Hiernach denken wir uns die Geschichte dieses Abschnittes wie folgt. Chând.5,1-11 und Brh.6,1-3 gehen auf eine gemeinsame, nur mündliche aber im Gedächtnis ziemlich treu fixierte Quelle zurück, welche die Rührtrankzeremonie zur Erreichung irdischer Größe und die Fünf-  S.133  feuerlehre über die Schicksale der Seele im Jenseits schon verbunden enthielt. Erstere wurde zunächst, durch Bezugnahme auf das Weltall (aham eva idam sarvam asâni) im Widerspruch zu der ursprünglichen, nicht beseitigten Tendenz zu einem Upanishad-Stück umgewandelt. Zweitens wurde in dieselbe der Rangstreit der Organe (ein häufiges und beliebtes Thema) unter Anpassung an die Attribute derselben als jyeshtha, vasishta usw. eingeschoben. So gelangte das Ganze in die Chând.Up. des Sâmaveda. Der weiße Yajurveda hingegen, um an die Rührtrankzeremonie (shrîmantha) unmittelbar die Zeugungszeremonie (putramantha, Brh.6,4) sich auschließen zu lassen, hob die Fünffeuerlehre heraus, wobei die eine Zweigschule (Mâdhyandina's) dieselbe vor die Rührtrankzeremonie,. die andre (Kânva's) sehr unpassend mitten in dieselbe hineinsetzte. – Somit liegt in der Anordnung wie auch in der größern Einfachheit der Ausführung die Ursprünglichkeit auf seiten von Chând., während die Ausdrucksweise meistens in Brh.eine altertümlichere Haltung zeigt. Nur die Stelle von dem dürren Baum, dessen Äste und Blätter wieder wachsen, wenn man den Rührtrank darauf gießt, steht richtig allein in Brh.; in Chând.5,2,3 ist sie hinter den Rangstreit der Organe geraten und, um dort zu passen, durch die Abänderung brûyât ganz verfälscht worden.
 

jyeshtash ca ha vai shreshtash ca bhavati
prâno vâva jyeshtash ca shreshtash ca (1)

der wird zum edelsten und besten.
Der Lebenshauch, wahrlich, ist der edelste und beste.

visishto ha svânâm bhavati
vâg vâva visishtah (2)

der wird zum reichsten unter den Seinen.
Die Rede, wahrlich, ist der reichste.

prati ha tishtanty asmimsh ca loke 'mushmimsh ca
cakshur vâva pratishtâ (3)

der findet einen Standort in dieser Welt und in jener.
Das Auge, wahrlich, ist der Standort.

sam hâsmai kâmâh padyante daivâsh ca mânushâsh ca
shrotram vâva sampat (4)

der erlangt die Wünsche, die göttlichen sowohl als die menschlichen.
Das Ohr, wahrlich, ist die Erlangung.

âyatanam ha svânâm bhavati
mano ha vâ âyatanam (5)

der wird zum Stützpunkte der Seinen.
Das Manas, wahrlich, ist der Stützpunkt.

'ham shreyân asmy aham shreyân asmîti (6)

„Ich habe den Vor-  S.134  rang; nein, ich habe den Vorrang.“

bhagavan ko nah shreshta iti

„Ehrwürdiger, wer hat unter uns den Vorrang?“

yasmin va utkrânte sharîram pâpishtataram iva drshyeta
sa vah shreshta iti (7)

„Derjenige unter euch, nach dessen Auszuge sich der Leib am allerübelsten befindet,
der hat unter euch den Vorrang.“

katham ashakatarte majjîvitum iti

prânantah prânena pashyantash cakshushâ shrnvantah shrotrena dhyâyanto manasaivam iti

„Wie habt ihr ohne mich leben können?“ –

und doch mit dem Odem atmen, mit dem Auge sehen, mit dem Ohre hören, mit dem Manas denken.“ –

katham ashakatarte majjîvitum iti

prânantah prânena vadanto vâcâ shrnvantah shrotrena dhyâyanto manasaivam iti

„Wie habt ihr ohne mich leben können?“ –

und doch mit dem Odem atmen, mit der Rede reden, mit dem Ohre hören, mit dem Manas denken.“ –

katham ashakatarte majjîvitum iti

prânantah prânena vadanto vâcâ pashyantash cakshushâ dhyâyanto manasaivam iti

„Wie habt ihr ohne mich leben können?“ –

und doch mit dem Odem atmen, mit der Rede reden, mit dem Auge sehen, mit dem Manas denken.“ –

katham ashakatarte majjîvitum iti

prânantah prânena vadanto vâcâ pashyantash cakshushâ shrnvantah shrotrenaivam iti

„Wie habt ihr ohne mich leben können?“ –

und doch mit dem Odem atmen, mit der Rede reden, mit dem Auge sehen, mit dem Ohre hören.“ –

sa yathâ suhayah padvîshashankûn samkhided
evam itarân prânân samakhidat

aber gleichwie ein edles Roß [wenn es sich losreißt] die Pflöcke der Fußfesseln mit herausreißt,
also riß er die andern Lebenshauche mit heraus.

bhagavann edhi
tvam nah shreshto 'si motkramîreti (12)

„Ehrwürdiger, sei du es!
Du hast den Vorrang über uns, nur ziehe nicht aus!“

yad aham vasishto 'smi tvam tad vasishto 'sîty

yad aham pratishtâsmi tvam tad pratishtâsîti (13)

„Womit ich die reichste bin, damit bist du der reichste.  S.135

„Womit ich der Standort bin, damit bist du der Standort.“

yad aham sampad asmi tvam tad sampadasîty

yad aham âyatanam asmi tvam tad âyatanam asîti (14)

„Womit ich die Erlangung bin, damit bist du die Erlangung.“

„Womit ich der Stützpunkt bin, damit bist du der Stützpunkt.“

prânâ ity evâcakshate prâno hy evaitâni sarvâni bhavati (15)

sondern die Lebenshauche nennt man sie, denn der Odem ist sie alle.

yat kiñcid idam
â shvabhyah â shakunibhya iti hocus

Sie aber sprachen: „Alles, was hier vorhanden ist,
bis herab zu [dem was] den Hunden und den Vögeln [als Nahrung dient].“
Hunde und Vögel sind sprichwörtlich dafür bekannt, daß sie alles, auch das Unreinste, essen. (von einem Gegessenwerden derselben kann natürlich keine Rede sein, wiewohl schon der Redaktor von Brh.6,1,14 die Sache dahin zu verstehen scheint.)

ano ha vai nâma pratyaksham
na ha vâ evam-vidi kañcanânannam bhavatîti (1)

denn Ana ist sein unverhüllter Name.
Wahrlich, für den, der solches weiß, gibt es nichts, was nicht seine Nahrung wäre.
Die Stelle bedeutet zunächst nicht (wie das dem Petrus erscheinende Tuch, Act.10,11) eine Aufhebung der Speiseverbote (solche praktische Tendenzen liegen dem Geiste der Upanishad's fern) sondern nur, daß, wer sich als den Prâna weiß, in allem von ihm Beseelten die Nahrung ißt (vgl. Brh 1,3,17. Chând.5,18,1). Doch konnte die Stelle im erstern Sinne mißdeutet werden, daher sie Brh.6,1,14 (offenbar sekundär) wie folgt abgeändert wird: "Von dem wird keine Unspeise (d.h. unerlaubte Speise) gegessen, keine Unspeise zu sich genommen, wer also dieses als Speise des Ana (lies anasya annam) weiß."

âpa iti hocus

Sie aber sprachen: „Das Wasser“ [vgl. Rgv.10,121,7. Atharvav.10,2,7]. –

purastâc coparishtâc câdbhih paridadhati
lambhuko ha vâso bhavaty anagno ha bhavati

so umgeben sie ihn vorher und nachher mit Wasser [indem sie den Mund ausspülen];
damit nämlich wird er ein Kleid empfangend, damit wird er ein Nicht-nackender.

goshrutaye vaiyâghrapadyâyoktvovâca

dem Goshruti, Abkömmling des Vyâghrapad, und sprach:

jâyerann evâsmin châkhâh praroheyuh palâshânîti (3)

so würden ihm die Äste wachsen und die Blätter sprießen.“

amâvâsyâyâm dîkshitvâ
paurna-mâsyâm râtrau sarvaushadhasya mantham
dadhi-madhunorupamathya
 

so muß er, nachdem er in der Neumondnacht die Weihe angetreten hat,
in der Vollmondnacht einen Rührtrank von allerlei Kräutern
in saurer Milch und Honig quirlen

agnâvâjyasya hutvâ manthe sampâtam avanayet (4)

hierbei opfert er geschmolzene Butter im Feuer und gießt den Bodenrest in den Rührtrank;

agnâvâjyasya hutvâ manthe sampâtam avanayet

hierbei opfert er geschmolzene Butter im Feuer und gießt den Bodenrest in den Rührtrank;

agnâvâjyasya hutvâ manthe sampâtam avanayet

hierbei opfert er geschmolzene Butter im Feuer und gießt den Bodenrest in den Rührtrank;

agnâvâjyasya hutvâ manthe sampâtam avanayet

hierbei opfert er geschmolzene Butter im Feuer und gießt den Bodenrest in den Rührtrank;

agnâvâjyasya hutvâ manthe sampâtam avanayet (5)

hierbei opfert er geschmolzene Butter im Feuer und gießt den Bodenrest in den Rührtrank.

sa hi jyeshtyah shreshtyo râjâdhipatih

aham evedam sarvam asânîti (6)

Ja, er ist der edelste und beste, der König und Oberherr,

Möge ich dieses Weltall sein!“

tat savitur vrnîmaha ity âcâmati
vayam devasya bhojanam ity âcâmati
shreshtam sarva-dhâtamam ity âcâmati
turam bhagasya dhîmahîti sarvam pibati
„Das Gut des Gottes Savitar“ – hier schlürft er,
„Das labereiche wählen wir“ – hier schlürft er,
„Das beste, allerquickendste“ – hier schlürft er,
„Der Kraft des Segners eingedenk“ – hier trinkt er das Ganze aus.

pashcâd agneh samvishati
carmani vâ sthandile vâ
vâcamyamo 'prasâhah

so legt er sich westlich vom Feuer schlafen,
sei es auf einem Felle oder auf dem bloßen Erdboden,
ohne mehr zu sprechen  S.137  und unentwegten Herzens.

samrddham karmeti vidyât (7)

so soll er wissen, daß sein Werk gelungen ist.

tam ha pravâhano jaibalir uvâca
kumârânu tvâ shishat pitety
anu hi bhagava iti

Da sprach zu ihm Pravâhana, Sohn des Jîbala:
„Knabe, hat dich dein Vater belehrt?“
– „Ja wohl, Ehrwürdiger“, sprach er.

na bhagava iti

na bhagava iti

na bhagava iti (2)

– „Nein, Ehrwürdiger“, sprach er.

„Nein, Ehrwürdiger“, sprach er.

– „Nein, Ehrwürdiger“, sprach er.

na bhagava iti

naiva bhagava iti (3)

– „Nein, Ehrwürdiger“, sprach er.

– „Auch nicht, Ehrwürdiger“, sprach er.

yo hîmâni na vidvât katham so 'nushishto bruvîteti

tam hovâcânanushishya vâva kilam mâ
bhagavân abravîd anu tvâshisham iti (4)

Wer diese Fragen nicht beantworten kann, wie kann der erklären, belehrt worden zu sein?“

und sprach zu ihm:  S.141  „So hast du also, ohne mich belehrt zu haben,
behauptet, Ehrwürdiger, du habest mich belehrt!

teshâm naikañcanâshakam vivaktum iti

yathâham eshâm naikañcana veda
yady aham imân avedishyam katham te nâvakshyam iti (5)

von denen habe ich nicht eine beantworten können.“ [Lücke.]

daß ich deren auch nicht eine weiß.
Wenn ich sie selbst gewußt hätte, wie würde ich sie dir nicht gesagt haben?“

tasmai ha prâptâyârhâñ cakâra

tam hovâca

varam vrnîthâ iti

Der empfing ihn, als er anlangte, ehrenvoll.

Und der König sprach zu ihm:

wähle dir eine Gabe.“ –

vâcam abhâshathâstâm eva me brûhîti  sa ha krcchî babhûva (6)

Aber die Rede, die du in des Knaben Gegenwart verbrachtest, die erkläre mir!“

tam hovâca

Dann sprach er zu ihm:

yatheyam na prâk tvattah purâ vidyâ brâhmanân gacchati
tasmâd sarveshu lokeshu kshatrasyaiva prashâsanam abhûd iti

diese Lehre vordem und bis auf dich nicht bei den Brahmanen in Umlauf ist,
darum eben ist in allen Welten das Regiment bei dem Kriegerstande geblieben.“

tasyâditya eva samid rashmayo dhûmo 'har arcish
candramâ angârâ nakshatrâni visphulingâh (1)

tasyâ âhuteh somo râjâ sambhavati (2)

die Sonne ist sein Brennholz, die Strahlen sein Rauch, der Tag seine Flamme,
der Mond seine Kohlen, die Sterne seine Funken.

Aus dieser Opferspende entsteht der König Soma.

tasya vâyur eva samid abhram dhûmo vidyud arcir
ashanir angârâ dvâdanayo visphulingâh (1)

der Wind ist sein Brennholz, die Wolke sein Rauch, der Blitz seine Flamme,
der Donnerkeil seine Kohlen, die Schloßen seine Funken.

tasyâ âhuter varsham sambhavati (2)

Aus dieser Opferspende entsteht der Regen.

tasyâh samvatsara eva samid âkâsho dhûmo râtrir arcir
disho 'ngârâ avântaradisho visphulingâh (1)

tasyâ âhuter annam sambhavati (2)

das Jahr ist sein Brennholz, der Äther sein Rauch, die Nacht seine Flamme,
die Himmelspole die Kohlen, die Zwischenpole die Funken.

Aus dieser Opferspende entsteht die Nahrung.

tasya vâg eva samit prâno dhûmo jihârcish
cakshur angârâh shrotram visphulingâh (1)

tasyâ âhute retah sambhavati (2)

die Rede ist sein Brennholz, der Odem sein Rauch, die Zunge seine Flamme,
das Auge seine Kohlen, das Ohr seine Funken.

Aus dieser Opferspende entsteht der Same.

tasya upastha eva samit yad upamantrayate sa dhûmo yonir arcir
yad antahkaroti te 'ngârâ abhinandâ visphulingâh (1)

tasyâ âhuter garbhah sambhavati (2)

der Schoß ist sein Brennholz, daß man sie anspricht der Rauch, die Scham die Flamme,
die Einfügung die Kohlen, das Lustgefühl die Funken.

Aus dieser Opferspende entsteht die Leibesfrucht.

sa ulbâvrto garbho dasha vâ nava vâ mâsân antah shayitvâ yâvad
vâtha jâyate (1)

Nachdem der Embryo, von der Eihaut umhüllt, zehn Monate, oder wie lange es ist, im Innern gelegen,
so wird er geboren.

tam pretam dishtam ito 'gnaya eva haranti
yata evaito yatah sambhuto bhavati (2)

Nachdem er gestorben, so tragen sie ihn von hier zu seiner Bestimmung ins Feuer,
woher er gekommen, woraus er entstanden ist.

ye ceme 'ranye shraddhâ tapa ity upâsate

und jene, welche im Walde mit den Worten: «Der Glaube ist unsre Askese» Verehrung üben,

archisho har
ahna âpûryamânapaksham
âpûryamânapakshâd yân shad udang eti mâsâms tân (1)
mâsebhah samvatsaram
samvatsarâd âdityam
âdityâc candramasam
candramaso vidyutam

aus der Flamme in den Tag,
aus dem Tage in die lichte Hälfte des Monats,
aus der lichten Hälfte des Monats in das Halbjahr, wo die Sonne nordwärts gehet,
2. aus dem Halbjahre in das Jahr,
aus dem Jahre in die Sonne,
aus der Sonne in den Mond,
aus dem Monde in den Blitz; –

tatpurusho 'mânavah
sa enân brahma gamayaty
esha devayânah panthâ iti (2)
daselbst ist ein Mann, der ist nicht wie ein Mensch,
der führet sie hin zu Brahman.
Dieser Pfad heißt der Götterweg.

te dhûmam abhisambhavanti
dhûmâd râtrim
râtrer aparapaksham
aparapakshâd yân shad dakshinaiti mâsâm
stân naite samvatsaram abhiprâpnuvanti (3)

die gehen ein in den Rauch [des Leichenfeuers],
aus dem Rauche in die Nacht,
aus der Nacht in die dunkle Hälfte des Monats,
aus der dunkeln Hälfte des Monats in das Halbjahr, wo die Sonne südwärts gehet;
diese gelangen nicht in das Jahr,

mâsebhyah pitrlokam
pitrlokâd âkâsham
âkâshâc candramasam esha somo râjâ
tad devânâm annam tam devâ bhakshayanti (4)
4. sondern aus dem Halbjahre in die Väterwelt,
aus der Väterwelt in den Äther,
aus dem Äther in den Mond; der ist der König Soma,
und er ist die Speise der Götter, die verzehren die Götter.

punar nivartante yathetam âkâsham
âkâshâd vâyum
vâyur bhûtvâ  dhûmo bhavati
dhûmo bhûtvâbhram bhavati (5)
abhram bhûtvâ megho bhavati
megho bhûtvâ pravarshati ta iha

so kehren sie auf demselben Wege wieder zurück, wie sie gekommen, in den Äther,
aus dem Äther in den Wind;
nachdem einer Wind geworden, wird er zu Rauch,
nachdem er Rauch geworden, wird er zu Nebel,
6. nachdem er Nebel geworden, wird er zur Wolke,
nachdem er Wolke geworden, regnet er herab.

'to vai khalu durnishprapataram
yo yo hy annam atti yo retah siñcati
tad bhûya eva bhavati (6)

Daraus freilich ist es schwerer herauszukommen;
denn nur wenn ihn einer gerade als Speise verzehrt und als Samen ergießt,
so kann er sich daraus weiter entwickeln (tad bhûya' eva bhavati).

abhyâsho ha yatte ramanîyâm yonim âpadyeran
brâhmanayonim vâ kshatriyayonim vâ vaishyayonim

ha yatte kapûyâm yonim âpadyer
añshvayonim vâ sukarayonim vâ candâlayonim vâ (7)

für die ist Aussicht, daß sie in einen erfreulichen Mutterschoß eingehen,
einen Brahmanenschoß oder Kshatriyaschoß oder Vaishyaschoß; –

für die ist Aussicht, daß sie in einen stinkenden Mutterschoß eingehen,
einen Hundeschoß, oder Schweineschoß, oder in einen Candâlaschoß.

jâyasva mriyasvety etat trtîyam sthânam
tenâsau loko na sampûryate
tasmâj jugupseta tad esha shlokah (8)

bei denen es heißt: : «werde geboren und stirb». Dieses ist der dritte Ort.
Darum wird jene Welt nicht voll.
Darum soll man sich hüten! – Darüber ist dieser Vers:

stoto hiranyasya surâm pibamsh ca
guros talpamâvasan brahmahâ
chaite patanti chatvârah pañcamash câcaram stair iti (9)
9. Der Dieb des Goldes und der Branntweintrinker,
Brahmanenmörder, Lehrers Bett Beflecker,
Die vier und fünftens, wer mit ihnen umgeht, stürzt.

na saha tair apyâcaran pâpmanâ lipyate
shuddhah pûtah punyaloko bhavati
ya evam veda
ya evam veda (10)

der fürwahr, und wenn er mit ihnen umginge, wird vom Bösen nicht besudelt,
sondern lauter bleibt er und unbefleckt in der Welt der Reinen,
wer solches weiß, –
wer solches weiß.“

„Und er sprach zu ihnen:
Ihr alle, dieweil ihr die Vaishvânaras nur als gesondert von euch kanntet,
habt von ihnen gesondert die Nahrung gegessen.
Aber fürwahr, als ein Spannegroßes (prâdeshamâtram) gleichsam
sind die Götter leicht faßbar vorgestellt worden (abhisampanna),
und ich will sie euch so erklären, daß ich sie als ein Spannegroßes vorstellig mache.
Und er sprach,
      indem er auf die Stirn zeigte:                                       dieses ist Vaishvânara als überragend;
und indem er auf die Augen zeigte, sprach er:                    dieses ist Vaishvânara als somaglänzend;
und indem er auf die Nasenlöcher zeigte, sprach er:           dieses ist Vaishvânara als sonderpfadig;
und indem er auf den Raum im Munde zeigte, sprach er:    dieses ist Vaishvânara als vielfältiger;
und indem er auf das Wasser im Munde zeigte, sprach er: dieses ist Vaishvânara als Reichtum;
und indem er auf das Kinn zeigte, sprach er:                      dieses ist Vaishvânara als Grundlage.
Der Mensch, das ist der Agni Vaishvânara;
und wer also diesen Agni Vaishvânara als menschenartig, als im Menschen gegründet weiß,
der wehrt das Wiedersterben ab, der kommt zu vollem Alter,
ja nicht einmal den, der seinen Namen nennt, wird Vaishvânara schädigen“
[viel weniger ihn selbst; anders der Schol.].

¹ Chând.5,18,2,  nach Böhtlingk's Auffassung würde die Stelle nur eine tautologische Wiederholung des schon Gesagten sein.

janah shârkarâkshyah budila âshvatarâshvis
te haite mahâshâlâ mahâshrotriyâh sametya
mîmâmsâm cakruh ko na âtmâ kim brahmeti (1)

Jana Shârkarâkshya und Budila Âshvatarâshvi,
alle diese, von großem Reichtum und großer Schriftgelehrtheit, kamen zusammen
und forschten nach: was ist unser Selbst (âtman) und was das Brahman?

sampratîmam âtmânam vaishvânaram adhyeti
tam hantâbhyâ gacchâmeti
tam hâbhyâjagmuh (2)

der eben jetzt den Âtman Vaishvânara (das allverbreitete Selbst) studiert;
wohlan! so laßt uns zu dem hingehen!“ –
Da gingen sie zu ihm hin.

prakshyanti mâm ime mahâshâlâ mahâshrotriyâs
tebhyo na sarvam iva pratipatsye
hantâham anyam abhyanushâsânîti (3)

„Diese Männer von großem Reichtum und großer Schriftgelehrtheit werden mich befragen,
und ich werde ihnen vielleicht nicht auf alles antworten können.
Wohlan! ich will sie auf einen andern verweisen.“

sampratîmam âtmânam vaishvânaram adhyeti
tam hantâbhyâgacchâmeti tam hâbhyâjagmuh (4)

der eben jetzt den Âtman Vaishvânara  S.148  studiert;
wohlan! so laßt uns zu dem hingehen!“ Da gingen sie zu ihm hin.

sa ha prâtah sañjihâna uvâca

Denn er war ein Mann, welcher, wenn er morgens aufstand, sagen konnte:

na me steno janapade
na kadaryo na madyapo
nânâhitâgnir nâvidvân
na svairî svairinî krto
„In meinem Reiche ist kein Dieb,
kein Geiziger, kein Trunkenbold,
kein Opferloser, Schriftloser,
kein Buhler, keine Buhlerin

yâvad ekaikasmâ rtvije dhanam dâsyâmi
tâvad bhagavadbhyo dâsyâmi
vasantu bhagavanta iti (5)

Soviel Lohn, wie ich jedem der Opferpriester geben werde,
soviel will ich auch [jedem von] euch, ihr Ehrwürdigen, geben;
möge es euch gefallen, zu bleiben!“

tam haiva vaded

tam eva no brûhîti (6)

davon kann er auch reden.

so mögest du uns den erklären! –

prâtar vah prativaktâsmîti
te ha samitpânayah pûrvâhne praticakramire

„Morgen werde ich euch Antwort geben.“ –
Da traten sie am frühen Morgen vor ihn mit dem Brennholze in der Hand
[zum Zeichen, daß sie bereit waren, sich als Schüler von ihm aufnehmen zu lassen].

divam eva bhagavo râjann iti hovâcaisha vai

tasmât tava sutam prasutamâsutam kule drshyate (1)

„Den Himmel, ehrwürdiger König“, sprach er. – „Der ist freilich

Darum sieht man in deiner Familie den Soma eintägig, mehrtägig, vieltägig keltern,

atty annam pashyati priyam bhavaty
asya brahmavarcasam kule
ya etam evam âtmânam vaishvânaram upâste

mûrdhâ te vyapatishyadyan mâm nâgamishya iti (2)

denn der ißt Nahrung und sieht, was ihm lieb ist,
und Brahmanenwürde ist heimisch in seiner Familie,
wer als solchen also den Âtman Vaishvânara verehrt.

„und dein Haupt wäre zersprungen, wärest du nicht zu mir gekommen“.

âdityam eva bhagavo râjann iti hovâcaisha vai

tasmât tava bahu vishvarûpam kule drshyate (1)
pravrtto 'shvatarîr atho dâsî nishko

„Die Sonne, ehrwürdiger König“, sprach er. – „Der ist freilich

Darum wird in deiner Familie vieles von allerlei Gestalt gesehen:
2. der rollende Maultierwagen, die Sklavin, der goldne Halsschmuck,

atty annam pashyati priyam bhavaty
asya brahmavarcasam kule
ya etam evam âtmânam vaishvânaram upâste

hovâcândho 'bhavishyo yan mâm nâgamishya iti (2)

denn der ißt Nahrung und sieht, was ihm lieb ist,
und Brahmanenwürde ist heimisch in seiner Familie,
wer als solchen also den Âtman Vaishvânara verehrt.

sprach er, „und blind wärest du geworden, wärest du nicht zu mir gekommen.“

vâyum eva bhagavo râjann iti hovâcaisha vai

tasmât tvâm prthagbalaya âyanti
prthagrathashrenayo 'nuyanti (1)

„Den Wind, ehrwürdiger König“, sprach er. – „Der ist freilich

Darum werden besondere Huldigungsgaben dir dargebracht (âyanti),
und besondere Wagenreihen folgen dir nach,

atty annam pashyati priyam bhavaty
asya brahmavarcasam kule
ya etam evam âtmânam vaishvânaram upâste

prânas ta udakramishyad yan mâm nâgamishya iti (2)

denn der ißt Nahrung und sieht, was ihm lieb ist,
und Brahmanenwürde ist heimisch in seiner Familie,
wer als solchen also den Âtman Vaishvânara verehrt.

„und der Odem wäre aus dir gewichen, wärest du nicht zu mir gekommen.“

âkâsham eva bhagavo râjann iti hovâcaisha vai

tasmât tvam bahulo 'si prajayâ ca dhanena ca (1)

„Den Raum, ehrwürdiger König“, sprach er. – „Der ist freilich

Darum bist du vielfach an Nachkommenschaft und Reichtum,

atty annam pashyati priyam bhavaty
asya brahmavarcasam kule
ya etam evam âtmânam vaishvânaram upâste

sandehas te vyashîryad yan mâm nâgamishya iti (2)

denn der ißt Nahrung und sieht, was ihm lieb ist,
und Brahmanenwürde ist heimisch in seiner Familie,
wer als solchen also den Âtman Vaishvânara verehrt.

„und dein Leibesbestand wäre zerfallen, wärest du nicht zu mir gekommen.“

apa eva bhagavo râjann iti hovâcaisha vai

tasmât tvam rayimân pushtamân asi (1)

„Die Wasser, ehrwürdiger König“, sprach er. – „Die sind freilich

Darum bist du an Reichtum, an Gedeihen reich,

atty annam pashyati priyam bhavaty
asya brahmavarcasam kule
ya etam evam âtmânam vaishvânaram upâste

bastis te vyabhetsyad yan mâm nâgamishya iti (2)

denn der ißt Nahrung und sieht, was ihm lieb ist,
und Brahmanenwürde ist heimisch in seiner Familie,
wer als solchen also den Âtman Vaishvânara verehrt.

„und deine Blase wäre gerissen, wärest du nicht zu mir gekommen.“

prthivîm eva bhagavo râjann iti hovâcaisha vai

tasmât tvam pratishthito 'si prajayâ ca pashubhish ca (1)

„Die Erde, ehrwürdiger König“, sprach er. – „Die ist freilich

Darum bist du gegründet an Nachkommenschaft und an Vieh,

atty annam pashyati priyam bhavaty
asya brahmavarcasam kule
ya etam evam âtmânam vaishvânaram upâste

pâdau te vyamlâsyetâm yan mâm nâgamishya iti (2)

denn der ißt Nahrung und sieht, was ihm lieb ist,
und Brahmanenwürde ist heimisch in seiner Familie,
wer als solchen also den Âtman Vaishvânara verehrt.

„und deine Füße wären verdorrt, wärest du nicht zu mir gekommen.“

vai khalu yûyam prthag ivemam âtmânam vaishvânaram vidvâmso
'nnam attha

„Ihr alle, wie ihr da seid, faßt diesen Âtman Vaishvânara auf, als wäre er ein von euch Gesondertes,
und so eßt ihr die Nahrung.

prâdeshamâtram abhivimânam âtmânam vaishvânaram upaste
sa sarveshu lokeshu
sarveshu bhûteshu
sarveshv âtmasv annam atti

Âtman Vaishvânara so [zeigend] als eine Spanne groß auf sich selbst (abhi) bezogen (vimâna) verehrt,
der ißt die Nahrung in allen Welten,
in allen Wesen,
in allen Selbsten.

mûrdhaiva sutejâsh
cakshur vishvarûpah
prânah prthag vartmâtmâ
sandeho bahulo
bastir eva rayih
prthivyeva pâdâv

ist der glanzvolle [Himmel] das Haupt,
die allgestaltige [Sonne] das Auge,
der sonderpfadige [Wind] der Odem,
der vielfache [Raum] sein Rumpf, sein Leibesbestand,
der Reichtum [Wasser] seine Blase,
seine Füße sind die Erde,

ura eva bedir
lomâni barhir
hrdayam gârhapatyo
mano 'nvâhâryapacana
âsyam âhavanîyah (2)

das Opferbett ist seine Brust,
die Opferstreu seine Haare,
das [runde] Gârhapatya-Feuer sein Herz,
das [halbmondförmige] Anvâhâryapacana-Feuer sein Manas,
das [viereckige] Âhavanîya-Feuer sein Mund.

tâm juhuyât
prânâya svâheti
prânas trpyati (1)

die soll er [in seinem Munde als Âhavanîya-Feuer] opfern
mit den Worten: «Dem Einhauche svâhâ!»
Dann sättigt sich sein Einhauch.

cakshushi trpyaty âditya trpyaty
âditye trpyati dyaus trpyati
divi trpyantyâm
yat kiñ ca dyaush câdityash câdhitishtatas tat trpyati

indem das Auge satt wird, wird die Sonne satt,
indem die Sonne satt wird, wird der Himmel satt,
indem der Himmel satt wird,
wird alles, was Himmel und Sonne beherrschen, satt.

prajayâ pashubhir annâdyena tejasâ brahmavarcaseneti (2)

an Nachkommenschaft, Vieh, Nährspeise, Kraft und Brahmanenwürde.

tâm juhuyâd
vyânâya svâheti
vyânas trpyati (1)

die soll er opfern
mit den Worten: «Dem Zwischenhauche svâhâ!»
Dann sättigt sich sein Zwischenhauch.

shrotre trpyaty candramâs trpyaty
candramasi trpyati dishas trpyanti
dikshu trpyantîshu
yat kiñ ca dishash candramâsh câdhitishtanti tat trpyati

indem das Ohr satt wird, wird der Mond satt,
indem der Mond satt wird, werden die Himmelsgegenden satt,
indem die Himmelsgegenden satt werden,
wird alles, was die Himmelsgegenden und der Mond beherrschen, satt.

prajayâ pashubhir annâdyena tejasâ brahmavarcaseneti (2)

an Nachkommenschaft, Vieh, Nährspeise, Kraft und Brahmanenwürde.

tâm juhuyâd
apânâya svâhety
apânas trpyati (1)

die soll er opfern
mit den Worten: «Dem Aushauche svâhâ!»
Dann sättigt sich sein Aushauch.

vaci trpyantyâm agnis trpyaty
agnau trpyati prthivî trpyati
prthivyâm trpyantyâm
yat kiñ ca prthivî câgnish câdhitishtatasi tat trpyati

indem die Rede satt wird, wird das Feuer satt,
indem das Feuer satt wird, wird die Erde satt,
indem die Erde satt wird,
wird alles, was Erde und Feuer beherrschen, satt.

prajayâ pashubhir annâdyena tejasâ brahmavarcaseneti (2)

an Nachkommenschaft, Vieh, Nährspeise, Kraft und Brahmanenwürde.

tâm juhuyât
samânâya svâheti
samânas trpyati (1)

die soll er opfern
mit den Worten: «Dem Allhauche svâhâ!»
Dann sättigt sich sein Allhauch.

manasi trpyaty parjanyas trpyaty
parjanye trpyati vidyut trpyati
vidyuti trpyantyâm
yat kiñ ca vidyuc ca parjanyash câdhitishtatas tat trpyati

indem das Manas satt wird, wird der Regengott satt,
indem der Regengott satt wird, wird der Blitz satt,
indem der Blitz satt wird,
wird alles, was der Blitz und der Regengott beherrschen, satt.

prajayâ pashubhir annâdyena tejasâ brahmavarcaseneti (2)

an Nachkommenschaft, Vieh, Nährspeise, Kraft und Brahmanenwürde.

tâm juhuyâd
udânâya svâhety
udânas trpyati (1)

die soll er opfern
mit den Worten: «Dem Aufhauche svâhâ!»
Dann sättigt sich sein Aufhauch.

tvaci trpyantyâm vâyus trpyaty
vâyau trpyaty âkâshas trpyaty
âkâshe trpyati
yat kiñ ca vayush câkâshash câdhitishtatas tat trpyati

indem die Haut satt wird>, wird der Wind satt,
indem der Wind satt wird, wird der Äther satt,
indem der Äther satt wird,
wird alles, was Wind und Äther beherrschen, satt.

prajayâ pashubhir annâdyena tejasâ brahmavarcaseneti (2)

an Nachkommenschaft, Vieh, Nährspeise, Kraft und Brahmanenwürde.

yathângârân apohya bhasmani juhuyât tâdrk tat syât (1)

so ist das, wie wenn einer die Kohlen wegschürte und in der Asche opferte.

tasya saveshu lokeshu sarveshu bhûteshu sarveshv âtmasu hutam bhavati (2)

von dem ist es in allen Welten, in allen Wesen, in allen Selbsten geopfert worden.

hâsya sarve pâpmânah pradûyante
ya etad evam vidvân agnihotram juhoti (3)

also auch verflammen alle Sünden dessen,
der, dieses also wissend, das Agnihotram opfert.

âtmani haivâsya tadvaishvânare hutam syâd

so wäre er ihm damit doch in dem Âtman Vaishvânara geopfert worden.

yatheha kshudhitâ bâlâ
mâtaram paryupâsata
evam sarvâni bhûtâny
agnihotram upâsata ity
agnihotram upâsata iti (5)
5. Gleichwie die Kinder hier hungrig
Sitzen rings um die Mutter her,
Also die Wesen all sitzen
  Rings um das Agnihotram her,
– rings um das Agnihotram her.“

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Mundaka- / Prashna- / Mândûkya-Upanishad & Gaudapâdas Kârikâ  des Atharvaveda