himmel ein.
24. Der Purusha, die Prâkrti,
die Buddhi, die Sinnesobjekte (vishayâh)
und die Sinnesorgane (indriyâni), der
Ahamkâra und (!) das Ichbewußtsein
(abhimâna), das ist der Komplex, welcher
ein Wesen (bhûtam) genannt wird.
25. Die ursprüngliche Entstehung dieses Komplexes geht hervor
aus der Prâkrti (pradhânam),
die sekundäre hält sich an die gegenseitige Paarung, durcheinander
ohne Unterschied.
26. Dann wird aus gutem Verhalten Glückseligkeit gewonnen und
aus bösem Unseligkeit; der mit Leidenschaften Behaftete geht ein in
die Prâkrti, aber leidenschaftlos
soll der sein, welcher das Wissen besitzt.
Adhyâya 206 (B. 206).
Vers 7486 – 7517 (B. 1-32).
1. Solange die fünf [Indriya's] samt
dem Manas mit jenen fünfen [den Qualitäten]
verbunden sind, wird jenes Brahman gesehen
werden, wie ein Faden, der sich durch einen Edelsteinschmuck durchzieht.
2. Und wie es dann wieder derselbe Faden ist, der ein Goldgeschmeide
durchzieht oder in Perlen, Korallen oder in einem tönernen Schmuck
erscheint,
3. so erscheint in Ochsen, Pferden und Menschen oder in Elefanten und
Antilopen, ja auch in Würmern und Schmetterlingen der durch seine
eigenen Werke in sie gebannte Âtman.
4. Und je nach dem Körper, in welchem er lebt, und je nach dem
Werke, welches er in ihm vollbringt, dementsprechend erlangt er durch diese
oder jene Verkörperung in die eine oder die andere Frucht.
5. Wie die Erde, die doch nur einen Geschmack hat, sich den Zwecken
der verschiedenen Pflanzen anpaßt, so bringt die Buddhi
den jeweiligen innern Âtman zur
Erscheinung, indem sie sich dabei nach seinen Werken richtet [oder: so
richtet sich die den innern Âtman zur
Erscheinung bringende Buddhi nach den jeweiligen
inneren Werken].
6. Nach der Erkenntnis richtet sich das Verlangen, nach dem Verlangen
die Absicht, nach der Absicht das Werk, das Werk als Wurzel habend ist
sodann die Frucht.
7. Die Frucht geht zurück auf das Werk, das Werk auf das Erkennbare,
das Erkennbare auf die Erkenntnis, die Erkenntnis auf das, was ist und
nicht ist.
8. Wenn die Erkenntnisse und ihre Früchte, wenn die Erkenntnisobjekte
und auch die Werke zugrunde gegangen sind, dann bleibt als Frucht das Wissen
als eine Erkenntnis, die auf das Erkenntnisobjekt sich gründet.
9. Dieses ist das große höchste Wesen, welches die Yogin's
schauen; ihn, der im Âtman weilt, schauen
nicht die Unverständigen, deren Verständnis in den Guna's
befangen ist.
10. Größer als die Erscheinungsform der Erde ist die der
Wasser; größer als die Wasser ist das Feuer, größer
als das Feuer der Wind,
11. größer als der Wind ist der Äther, höher als
dieser steht das Manas, größer
als das Manas ist die Buddhi,
größer als die Buddhi wird die
Zeit genannt;
12. größer als die Zeit ist jener heilige Vishnu,
der diese ganze Welt beherrscht; nicht Anfang, nicht Mitte, nicht Ende
gibt es dieses Gottes.
13. Weil er ohne Anfang, ohne Mitte und ohne Ende ist, ist er der Unvergängliche;
er ist erhaben über alle Leiden, denn das Leiden ist etwas Endliches.
14. Er ist das höchste Brahman, ist
die Heimat, die höchste Stätte; die, welche zu ihm gelangen,
werden erlöst von dem Reiche der Zeit und gehen in die Erlösung
ein.
15. Sie leuchten hervor unter den Guna's;
weil gunalos,
ist darüber erhaben das Höchste; die wahre Pflicht hat als Merkmal
Einkehr in sich, dadurch wird man reif für die Unendlichkeit.
16. Die Hymnen, Opfersprüche und Lieder des Veda
stützen sich auf den Körper, schweben auf der Zungenspitze,
sind mühsam zu gebrauchen und vergänglich.
17. Nicht aber gilt von Brahman, daß
es auf den Körper sich stützend entstehe, nicht gilt von ihm,
daß es mühsam zu gebrauchen sei, auch hat es weder Anfang, Mitte,
noch Ende.
18. Einen Anfang haben die Hymnen, einen Anfang die vedischen
Lieder und Opfersprüche, und was einen Anfang hat, das nimmt
auch ein Ende; von dem Brahman aber gibt es
keinen Anfang.
19. Und weil es anfanglos und endlos ist, ist es ohne Ende und unvergänglich,
und weil es unvergänglich ist, ist es frei von Leiden, keine Gegensätze
enthaltend und daher das Höchste.
20. Vermöge ihres Verhängnisses, ihrer Ratlosigkeit und ihrer
Kettung an die Werke sehen die Menschen nicht, wodurch sie zu seiner Stätte
gelangen können.
21. Denn weil der Mensch mit den Sinnendingen behaftet ist und in ihnen
etwas ewig [auch in der Brahmanwelt] Fortdauerndes
sieht und somit in seinem Herzen nach etwas anderm trachtet, darum gelangt
er nicht zum Höchsten.
22. Was sie hier als Guna's [der
Prâkrti] sehen, danach trachten
die niedrigen Menschen und verlangen nicht nach dem Höchsten, weil
es gunalos ist, sie aber nach den Guna's
begehren.
23. Wer aber in die niederen Guna's
(Qualitäten) verstrickt ist, wie sollte der auch nur höhere Guna's
erkennen, — nur durch Folgerung ist es ja zu erkennen, — wie sollte er
durch die Guna's als seine Glieder
das Höchste erlangen?
24. Durch feines Denken erkennen wir es, durch die Rede können
wir es nicht ausdrücken; denn der Geist muß durch den Geist
erfaßt werden und das Sichtbare durch das Sehen.
25. Durch die Erkenntnis läutert man die Buddhi,
durch die Buddhi das Manas
und durch das Manas die Schar der Organe,
so erlangt man das Höchste.
26. Wer durch die Buddhi freigemacht und
durch das Manas gekräftigt worden ist,
der kann zu dem Wunschlosen, Gunalosen
gelangen, aber hienieden in ihrer Verstörung bleiben die Menschen
von dem Höchsten ausgeschlossen, wie der Wind von dem Feuer, welches
im Brennholze schlummert.
27. Wenn die Guna's zertrümmert
und Trennung von ihnen erreicht ist, dann richtet sich der Geist (manas)
immerfort auf das, was für die Buddhi zu
hoch und zu tief ist; auf diese Weise vorgehend, gelangt man heim Abstreifen
der Guna's zum Brahmanleibe.
28. Der Purusha, unentfalteten Wesens,
nachdem er die Werke entfaltet hat, geht zur Zeit des Endes wieder in die
Unentfaltetheit ein, zusammen mit den Organen, welche wachsen und wieder
hinwelken, entwickelt auch er sich, nach Belieben sich gestaltend.
29. Mit allen Sinnesorganen verbunden und einen Körper erlangt
habend, stützt er sich auf die fünf Elemente; weil er dazu nicht
imstande ist vermöge des Werks, geht er hienieden nicht zu Ihm, von
Ihm verlassen, der das Höchste, Ewige ist.
30. Der Mensch sieht nicht das Ende dieser Erde, und doch wird ihr
Ende kommen, das sollst du wissen; sie [wohl: die Werke] verschlagen ihn,
den in Verwirrung geratenen Höchsten, wie der Wind ein Schiff auf
dem Meere.
31. Wie die Sonne, nachdem sie sich mit einer Beschaffenheit versehen
hat, frei von dieser Beschaffenheit wird, indem ihr Strahlenkranz schwindet,
so geht ein Muni, wenn er hienieden das Unterschiedlose
erlangt hat, zu dem qualitätlosen, unvergänglichen Brahman
ein.
32. Den nicht [in den Sarnsâra]
Eingegangenen, der das höchste Ziel der Wohlgesinnten ist, den durch
sich selbst Seienden, den Hort alles Entstehens, den Unvergänglichen,
dieses Ewige, Unsterbliche, Unvergängliche, Beständige, wer dieses
erkennt, der erlangt die höchste Unsterblichkeit.
So lautet im Mokshadharma
die Unterredung zwischen Manu und Brhaspati
(Manu-Brhaspati-samvâda).